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# taz.de -- Feier zum 3. Oktober in Frankfurt: Nationales Event mit viel Selbst…
> Die FestrednerInnen erwähnen oft „Stolz“, „Werte“, „Bürger“ und…
> Es gibt auch Aktionen kritischer linker AktivistInnen.
Bild: Deutsche Männer mit Humor: Stanislaw Tillich mopst den Bundesratsschlüs…
Frankfurt taz | Der 3. Oktober in Frankfurt ist ein nationales Event voll
mit Selbstlob. Über 300 Veranstaltungen in drei Tagen, die Lichtshow kostet
900.000 Euro. Doch das auf eine Million BesucherInnen ausgelegte Fest stößt
nicht nur auf Gegenliebe. Am Rand und mittendrin gibt es immer wieder
Aktionen von linken DemonstrantInnen.
Etwa mittags im Zelt des Bundesrats: Dort übergibt der noch amtierende
Bundesratspräsident, der hessische Regierungschef Volker Bouffier (CDU),
symbolisch die Amtsgeschäfte an seinen sächsischen Kollegen Stanislaw
Tillich (CDU). Der lobt seinen Freistaat Sachsen und erzählt, dass man
damals die Bezeichnung „Freistaat“ gewählt habe, weil das das „schöne
deutsche Wort“ für Republik sei.
Als Bouffier und Tillich zum Thema Apfelbäume übergehen, dringen vor dem
offenen Zelt immer wieder Rufe von GegendemonstantInnen durch: „Um Europa
keine Mauer. Bleiberecht für alle und auf Dauer!“, hört man. Das Motto
„Grenzen überwinden“, das Bouffier seiner Amtszeit und der Einheitsfeier
gegeben hat, wollen sie ernst genommen haben.
Die Feier ist nicht ganz das befürchtete schwarz-rot-goldene Fahnenmeer,
aber oft fallen die Worte „Stolz“, „Werte“, „Bürger“ und „Volk�…
Freitag hatte Bundespräsident Joachim Gauck gesagt, dass man die deutschen
Werte „selbstbewusst gegenüber Flüchtlingen“ vertreten solle.
Auch ein paar Flüchtlinge sind eingeladen, zum Beispiel zur offiziellen
Feier mit Merkel und Gauck eingeladen, es gibt ein „Willkommenszelt“. Fragt
man aber die BewohnerInnen der Unterkünfte in Frankfurt, dann wissen die
von dem großen Bürgerfest nichts.
## „No Nation except Procrastination“
Schon am Freitagabend waren DemonstrantInnen mit Slogans wie „No Nation
except Procrastination“ oder „Grenzen abschaffen. Deutschland überwinden“
durch die Stadt gezogen. Anlass zum Feiern sehen sie nicht. „Angesichts der
mit Hilfe der Grünen durchgewunkenen Asylrechtsverschärfungen und
wiedereingeführten Grenzkontrollen ist die nationale Party hier einfach nur
zynisch“, sagte Sprecher Frederic Wester. Außer ein paar Böllern blieb der
Zug durch die Stadt ruhig.
Mit 1.500 TeilnehmerInnen kommt die Demonstration allerdings nicht an die
Veranstaltung von 1990 heran. Damals waren fast zehnmal so viele Menschen
in der Bankenmetropole unter dem Motto „Nie mehr Deutschland“ auf der
Straße. Dafür gibt es gerade am 3. Oktober viele kleinere und effektive
Aktionen von linken AktivistInnen, zum Beispiel auf der Blaulichtmeile.
Dies ist ein eigener Abschnitt für Bundeswehr, Polizei, Wasserschutz,
Feuerwehr und Co. Hier versammeln sich AktivistInnen, ein Sprecher dankt
den Uniformierten: „Ohne euren Einsatz wären Abschiebungen nicht möglich.
Und wo wäre die NSU wohl erst hingekommen, wenn Polizei und
Verfassungsschutz nicht so gut gearbeitet hätten?“ Als Auszeichnung
verliehen die Demonstrierenden eine pinke Spielzeugpistole und verteilen
Infoflyer.
Als die AktivistInnen abziehen wollen, kommt es zu Rangeleien, die Polizei
kesselt sie ein. Die Pommes essenden ZuschauerInnen bekommen die Arbeit der
Polizei praktisch vorgeführt. Eine Stunde dauert der Kessel mit 25
Menschen.
Wie viele Menschen verhaftet wurden, will die Polizei am Abend noch nicht
sagen. Es habe sogar Verletzte gegeben, erklärt ein Sprecher gegenüber der
taz, sowohl auf Seiten der Feiernden als auch unter PolizistInnen. An
mehreren Stellen wurde auch Buttersäure ausgekippt.
Eine positive Bilanz zieht am Abend Martin Sonneborn, Vorsitzender der
Satirepartei „Die Partei“: „Schön, dass so unfassbar viele unsere Einlad…
gefolgt sind. Die ganze Stadt ist ja überfüllt.“
3 Oct 2015
## AUTOREN
Alina Leimbach
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Deutschland
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