| # taz.de -- Nach Abstimmung in Venezuela: Zwei Oppositionsführer im Knast | |
| > Die Politiker Leopoldo López und Antonio Ledezma befinden sich im | |
| > Gefängnis. Die USA verhängen derweil schärfere Sanktionen gegen Maduro. | |
| Bild: Protest gegen Nicolás Maduro | |
| Washington/Caracas afp | Die beiden Venezuela festgenommenen | |
| Oppositionsführer Leopoldo López und Antonio Ledezma sind wegen | |
| Fluchtgefahr in Haft genommen worden. Das Oberste Gericht des Landes teilte | |
| am Dienstag mit, es lägen Geheimdienstinformationen vor, wonach die beiden | |
| unter Hausarrest stehenden Politiker ihre Flucht geplant hätten. Beide | |
| hatten sich am Aufruf zum Boykott der Wahl zur verfassunggebenden | |
| Versammlung am vergangenen Sonntag beteiligt. | |
| Unterdessen haben die USA ihre Gangart gegen Venezuelas Staatschef Nicolás | |
| Maduro verschärft. Führende US-Politiker brandmarkten den Präsidenten des | |
| südamerikanischen Landes am Montag als „Diktator“ und gaben die Verhängung | |
| von Sanktionen gegen den linksnationalen Politiker bekannt. Washington | |
| reagierte damit auf die von Maduro veranlasste Wahl einer | |
| verfassunggebenden Versammlung, welche die seit Monaten andauernden Unruhen | |
| in Venezuela weiter verschärft hatte. | |
| Maduro sei „nicht nur ein schlechter Führer, sondern inzwischen auch ein | |
| Diktator“, sagte der Nationale Sicherheitsberater der USA, Herbert Raymond | |
| McMaster. Washington stehe an der Seite des Volkes von Venezuela. Die | |
| „rechtswidrige“ Wahl zeige, „dass Maduro ein Diktator ist, der den Willen | |
| des venezolanischen Volkes missachtet“, sagte US-Finanzminister Steven | |
| Mnuchin. Maduros Vermögen in den USA soll eingefroren werden; US-Bürgern | |
| sollen Geschäfte mit ihm untersagt werden. | |
| Mnuchin sagte, Maduro sei der vierte Staatschef, der in dieser Weise von | |
| den USA behandelt werde. McMaster sprach von einem „exklusiven Club“, zu | |
| dem der syrische Staatschef Baschar al-Assad, Nordkoreas Machthaber Kim | |
| Jong Un sowie Simbabwes Präsident Robert Mugabe zählten. | |
| Maduro zeigte sich von den Strafmaßnahmen unbeeindruckt. „Ich werde mich | |
| imperialen Befehlen nicht beugen. Ich gehorche keiner ausländischen | |
| Regierunge“, sagte der Staatschef. „Ich bin ein freier Präsident.“ | |
| ## Gewählte sollen ihre Sitze in VV nicht wahrnehmen | |
| Das Verhältnis der US-Regierung zu Maduro und dessen Vorgänger Hugo Chávez | |
| ist seit langem belastet. Dass führende US-Politiker den Präsidenten | |
| Venezuelas als „Diktator“ bezeichnen, markiert eine deutliche Verschärfung | |
| der politischen Gangart | |
| Die Sanktionen treffen nicht die venezolanischen Ölexporte in die USA. | |
| US-Finanzminister Mnuchin sagte dazu, das venezolanische Volk solle durch | |
| die Sanktionen nicht getroffen werden. Der Minister forderte alle in die | |
| verfassunggebende Versammlung Gewählten auf, ihren Sitz in dem Gremium | |
| nicht einzunehmen. Alle diejenigen, die in Venezuela die Errichtung eines | |
| „autoritären Regimes“ vorantrieben, müssten mit Sanktionen rechnen. | |
| Maduro hatte am Sonntag die verfassunggebende Versammlung wählen lassen, | |
| die nach seinem Willen das ihm feindlich gesinnte Parlament ersetzen und | |
| eine neue Verfassung ausarbeiten soll. Diese solle dann dazu beitragen, die | |
| dramatische Versorgungskrise in dem südamerikanischen Land zu überwinden. | |
| Während die Regierung erklärt, es hätten sich 41,5 Prozent der | |
| Wahlberechtigten an der Abstimmung beteiligt, spricht die Opposition von | |
| zwölf Prozent. Sie wirft Maduro vor, sich damit diktatorische Vollmachten | |
| aneignen zu wollen. Rund um die umstrittene Wahl gab es zahlreiche | |
| gewaltsame Auseinandersetzungen, in deren Verlauf mindestens zehn Menschen | |
| getötet wurden. | |
| ## Neue Massenproteste geplant | |
| Die Abstimmung stieß international auf scharfe Kritik. Neben den USA | |
| zweifeln auch zahlreiche Länder Lateinamerikas sowie die EU die | |
| Rechtmäßigkeit an. Die Bundesregierung kritisierte, die Wahl habe Venezuela | |
| „weiter gespalten“. Sie habe gegen „demokratische Grundprinzipien“ | |
| verstoßen und sei „nicht geeignet“, Venezuela aus der wirtschaftlichen und | |
| sozialen Krise zu führen. Auch Mexiko, Kolumbien, Panama, Argentinien, | |
| Costa Rica, Paraguay und Peru akzeptieren das Ergebnis nicht. | |
| Bolivien, Kuba und Nicaragua stehen dagegen an der Seite von Maduro. Das | |
| kubanische Außenministerium erklärte in Havanna, die USA führten eine | |
| internationale Kampagne gegen den venezolanischen Präsidenten an. | |
| Auch Russland sprach Maduro seine Unterstützung aus. Das Außenministerium | |
| in Moskau äußerte die Hoffnung, „dass die Länder, die offenbar den | |
| wirtschaftlichen Druck auf Caracas erhöhen wollen, Zurückhaltung üben“. | |
| Die konservative Opposition, die angesichts der schweren Wirtschaftskrise | |
| in dem ölreichen Land seit Monaten gegen den sozialistischen Staatschef | |
| demonstriert, hatte den Urnengang am Sonntag boykottiert. Oppositionsführer | |
| Henrique Capriles rief zu neuen Protesten auf. Die nun gewählte Versammlung | |
| soll ab Mittwoch zusammenkommen. Die Opposition rief für den Tag zu neuen | |
| Massenprotesten in Caracas auf. | |
| 1 Aug 2017 | |
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