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# taz.de -- Besuch von Sudans Präsident in Uganda: Alte Gegner, neue beste Fre…
> Vom Kaffee bis zu Waffen: Die Präsidenten Ugandas und Sudans,
> jahrzehntelang verfeindet, suchen den Schulterschluss.
Bild: Früher verfeindet, rollte Uganda dem sudanesischen Präsidenten nun den …
Kampala taz | International war Sudans Präsident Omar Hassan al-Bashir
lange geächtet, aber am Montag wurde er in Uganda mit 21 Salutschüssen
empfangen. Schon auf dem Rollfeld von Entebbe hieß ihn Ugandas Präsident
Yoweri Museveni mit militärischen Ehren willkommen: Zwei seit den 1980er
Jahren verfeindete Präsidenten treffen sich zum Handschlag.
Es ist Bashirs zweiter Uganda-Besuch innerhalb kurzer Zeit, auch zur
Inaugurationsfeier Musevenis im Mai 2016 nach dessen Wiederwahl war er
anwesend. Eine umstrittene Sache: Eigentlich soll Bashir festgenommen
werden, wenn er sich in einem Land aufhält, welches Mitglied des
Internationalen Strafgerichtshofes ist. Der sucht Bashir seit 2009 mit
Haftbefehl wegen Verbrechen seiner Armee in Darfur. Uganda kooperierte
bislang eng mit dem Weltgericht, das auch gegen die Führer der einst von
Sudan unterstützten ugandischen Terrormiliz LRA (Lord’s Resistance Army)
Haftbefehle erlassen hat und einem davon aktuell den Prozess macht.
Doch nirgends in Afrika muss Sudans Präsident mehr um seine Freiheit
fürchten. Don Wanyama, Musevenis Pressesprecher, erklärte: „Die
Afrikanische Union vertritt die Position, dass diese Haftbefehle nicht in
Kraft treten sollen – Afrikas Probleme sollten von Afrikanern gelöst
werden.“
Also wurde Bashir in Uganda zwei Tage lang hofiert. Es gehe um ein neues
Kapitel der Kooperation, so eine gemeinsame Pressemitteilung. Bashir hat
Unternehmer und Minister im Schlepptau. Sie wollen in Ugandas
Kaffeeproduktion investieren, heißt es. Die Rede ist auch von einer
direkten Flugverbindung zwischen den beiden Hauptstädten Kampala und
Khartum sowie eine engere Zusammenarbeit in der Sicherheit: Sudan gehört zu
Afrikas führenden Waffenproduzenten.
## Jahrzehntelang waren sie Gegenspieler
Dieser Auftakt einer freundschaftlichen Beziehung ist eine radikale
Trendwende. Jahrzehntelang waren Bashir und Museveni direkte Gegenspieler:
Uganda unterstützte militärisch und ideologisch Südsudan, das 2011 nach
jahrzehntelangem Befreiungskampf die Unabhängigkeit vom Norden erlangte. Im
Gegenzug rüstete Bashirs Regime die ugandischen LRA-Rebellen auf. Ihr
Führer Joseph Kony, ebenfalls vom Internationalen Strafgerichtshof mit
Haftbefehl gesucht, hält sich bis heute unter Schutz Bashirs im Sudan auf.
Die Trendwende ist kein Zufall. In der Region kriselt es gewaltig. Uganda
steckt im Clinch mit Ruanda, im Südsudan herrscht Bürgerkrieg und auch in
Kenia ist nach dem Wahldebakel das Risiko von Instabilität hoch. Museveni,
der als dienstältester Staatschef der Region stets versucht,
stabilisierende Allianzen zu knüpfen, streckt also jetzt die Hand seinem
früheren Erzfeind entgegen.
Uganda verspricht sich von der Bashir-Connection auch bessere
Wirtschaftsbeziehungen zu den arabischen Ländern. Bashir hat angeboten, ein
Investitionsforum für arabische und afrikanische Unternehmen in Khartum
abzuhalten und für Museveni den Türöffner zu spielen, um mehr
Direktinvestitionen nach Uganda zu holen. Uganda will bald mit der
Ölproduktion beginnen, die seit über fünfzehn Jahren immer wieder als
Schlüssel zum Reichtum versprochen wird. Am Samstag legte Museveni mit
seinem Amtskollegen John Magufuli aus Tansania den Grundstein für eine
Exportpipeline, die das ugandische Öl aus Hoima über Tansania an den
Indischen Ozean bringen soll.
Langfristig will Museveni die Landwirtschaft industrialisieren, vor allem
den Kaffeesektor. Westliche Unternehmen zögern, in Uganda Geschäfte zu
machen, weil Museveni mit 73 Jahren seine verfassungsgemäß letzte Amtszeit
innehat. So sucht der Präsident nach alternativen Partnern. In Bashir hat
er einen gefunden.
14 Nov 2017
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Uganda
Sudan
Omar Hassan al-Bashir
Yoweri Museveni
Sudan
Lesestück Meinung und Analyse
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Migration
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