| # taz.de -- Urteil zu „Die Partei“: Konsequent gespielt | |
| > „Die Partei“ muss für ihren Trick mit dem Geldhandel keine Strafe zahlen. | |
| > Die Affäre war eine konstruktive Realsatirepolitik. | |
| Bild: Diese Schnupsis können auch ernst: Spitzenpersonal der „Partei“ | |
| Was für ein Erfolg für die „Partei“. Sie hat Lücken im Parteigesetz | |
| aufgezeigt, sie hat ein Zeichen gegen die AfD gesetzt, sie hat 70.000 Euro | |
| zusätzlich eingenommen und dann drei Tage vor der Bundestagswahl sogar noch | |
| prestigeträchtig [1][einen Prozess vor dem Verwaltungsgericht Berlin | |
| gewonnen]. Mehr Effizienz geht kaum. | |
| Bis 2015 war es möglich, dass eine Partei durch wirtschaftlich sinnlose | |
| Geschäfte ihren Anspruch auf staatliche Zuschüsse steigern konnte. | |
| Angefangen hat damit die AfD, indem sie Gold zum Einkaufspreis weiter | |
| verkaufte. Die „Partei“ hat das dann auf die Spitze getrieben, indem sie | |
| Geld „verkaufte“. Das war nicht nur lustig, sondern zeigte durch die | |
| Überspitzung eine Schwachstelle des Parteiengesetzes auf. Die Lücke wurde | |
| vom Bundestag inzwischen geschlossen, der Trick ist heute nicht mehr | |
| möglich. Vielleicht wäre das auch ohne diesen Coup der „Partei“ möglich | |
| gewesen, hilfreich war er aber auf jeden Fall. | |
| Zugleich hat sich die „Partei“ auch ganz klar gegen die AfD positioniert. | |
| Sie hat anschaulich gemacht, zu welch unseriösen Tricks die | |
| Rechtspopulisten greifen, um möglichst viel Staatsknete abzuzocken. Die | |
| „Partei“ hat die Masche mit dem Geldhandel nicht nur persifliert, um sich | |
| über die Rechten lustig zu machen. Ziel war vielmehr, der AfD diesen Trick | |
| gesetzlich zu verbieten. Dass die Aktion vor allem gegen die AfD gerichtet | |
| war, machte die „Partei“ auch auf den Postkarten deutlich, die beim | |
| „Geldverkauf“ als Mehrwert mitverschickt wurden. Das Motiv lautete schlicht | |
| und eindeutig: „fck afd“. | |
| Dass die „Partei“ bei dieser Aktion auch noch ein kleines Sümmchen verdient | |
| hat, sollte man ihr nicht vorwerfen. Durch die Nachahmung des AfD-Tricks | |
| bekam die „Partei“ 70.000 Euro zusätzliche Zuschüsse. Da die | |
| Parteienfinanzierung insgesamt gedeckelt ist, ging dieser Zuschlag aber | |
| nicht auf Kosten der Steuerzahler, sondern der anderen Parteien. | |
| ## Hochseriös im Gerichtssaal | |
| Und wie es jetzt aussieht, kann die „Partei“ das Geld auch behalten. Den | |
| Prozess am Verwaltungsgericht Berlin hat sie hochseriös geführt und für | |
| ihre Verteidigung die Dienste des renommierten Parteienrechtlers Martin | |
| Morlok in Anspruch genommen. Das war einerseits vernünftig, weil ihr der | |
| Staat eine Strafzahlung von 383 750 Euro aufbrummen wollte. Aber sie hätte | |
| daraus auch, drei Tage vor der Bundestagswahl, ein Happening mit | |
| Märtyrer-Performance machen können. Statt dessen gab es juristisches | |
| Hochreck und die Partei verzichtete im Gerichtssaal auf jeden Klamauk. Sie | |
| spielte das konstruktive Stück „wir haben nur Lücken im Parteiengesetz | |
| aufgezeigt“ konsequent zu Ende. | |
| Man muss die Leute von der „Partei“ deshalb noch lange nicht wählen, aber | |
| die Bezeichnung als [2][„elitäre“ und „amoralische“ „Schnupsis“] | |
| (taz-Kollege Martin Kaul) wird ihnen hier jedenfalls nicht gerecht. Das war | |
| vielmehr erfolgreiche Realsatirepolitik. | |
| 22 Sep 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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