| # taz.de -- Kommentar Neonazi-Gewalt in den USA: Es wird einsam um Trump | |
| > Der US-Präsident kann hart und scharf verurteilen – aber gerade bei der | |
| > Neonazi-Gewalt aus dem Inneren der USA tat er sich schwer. Das wird | |
| > Folgen haben. | |
| Bild: Niemand mehr da | |
| Mehr als zwei Tage nach der tödlichen Gewalttat von Charlottesville hat | |
| Donald Trump endlich einen Teleprompter gefunden, von dem er ablesen | |
| konnte, [1][dass Nazis, der Ku-Klux-Klan und Rassismus böse sind]. | |
| Auf eine solche Erklärung hatten am Samstag, direkt nach der Tat, viele in | |
| den USA vergeblich gewartet. Eine solche Erklärung hätte der Tradition | |
| entsprochen, wäre präsidial gewesen, hätte den Schmerz und die Angst | |
| lindern und das Land möglicherweise ein wenig zusammenführen können. Doch | |
| am Montag kam sie viel zu spät, ging nicht annähernd weit genug und | |
| beeindruckte allenfalls dadurch, wie leidenschaftslos und unüberzeugend | |
| Trump sie vortrug. | |
| Trump kann hart und scharf verurteilen. Das hat er unter anderem gegenüber | |
| Mexikanern – „Kriminelle und Vergewaltiger“ –, Journalisten – „Fein… | |
| und Muslimen – „Sie hassen uns“ – bewiesen. Und es gehört nicht viel | |
| Fantasie dazu, sich auszumalen, wie er reagiert hätte, wenn der Täter von | |
| Charlottesville ein Ausländer gewesen wäre. Doch angesichts von | |
| Neonazi-Gewalt aus dem Inneren der USA tat er sich schwer, Ross und Reiter | |
| auch nur zu benennen, geschweige denn zu verurteilen. Als wollte er es | |
| nicht riskieren, die Unterstützung der radikal Rechten zu verlieren. | |
| Der Präsident musste gedrängt werden. Erst nachdem an mehr als 800 Orten | |
| der USA Demonstrationen gegen rechte Gewalt stattgefunden hatten, nachdem | |
| die öffentlichen Debatte hitziger wurde, nachdem seine Tochter Ivanka, | |
| Sprecher der Republikanischen Partei und einige der einflussreichsten | |
| Industriebosse die Gewalt klar verurteilt hatten und nachdem Nazi-Gruppen | |
| seine Zurückhaltung als Unterstützung gefeiert hatten, erst dann lenkte | |
| Trump ein. | |
| Aber er tat das am Montag vor dem Teleprompter so widerwillig, dass es ihm | |
| nicht einmal gelang, in seinem eigenen Lager zu überzeugen. Noch am selben | |
| Tag traten drei einflussreiche Industriebosse – die Chefs des | |
| Pharmakonzerns Merck, des Sportausstatters Under Armor und des weltweit | |
| größten Computerchipherstellers Intel – von ihrer Beratertätigkeit für den | |
| US-Präsidenten zurück. Weitere Industriebosse, die bei Trump Toleranz, | |
| Diversität und „amerikanische Werte“ vermissen, überlegen, ihnen zu folge… | |
| Schon zuvor waren drei andere Industriebosse unter Protest gegen Trumps | |
| Immigrations- und Klimapolitik gegangen. Die neuen Rücktritte wegen seiner | |
| verspäteten und unzureichenden Verurteilung der rassistischen Gewalt lassen | |
| die Einsamkeit um Trump noch größer werden. Zudem machten sie den Montag zu | |
| einem der misslungensten Tage seiner an Misslingen reichen Zeit im Weißen | |
| Haus. | |
| 15 Aug 2017 | |
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| Dorothea Hahn | |
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