# taz.de -- Wahl in Mitte: Henkel vs. Högl vs. Mutlu | |
> Welche Direktkandidaten machen das Rennen? Die taz schaut auf die | |
> umkämpften Wahlkreise. In Mitte drängen sich die Parteipromis. | |
Bild: Wer sie jetzt noch zu Hause hat, sollte die Briefwahlunterlagen schnell l… | |
Auf dem Papier ist die Lage klar. Da kandidiert Eva Högl, die | |
stellvertretende SPD-Fraktionschefin im Bundestag, die Berliner | |
Spitzenkandidatin, die zweifache Wahlkreissiegerin, eine umtriebige Frau | |
mit positivem Image. Und gegen sie tritt auf CDU-Seite Frank Henkel an, | |
einer, der als Senator gescheitert, als Parteichef zurückgetreten und | |
durchgefallen ist bei dem Versuch, über die Landesliste seiner Partei | |
sicher in den Bundestag zu kommen. | |
Eine sichere Sache also für Högl und ein sicheres Scheitern für Henkel? | |
Eben nicht. Die Besonderheiten des Wahlkreises Mitte, die Schwäche der SPD | |
auf Bundesebene – all das sorgt dafür, dass man auch im Högl-Lager nicht | |
gänzlich ausschließt, dass Henkel gewinnen könnte. | |
Mitte, das ist der Wahlkreis, in dem sich die Stimmen bei der Wahl 2013 so | |
breit auf die vier größten Parteien aufteilten wie in keinem anderen | |
Wahlkreis der Republik. Die rund 28 Prozent, mit denen Högl gewann, waren | |
der geringste Siegerwert der SPD bundesweit. Linkspartei und Grüne haben | |
große Anteile im Bezirk – der Grüne Özcan Mutlu hoffte mit Blick auf die | |
große Gruppe mit Migrationshintergrund sogar auf einen Wahlkreissieg. Er | |
blieb am Ende aber bei 18 Prozent hängen, deutlich hinter Högl. | |
Was die Sozialdemokraten leicht zittern lässt, ist die Tatsache, dass es | |
2013 ein weithin unbekannter CDU-Mann auf Platz 2 schaffte, nur rund vier | |
Prozentpunkte hinter Högl. Philipp Lengsfeld kam noch nicht mal als völlig | |
neuer CDU-Typ daher, der neue Wähler mobilisieren konnte. Die meisten | |
kannten ihn nur über seine Mutter Vera, DDR-Bürgerrechtlerin und vormals | |
selbst Bundestagsabgeordnete, erst für die Bündnisgrünen, dann für die CDU. | |
Henkel hingegen ist ein bekannter Name, in positiver wie negativer | |
Hinsicht. Allein das könnte reichen, um das von Lengsfeld 2013 erreichte | |
Ergebnis zu steigern. Außerdem steht die SPD in Berlin in Umfragen derzeit | |
schlechter denn je da – und das beeinflusst erfahrungsgemäß auch das | |
Ergebnis des Wahlkreiskandidaten. | |
Högl als Spitzenkandidatin der Berliner SPD wäre auch bei einer Niederlage | |
in jedem Fall erneut im Bundestag, in den sie 2009 erstmals kam. Für Henkel | |
hingegen ist ein Sieg Voraussetzung, weiter vorne in der Politik mitmischen | |
zu können. Wie jetzt einer von 31 in der Abgeordnetenhausfraktion zu sein, | |
die er lange Jahre geführt hat, ein Hinterbänkler nach Jahren als | |
Vizeregierungschef – das passt nicht richtig zusammen. | |
Setzte sich Henkel tatsächlich durch, wäre das für ihn zugleich eine große | |
Genugtuung gegenüber seinem Landesverband, der ihn auf der Landesliste | |
nicht so platzieren mochte, dass ein Bundestagssitz zumindest in Aussicht | |
gewesen wäre. Belächelt wurde Henkel im März, als die SPD dank Martin | |
Schulz kurzzeitig boomte und ein Sieg jenseits jeglicher Vorstellungskraft | |
war. Mancher legte ihm nahe, die Kandidatur doch aufzugeben, weil er sich | |
doch nur selbst beschädige. Das wurde anders, je mehr die SPD schwächelte, | |
die CDU mehr und mehr zulegte und auf dieser Welle auch Henkels Chancen | |
stiegen. | |
Was es für Henkel schwieriger macht als für Lengsfeld vor vier Jahren, ist | |
die wieder aufgetauchte FDP, die auch bei der Wahlkreisstimme ein paar | |
bürgerliche Prozent rechts der SPD auf sich ziehen wird – und Beatrix von | |
Storch, eines der bundesweit bekanntesten AfD-Gesichter, die ebenfalls in | |
Mitte antritt. | |
22 Sep 2017 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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