# taz.de -- Geldregen von die PARTEI: „Preisreduzierte“ 100-Euro-Scheine | |
> Die PARTEI verkauft 100-Euro-Scheine für 80 Euro das Stück. So will sie | |
> Kritik an der Absurdität des Parteienfinanzierungssystems üben. | |
Bild: Ob sich die 100-Euro-Scheine bei der PARTEI auch so stapeln? | |
Berlin taz | Es ist der Traum jedes Kapitalisten: Geld bezahlen – und mehr | |
Geld dafür erhalten. Was haben sich Geschäftsleute nicht alles ausgedacht, | |
um diese einfache Idee umzusetzen. Seit Montagmittag, 12 Uhr, ist das | |
perfekte Modell in der Welt: Für 80 Euro können Interessierte 100 Euro | |
kaufen. Der Haken? Es gibt keinen. | |
Bis zum kommenden Freitag will die Partei DIE PARTEI insgesamt 100.000 Euro | |
zum Preis von 80.000 Euro verkaufen. Das Geld soll allerdings nur in | |
kleinen Stücken vertickt werden. Noch bis Freitag können sich Interessierte | |
täglich mit Kaufangeboten per E-Mail an die Zentrale der Spaßpartei wenden, | |
um einen „preisreduzierten“ 100-Euro-Schein („druckfrisch“, „faltenfr… | |
zu ergattern. Bei allabendlichen Verlosungen sollen dann die glücklichen | |
Geldkäufer ermittelt werden, die den Zuschlag erhalten. Einzige | |
Voraussetzung: Interessierte müssen versichern, dass sie nicht Mitglied der | |
AfD sind. | |
Mit der Idee nimmt die Spaßpartei das Parteiengesetz ernst – und will so | |
nicht nur fremden Menschen, sondern auch sich selbst eine finanzielle | |
Freude bereiten. | |
Hintergrund dafür sind die aus Sicht der Partei „extrem unseriösen Gesetze | |
zur Parteienfinanzierung“. Weil sich entsprechende Zuschüsse nach | |
Darstellung des prominentesten PARTEI-Mitglieds und Europa-Abgeordneten | |
Martin Sonneborn nicht an Umsätzen oder Gewinnen, sondern lediglich an | |
bestimmten Einnahmen orientieren, wollen die Satiriker nun also künstlich | |
Einnahmen generieren, die sie sonst nicht hätten, um Geld einzustreichen, | |
das sie sonst nicht bekämen – um so auch auf die Absurdität der | |
Parteienfinanzierung in Deutschland hinzuweisen. | |
## Sie nehmen es sehr ernst | |
Die rechtspopulistische AfD hat ein ähnliches Geschäftsmodell entwickelt | |
und versucht, mit dem Verkauf von Gold an zusätzliche Gelder aus der | |
Staatskasse zu gelangen. Auch die PARTEI selbst hatte schon im vergangenen | |
Jahr einen ersten ähnlichen Anlauf gemacht. Damals verkauften die Satiriker | |
100-Euro-Scheine sowie zwei Postkarten zum Preis von 105 Euro und machten – | |
abzüglich Porto – damit immerhin noch ein Geschäft von 10 Cent pro Vorgang. | |
Das ist deshalb wichtig, weil der entsprechende Zuschuss aus der | |
Staatskasse eine sogenannte Gewinnerzielungsabsicht voraussetzt. | |
Heute sieht das Geschäftsmodell anders aus – dreister. Inzwischen verkaufen | |
die Satiriker einen „preisreduzierten“ 100-Euro-Schein für 80 Euro und | |
machen damit vermeintlich 20 Euro Verlust. Martin Sonneborn argumentiert: | |
„Eine Gewinnerzielungsabsicht besteht trotzdem. Wir machen ja Gewinne durch | |
den Staatszuschuss, den wir dann kriegen.“ Außerdem, sagt Sonneborn, sei | |
nicht relevant, wie hoch Gewinn oder Umsätze seien, da das Gesetz gegen | |
jegliche unternehmerische Logik lediglich auf sogenannte „Einnahmen“ | |
abziele. „Und die sind ja zweifellos vorhanden.“ | |
Ob die PARTEI mit ihrer Protestaktion auch finanziell durchkommt, ist | |
juristisch umstritten und völlig offen. Sonneborn sagt: „Wir blicken einer | |
möglichen juristischen Auseinandersetzung mit großer Freude entgehen und | |
können es uns auch leisten, vor Gericht zu verlieren.“ Immerhin verfüge die | |
PARTEI aufgrund ihrer Parteienfinanzierung selbst über Gelder. | |
Und damit ist der muntere Geldverkauf zumindest für eine Zielgruppe ein | |
sicheres Geschäft: die Käuferinnen und Käufer – und an denen mangelt es | |
nicht. Aufgrund der hohen Nachfrage stürzte innerhalb kürzester Zeit nach | |
Beginn der Aktion am Montagmittag der Server der Spaßpartei ab. Bereits | |
nach einer Stunde hatten sich laut Sonneborn über 4.000 | |
KaufinteressentInnen gemeldet. Er habe, das müsse er einräumen, „die | |
Nachfrage nach Geld in unserem Lande unterschätzt“. | |
9 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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