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# taz.de -- Kommentar Schröders Jobambitionen: Putins gekaufter Einfluss
> Gerhard Schröder will sich von einer Firma kaufen lassen, die auf der
> EU-Sanktionsliste steht. Das ist keine Privatsache. Der Exkanzler schadet
> der SPD.
Bild: Völkerrecht? Egal. Schröder lacht, wenn der Rubel rollt
Natürlich ist es ein Politikum, wenn ein deutscher Exkanzler überlegt, bei
der russischen Ölgruppe Rosneft einen hochbezahlten Aufsichtsratsposten zu
übernehmen. Die [1][Versuche der SPD], die neuesten Jobüberlegungen von
Gerhard Schröder als reine Privatsache hinzustellen, wirken hilflos.
Privatsache, im Ernst?
Rosneft steht für Wladimir Putin, für jenen Autokraten also, der die
[2][Krim völkerrechtswidrig annektiert hat], die Opposition schikaniert und
kritische Journalisten bekämpft. Der börsennotierte Konzern gehört
mehrheitlich dem Staat, Putin hat ihn dazu genutzt, große Teile der
russischen Öl- und Gaswirtschaft unter seine Kontrolle zu bringen.
Und Schröder würde natürlich nicht eingekauft, weil er Experte für
Businesspläne ist, sondern weil er mal der mächtigste Deutsche war und
über beste Kontakte in die Politik verfügt. Es ist ganz einfach: Rosneft
will sich Einfluss kaufen, und Schröder, der sich schon seine Dienste für
Gazprom vergolden ließ, wird als lohnende Investition erachtet.
Die Liebäugelei des früheren Kanzlers mit diesem Job mitten im Wahlkampf
offenbart eine unfassbare Prinzipienlosigkeit – und ist für die SPD eine
Katastrophe. Denn dieser Deal führte nicht nur Geringverdienern vor Augen,
dass manche wichtigen SPDler vor nichts zurückschrecken, wenn es um viel
Geld geht.
Schlimmer noch ist, dass Schröders Ambitionen die sozialdemokratische
Russland-Politik diskreditieren. Eigentlich ist die von Frank-Walter
Steinmeier geprägte [3][Doppelstrategie nach der Annexion der Krim] klug.
Sie setzt auf Sanktionen, signalisiert aber Gesprächsbereitschaft bei
russischen Zugeständnissen. Das ist sinnvoll, auch wenn Letztere bisher
fehlen.
Und nun will sich Schröder von einem Konzern kaufen lassen, der auf der
Sanktionsliste der EU steht? Da bleibt bei vielen hängen, bei der SPD seien
geldgierige Putinfans am Werk. Seine Partei müsste ihn scharf verurteilen,
statt nett über den verdienten Kanzler und Privatmann zu murmeln.
16 Aug 2017
## LINKS
[1] /Schulz-ueber-Schroeders-Jobambitionen/!5439829
[2] /USA-und-Russland-streiten-um-Krim/!5384874
[3] /Sigmar-Gabriel-in-Moskau/!5342547
## AUTOREN
Ulrich Schulte
## TAGS
Wahlkampf
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
SPD
Wladimir Putin
Gazprom
Gerhard Schröder
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