| # taz.de -- Die PARTEI gewinnt gegen den Bundestag: Keine Strafe für den Geldv… | |
| > Als die AfD Gold verkaufte, wurde sie von der Satirepartei Die PARTEI | |
| > parodiert, die Geld verkaufte. Ein Gericht urteilte: Das war ein legaler | |
| > Trick. | |
| Bild: „Prozess gewonnen“: Martin Sonneborn jubiliert | |
| BERLIN taz | Die Partei von Martin Sonneborn wird für ihren Geldhandel im | |
| Jahr 2014 nicht bestraft. Das Verwaltungsgericht Berlin kassierte an diesem | |
| Donnerstag die von der Bundestags-Verwaltung verhängten Strafzahlungen, die | |
| Die Partei an den Rand der Zahlungsfähigkeit gebracht hätten. Die Partei | |
| hatte 2014 satirisch auf einen Fehler im Parteiengesetz aufmerksam gemacht, | |
| den vor allem die AfD ausgenutzt hatte. | |
| Parteien erhalten in Deutschland für jede Wählerstimme und jeden | |
| eingeworbenen Spenden-Euro staatliche Zuschüsse. Diese Zuschüsse dürfen | |
| jedoch die Höhe der eigenen Einnahmen der Partei nicht übersteigen. Diese | |
| „relative Obergrenze“ soll sicherstellen, dass die Parteien in der | |
| Gesellschaft verankert sind und nicht zu sehr vom Staat abhängen. | |
| Weil die AfD anfangs noch relativ wenig Einnahmen hatte, ersann sie einen | |
| Trick, um ihre Eigen-Einnahmen aufzublähen. Über ihre Webseite verkaufte | |
| sie Gold. Eine Australian-Kangaroo-Münze kostete 113,50 Euro, einen | |
| südafrikanischen Eine-Unze-Krugerrand gab es für 1046 Euro. Die AfD machte | |
| damit nur minimalen Gewinn. Aber das war ihr egal, denn für die Berechnung | |
| der „relativen Obergrenze“ kam es nicht auf den Gewinn an, sondern auf die | |
| Umsätze. | |
| Diesen Trick parodierte Die Partei im Dezember 2014 und begann mit einem | |
| Geldhandel. „Solange die Gesetzeslage solchen Unfug zuläßt, wollen wir an | |
| Einfallsreichtum nicht zurückstehen“, sagte Partei-Schatzmeister Norbert | |
| Gravius. Bei der Partei erhielt jeder, der 105 Euro überwies, einen | |
| 100-Euro-Schein und zwei Partei-Postkarten. Abzüglich der Versandkosten | |
| blieben der Partei laut Gravius nur 7 Cent Gewinn, aber auch Die Partei | |
| hatte ihre „relative Obergrenze“ spürbar angehoben. Für das Jahr 2014 | |
| standen ihr damit zusätzliche Zuschüsse in Höhe von 70.000 Euro zu. | |
| Der Gesetzgeber reagiert relativ schnell und änderte Ende 2015 das | |
| Parteiengesetz. Die „relative Obergrenze“ wird nun anders berechnet: Es | |
| können nur noch die Gewinne aus unternehmerischer Tätigkeit berücksichtigt | |
| werden – statt wie bisher die Umsätze. Die neuen Regeln wurden schon für | |
| das Jahr 2015 angewandt. | |
| Doch was galt für das trickreiche Jahr 2014? Die AfD konnte die dank | |
| Goldhandel erhöhten Staatszuschüsse behalten, entschied die | |
| Bundestags-Verwaltung. Dagegen wurde der Geldhandel von Die Partei | |
| beanstandet. Die 70.000 Euro zusätzlich erhalten Zuschüsse wurden bei | |
| späteren Abschlagszahlungen einbehalten. Außerdem verlangte die | |
| Bundestags-Verwaltung 383.750 Euro als Strafzahlung. Dagegen klagte jedoch | |
| Die Partei. „Uns droht die Insolvenz“, warnte Martin Sonneborn, der | |
| Vorsitzende der Satirepartei, „dann muss uns der Staat retten, weil wir | |
| systemrelevant sind“. | |
| ## Vorläufiger Erfolg | |
| Vor dem Verwaltungsgericht Berlin wurde Die Partei vom Düsseldorfer | |
| Rechtsprofessor Martin Morlok vertreten, dem renommiertesten | |
| Parteienrechtler Deutschlands. „Warum soll die Partei dafür büßen, nachdem | |
| sie eine Schwachstelle des Parteiengesetzes aufgedeckt hat?“ begründete | |
| Morlok sein Engagement. Die Bundestags-Verwaltung bot zwar an, die | |
| Strafzahlung zu stunden, um Die Partei nicht zu gefährden, blieb in der | |
| Sache aber hart. Der Austausch von Geld sei schon „kein werthaltiges | |
| Geschäft“ gewesen, anders als der Goldhandel der AfD. | |
| Doch das Verwaltungsgericht Berlin gab – nach zweistündiger | |
| hochjuristischer Verhandlung – der Partei recht. Ihr Rechenschaftsbericht | |
| für 2014 sei korrekt gewesen. Die Einnahmen aus dem Geldhandel durften | |
| damals noch in vollem Umfang eingebracht werden. „Einnahme ist jede von der | |
| Partei erlangte Geld- oder geldwerte Leistung“, so Erna Victoria Xalter, | |
| die Präsidentin des Verwaltungsgerichts. | |
| „Das ist ein gutes, ein gerechtes Urteil“, sagte Sonneborn anschließend, | |
| „Die Partei wird keine Rechtsmittel einlegen.“ Das wird aber wohl die | |
| Bundestagsverwaltung tun, schließlich hat sie ja auch den Prozess verloren. | |
| Vermutlich wird es eine Sprungrevision zum Bundesverwaltungsgericht geben. | |
| Noch ist der Erfolg von Die Partei also nur vorläufig. (Az.: VG 2 K 413.16) | |
| 21 Sep 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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