# taz.de -- Hamburg ist so männlich: Schwarzer Block ist frauenfrei | |
> Die CDU schickt nur Männer nach Berlin, die SPD, die die fehlende | |
> CDU-Frauenquote geißelt, bringt es mit Aydan Özoğuz auf gerade eine | |
> Abgeordnete | |
Bild: Hamburgs CDU-Männer probieren neue Anzüge aus, die Frauen müssen drau�… | |
HAMBURG taz | Es ist vollbracht: Die Hamburger CDU zieht mit einer reinen | |
Männerriege in den Bundestag ein. Während Christoph Ploß als einziger | |
Christdemokrat mit Hamburg-Nord einen Wahlkreis in der Hansestadt direkt | |
gewann, rücken über die Landesliste die drei Erstplazierten Marcus | |
Weinberg, Rüdiger Kruse und Christoph de Vries nach. | |
Erst auf Platz fünf der Liste durfte, nach langen parteiinternen | |
Streitigkeiten, mit der nun scheidenden Bundestagsabgeordneten Herlind | |
Gundelach eine Frau kandidieren. Doch Platz fünf reichte erwartungsgemäß | |
nicht für ein Ticket nach Berlin und auch der Wahlkreis Bergedorf-Harburg | |
war für Gundelach gegen Metin Hakverdi (SPD) nicht zu gewinnen. In Berlin | |
bleibt der schwarze Block aus Hamburg damit frauenfrei. | |
Die Landesliste wurde vergangenen Dezember auf Vorschlag des männlich | |
dominierten 17er-Ausschusses der Partei von der CDU beschlossen. Von einem | |
„Schlag gegen die Frauen“ in der Hamburger CDU sprach damals die scheidende | |
Landes-Vorsitzende der Frauen-Union, Marita Meyer-Kainer und die | |
Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver ergänzte: „Es kann nicht sein, dass | |
wir im 21. Jahrhundert Frauen ausschließen.“ Parteichef Roland Heintze aber | |
saß die Kritik aus und versprach mehr Frauenpower – nach der nächsten Wahl. | |
## Rückwärtsgewandte CDU | |
Doch alles Klagen half nichts – Gundelach wurde auf dem | |
Nominierungsparteitag von Platz drei auf Platz fünf durchgereicht. Ein | |
zentraler Vorwurf lautete, die 68-Jährige habe kaum Wahlkreisarbeit gemacht | |
– eine Behauptung, die Gundelach vehement bestreitet. Doch klar war: Die | |
CDU-Männer wollten Gundelach aussortieren, hatten aber keine weibliche | |
Alternative für die in Ungnade Gefallene parat. So muss es – der | |
parteiinternen Quotenregelung zum Trotz – halt ohne weibliche Abgeordnete | |
im Bundestag gehen. | |
Die SPD saugte aus der frauenfreien Zone beim politischen Hauptkontrahenten | |
mit Genuss Honig. Sein „demokratisches Entsetzen“ tat Scholz nach dem | |
CDU-Nominierungsparteitag kund und geißelte süffisant die | |
„rückwärtsgewandte 50er-Jahre-Politik der CDU“. Dann gab er auf dem | |
SPD-Landesparteitag im vergangenen Dezember die Richtung vor: „Wir wählen | |
heute unsere Liste für den Bundestag – mit genau so vielen Frauen wie | |
Männern.“ | |
Und auch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und | |
Integration, Aydan Özoğuz, die kurz darauf erneut zur Hamburger | |
Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl gewählt wurde, erklärte den | |
50-prozentigen Frauenanteil auf der SPD-Liste „zu einem klaren Signal für | |
eine moderne Gesellschaftspolitik“. | |
## Auch SPD mit nur einer Frau | |
Doch das ist längst verglüht. Denn die Quotenliste ist kaum mehr als ein | |
Täuschungsmanöver. Wie auch bei den vergangenen Bundestagswahlen kam sie | |
gar nicht zum Zug, weil die SPD erwartungsgemäß die überwiegende Zahl der | |
Hamburger Wahlkreise gewann – mit überwiegend männlichen Kandidaten. | |
Johannes Kahrs, Matthas Bartke, Niels Annen und Metin Hakverdi heißt das | |
männliche Abgeordneten-Quartett, dass für die Hamburger SPD nach Berlin | |
geht. Zu ihm gesellt sich mit Özoğuz, die den Wahlkreis Wandsbek gewann, | |
nur eine einzige Frau. | |
Bestenfalls hätte noch Dorothee Martin den Wahlkreis Nord holen können, | |
doch der ist traditionell am heftigsten umkämpft und wurde auch diesmal von | |
der CDU gewonnen – als einziger der sechs Hamburger Wahlkreise. Über die | |
SPD-Landesliste geht niemand nach Berlin, selbst eine reine Frauenliste | |
hätte keine Hamburger Sozialdemokratin mehr in den Bundestag gespült. | |
## Keine Frau bei CDU und AFD | |
Beträgt die Frauenquote der nach Berlin entsendeten Abgeordneten bei der | |
CDU also – übrigens genau wie bei der Hamburger AFD – exakt null und bei | |
der SPD spärliche 20 Prozent, so machten es zumindest die kleinen Parteien | |
besser. Grüne, Linke und FDP ziehen jeweils mit zwei Hamburger Abgeordneten | |
in den Bundestag ein – mit einer Frau und einem Mann. | |
Katja Suding (FDP) und Anja Hajduk (Grüne) waren dabei sogar auf dem | |
sicheren Listenplatz eins ihrer Partei nominiert, lediglich Zaklin Nastic | |
(Linke) musste lange um ihr Berlin-Ticket zittern. Doch da es der Hamburger | |
Linken erstmals in ihrer Geschichte gelang, zwei Mandate zu ergattern, darf | |
die in Polen geborene Einwanderin nun neben dem Hamburger Spitzenkandidaten | |
der Linken, Fabio de Masi, die Reise nach Berlin antreten. | |
26 Sep 2017 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
Sven-Michael Veit | |
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