# taz.de -- Strategiedebatten bei „Die Partei“: Kommunikationsguerilleros u… | |
> In der Satirepartei wird ein Aufstand gegen den Vorsitzenden Sonneborn | |
> inszeniert. Über den Umgang mit Mandaten gibt es Widersprüche. | |
Bild: Leo Fischer und Martin Sonneborn: Was ist von der einstigen Freundschaft … | |
BERLIN taz | „Die Partei, die Partei, die hat immer recht“, lautet der | |
Refrain im Lied der Partei, das lange als offizielle Hymne der SED galt. | |
Neue Verwendung findet der Song seit einigen Jahren bei der Partei „Die | |
Partei“, dem politischen Arm des Satiremagazins Titanic. Doch wer genau | |
innerhalb der Partei dieser Tage die Wahrheit verkünden darf, scheint so | |
umstritten wie nie. | |
Seit vergangenem Wochenende verbreitet Vorstandsmitglied Leo Fischer | |
[1][massive Kritik am Vorsitzenden Martin Sonneborn]. Dieser habe in seiner | |
Funktion als EU-Abgeordneter seinen Kontakt zur Parteibasis verloren, so | |
der Vorwurf. Fischer, ebenso wie Sonneborn einst Chefredakteur der Titanic, | |
wirbt unter dem Namen „Chance 5000“ für einen Neuanfang – ohne den | |
„geliebten Führer“. | |
In einer auf [2][Youtube kursierenden Rede] zur Gründung der Initiative | |
wirft er Sonneborn vor, wegen Europa verrückt geworden zu sein. Das Motto | |
des Wahlvereins, der Fischer am 3. Oktober zum Bundesvorsitzenden machen | |
soll: „Die endgültige Teilung der Partei“. An die Mitglieder der „Partei… | |
appelliert Fischer: „Und sichern Sie sich jetzt ihre ganz persönlichen 5000 | |
Euro.“ | |
Worum es Fischer und seinen Mitstreitern eigentlich geht, wird eher | |
beiläufig deutlich: „Ich wurde vor kurzem erst als die Frauke Petry der | |
Partei bezeichnet“, sagt er ganz zum Anfang seiner Rede, später fordert er: | |
„Ein Weckruf muss 2015 durch die Partei hallen.“ Gekonnt nimmt Fischer die | |
Selbstzerfleischung der AfD und Bernd Luckes Parteineugründung „Alfa“ aufs | |
Korn – und sorgt ganz nebenbei für Werbung in eigener Sache. | |
Entgegen kommt der Kommunikationsguerillaaktion der Satiriker, dass ein | |
bisschen Unruhe innerhalb der Partei durchaus möglich scheint. Als | |
Spitzenkandidat Sonneborn 2014 mit 0,6 Prozent der Stimmen einen Sitz im | |
Europaparlament ergattern konnte, versprach er ein Rotationsprinzip. Die 60 | |
Listenkandidaten wolle er je einen Monat durchs Parlament schleusen. Alle | |
sollten vier Wochen das Gehalt plus Übergangsgeld absahnen. | |
„Wir melken die EU wie einen dieser kleinen südeuropäischen Staaten!“, | |
[3][sagte er damals]. Doch der Plan scheiterte an den Statuten des | |
EU-Parlaments. Nun sitzt ausschließlich der Parteivorsitzende im Plenum, | |
direkt neben anderen wenig ernstzunehmenden Politikern wie der | |
AfD-Abgeordneten Beatrix von Storch. | |
„Sonneborn kann sich in Brüssel schön entspannen, etwas für seine Karriere | |
als Satiriker tun und wird fett bezahlt“, sagt Thomas Schied, der für „Die | |
Partei“ im Stadtparlament von Halle/Saale sitzt und dort eine | |
Fraktionsgemeinschaft mit der Linken gegründet hat. | |
Als Kritik will er seine Aussage nicht verstanden wissen, doch seine | |
Situation sei grundsätzlich anders. „Aus Spaß ist Ernst geworden“, sagt | |
Schied. Natürlich sei „das Wahlprogramm totaler Quatsch“ gewesen, doch er | |
habe – so wie angekündigt - „alle Versprechen gebrochen“. Schied arbeitet | |
in drei Ausschüssen und im Jobcenter-Beirat der Stadt. | |
Bundesweit hat die Partei elf Mandate auf Kommunalebene inne. Eine | |
Strategie, wie mit den Posten umzugehen sei, ist jedoch nicht zu erkennen. | |
Aus der Partei habe er für seine Arbeit „null Rückhalt“ erfahren, denn | |
diese „interessiert dort keine Sau“, sagt Schied. Dabei ist er nicht | |
allein. Auch sein Karlsruher Kollege betreibe „richtig ernsthafte Arbeit“, | |
so Schied. | |
In Köln bewirbt sich der Kriminalbiologe und Forensiker Mark Benecke für | |
die Partei um das Amt des Oberbürgermeisters. Er verspricht | |
„stilettofreundliche Straßenpflasterung“ und überhaupt „alles, was die | |
Bürger wollen“. Eine Hinwendung zum Ernsthaften ist bei ihm nicht zu | |
erwarten. Auf eine vermeintliche Krise der Partei angesprochen, sagt er: | |
„Wir scheißen da einfach drauf. Wir sind dafür da, Rock‘n Roll in der | |
Politik zu machen.“ | |
28 Jul 2015 | |
## LINKS | |
[1] /Leo-Fischer-ueber-Intrigen-bei-Die-Partei/!5215648/ | |
[2] https://www.youtube.com/watch?v=x74bduLieUw | |
[3] /!5041353/ | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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