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# taz.de -- IEA hat Ökostrom jahrelang unterschätzt: Ignoriertes brennt läng…
> China wird zum Sonnenstaat, die Energieagentur IEA meldet Rekorde für
> Solarenergie. Das aber liegt auch an früheren Fehleinschätzungen.
Bild: Die Entwicklung der Solarindustrie hat die Erwartungen weit überflügelt
Berlin taz | Wenig hat dem Ruf der Internationalen Energieagentur (IEA) so
geschadet wie ihre Fehleinschätzungen zu den erneuerbaren Energien. Über
Jahre hat die OECD-Behörde in Paris, die quasi offiziell für die
Industriestaaten die globalen Energiemärkte analysiert, die Chancen von
Solar- und Windenergie krass unterschätzt. Jetzt aber legt die IEA Zahlen
vor, die vor allem [1][dem Solarstrom] den Durchbruch bescheinigen: Zum
ersten Mal kamen demnach 2016 die meisten neuen Kraftwerkskapazitäten
[2][nicht aus der Kohle], sondern von der Photovoltaik.
Deren mögliche Leistung stieg allein im vergangenen Jahr noch einmal um die
Hälfte auf weltweit 74 Gigawatt (GW) – so viel wie etwa 80 Atomkraftwerke.
„Die Solarenergie geht voran in einem weiteren Rekordjahr für die
Erneuerbaren“, schreibt die IEA.
Denn zwei von drei neuen Anlagen zur Stromerzeugung beziehen ihre Energie
demnach aus Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse. Im vergangenen Jahr kamen
weltweit insgesamt 165 GW Ökostrom ans Netz. Das ist fast so viel, wie alle
Kraftwerke in Deutschland zusammen leisten können (202 GW). Auf Platz zwei
ist der bisherige Tabellenführer Kohle abgerutscht. 2016 gab es 57 GW
Kapazitäten durch neue, dreckige Kraftwerke, allerdings wurden auch 29 GW
stillgelegt.
Gründe für den Boom sind Preisverfall und Politik – vor allem in China. Das
Land baut 60 Prozent aller Solarpaneele und installiert jede zweite
Solaranlage auf der Welt. Die billige Technik genießen alle: Auch in
Indien, Mexiko oder Chile sind neue Solarprojekte billiger als Kohle.
Ökostrom stehe vor einer „neuen Ära“, schreibt die IEA: Bis 2022 werde die
Leistung der Erneuerbaren noch einmal um 43 Prozent wachsen. Dann soll
insgesamt fast so viel Ökostrom erzeugt wie durch den Klimakiller Kohle.
Größte Erneuerbare bleibt die Wasserkraft.
Warum lag die IEA so lange daneben? Niemand habe geahnt, dass dreckige Luft
in China und schneller Klimawandel zu derart drastischen Änderungen in
Politik und zu rasant sinkenden Preisen führen werde, sagt die IEA.
Kritiker wie die Berliner Energy Watchgroup hatten immer wieder Lücken in
den IEA-Berichten entdeckt: 2015 etwa gab es dreimal so viel Solaranlagen
wie von der IEA vorhergesehen. Ihre Prognosen für Windkraft wurden sogar
bereits 20 Jahre vorher erfüllt, Kohle, Öl und Atom lange überschätzt.
Nun betont IEA-Chef Fatih Birol, man habe aus den Fehlern gelernt. Das wird
sich zeigen. Im aktuellen Bericht äußert sich die Behörde skeptisch zu
E-Mobilen: 2022 würden sie nicht mehr als 1 Prozent des weltweiten Stroms
verbrauchen. So ähnlich klangen die Fehleinschätzungen auch früher.
4 Oct 2017
## LINKS
[1] /Krise-in-der-Photovoltaikindustrie/!5396981
[2] /Weniger-Kohlekraftwerke-in-Asien/!5390702
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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