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# taz.de -- NS-Verbrechen in der Sowjetunion: Neue Ermittlungen gegen alte Nazis
> Bei der Stelle zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen laufen neue Verfahren
> gegen KZ-Mitarbeiter. Dem Wiesenthal-Center dauern sie zu lange.
Bild: Massengrab ermordeter Juden in Babi Yar nach der Exhumierung durch die Ro…
Berlin taz | Die Zentrale Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen wird noch
in diesem Jahr die Vorermittlungen gegen weitere mutmaßlich kriminelle
Alt-Nazis abschließen und an die zuständigen Staatsanwaltschaften
weiterleiten. Das sagte der Leiter der Einrichtung, Oberstaatsanwalt Jens
Rommel der taz.
Die Fälle beziehen sich nach Rommels Aussage vor allem auf Personen, die in
Konzentrationslagern eingesetzt worden waren. Ob auch Vorermittlungen gegen
Personal der SS-Einsatzgruppen abgeschlossen werden könne, sei dagegen noch
unklar. Auf eine Zahl der Verfahren wollte sich Rommel nicht festlegen. Es
werde aber angesichts des Alters der Verdächtigen von Jahr zu Jahr
schwieriger, noch lebende mutmaßliche NS-Verbrecher zu finden.
Ein veränderte Rechtssprechung erlaubt seit wenigen Jahren auch dann eine
Anklage und Verurteilung von NS-Tätern wegen Beihilfe zum Mord, wenn diesen
kein individueller Mord nachgewiesen werden kann. Dabei gilt allein ihre
Anwesenheit in einem Vernichtungslager zur Verurteilung, da die Personen
dort mit ihrer Tätigkeit die Morde begünstigt haben.
Dies hat der Bundesgerichtshof bestätigt. Ob diese Rechtsprechung auch auf
Täter aus den Reihen der Einsatzgruppen angewendet werden kann, ist
ungeklärt, da es noch kein entsprechendes Verfahren gegeben hat.
## Acht lebende Verdächtige
Die Zentrale Stelle in Ludwigsburg ermittelt derzeit gegen acht Angehörige
der Einsatzgruppen, davon fünf von der Einsatzgruppe A und drei der
Einsatzgruppe C. Grundlage dieser Recherchen ist eine Liste von 80
Personen, die das Wiesenthal-Center in Jerusalem 2014 zur Verfügung
gestellt hatte. Diese acht seien noch am Leben, sagte Rommel.
Der als Nazi-Jäger geltende Efraim Zuroff vom Wiesenthal-Center hat den
Ludwigsburgern zu schleppende Ermittlern vorgeworfen. „Wir befinden uns in
einem Rennen gegen die Zeit, um möglichst viele Täter des Holocaust vor
Gericht zu bringen“, sagte er. „Worauf warten sie? Darauf, dass sie
sterben? Dass sie krank werden und nicht mehr vor Gericht gestellt werden
können?“
Rommel erklärte die lange Verfahrensdauer mit den schwierigen Ermittlungen.
Es sei noch nicht geklärt, zu welcher Untereinheit die betroffenen Personen
gehörten. Entsprechend könne man auch noch nicht sagen, ob und welche
Verbrechen sie begangen hätten.
## Judenmord hinter der Front
Die Einsatzgruppen waren mobile Mord-Einheiten, die vor allem in der
Sowjetunion hinter der Front zum Judenmord eingesetzt wurden. Sie
erschossen ab 1941 mindesten 600.000 Menschen. Den Einsatzgruppen gehörten
vor allem SS-Männer und Polizisten an. Angehörige der Einsatzgruppe C waren
es, die in der Schlucht von Babi Yar bei Kiew im September 1941 mehr als
30.000 Juden erschossen.
Dem ARD-Magazin „Kontraste“ war es gelungen, zwei der drei Verdächtigen
ausfindig zu machen, die der Einsatzgruppe C angehörten. Der heute
94-Jährige Kurt G. sagte dem Magazin, er habe hinter der Front gearbeitet
und dort Fahrzeuge repariert. Er sei selbst überrascht gewesen, nach dem
Krieg zu hören, dass sechs Millionen Juden ermordet wurden. Herbert W. (95)
wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.
29 Sep 2017
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
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