# taz.de -- Emissionen in Deutschland: Es gibt immer mehr Klimakiller | |
> Der CO2-Ausstoß steigt weiter an – vor allem im Verkehr. Es wird damit | |
> immer unrealistischer, das Emissionsziel für 2020 noch zu erreichen. | |
Bild: Doch kein Klimavorreiter: Deutschland, hier über dem Himmel von Frankfurt | |
Berlin taz | Um 40 Prozent sollen die deutschen Treibhausgasemissionen bis | |
2020 im Vergleich zu 1990 sinken – das hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) | |
kürzlich noch einmal bestätigt. Doch es wird immer unwahrscheinlicher, | |
dieses Ziel zu erreichen. Bislang sind die Emissionen nämlich noch nicht | |
einmal um 28 Prozent gesunken. Und trotz zusätzlicher Klimaschutzmaßnahmen, | |
die die Bundesregierung deshalb beschlossen hat, sinken die Emissionen | |
nicht, sondern steigen unter anderem wegen der guten Konjunkturlage wieder | |
an. Das geht aus Berechnungen der Thinktanks Agora Energiewende und Agora | |
Verkehrswende hervor, die am Montag veröffentlicht wurden. | |
Im ersten Halbjahr 2017 sind die energiebedingten CO2-Emissionen danach | |
gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um knapp 1,2 Prozent auf 428 | |
Millionen Tonnen gestiegen. Die Berechnung beruht auf Angaben der | |
Energiewirtschaft. | |
Entscheidend für den Anstieg der Emission ist der zunehmende Verbrauch von | |
Mineralöl. Während der Heizölabsatz trotz der im Vergleich zum Vorjahr | |
kälteren Witterung leicht zurückging, wuchs der Absatz von Diesel um 6,5 | |
Prozent, der von Benzin um 2,5 Prozent, der von Kerosin um fast 8 Prozent. | |
„Das zeigt, wie wichtig es ist, endlich auch Klimaschutzpolitik im Verkehr | |
entschlossen zu betreiben“, sagte Christian Hochfeld, Direktor von Agora | |
Verkehrswende. | |
Deutliche Verschiebungen gab es im Stromsektor: Obwohl die erneuerbaren | |
Energien um 6,4 Prozent zulegten, blieben die Emissionen hier fast | |
unverändert. Denn während Steinkohle- und Atomkraftwerke deutlich weniger | |
Strom produzierten, gab es bei Erdgas und der besonders klimaschädlichen | |
Braunkohle einen Zuwachs um 3,1 beziehungsweise 2,9 Prozent. | |
## Agora Energiewende fordert Sofortprogramm | |
„Die Lücke zum Klimaschutzziel von minus 40 Prozent wird nicht kleiner“, | |
kommentierte Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Um das Ziel | |
doch noch zu erreichen, müsse direkt nach der Bundestagswahl ein | |
„Sofortprogramm“ aufgelegt werden, das für Strom, Wärme und Verkehr | |
„schnell wirkende Maßnahmen“ enthält, forderte Graichen. | |
Dem stimmt das von Barbara Hendricks (SPD) geführte Umweltministerium | |
ausdrücklich zu. „Die aktuellen Zahlen machen sehr deutlich, dass wir bei | |
unseren Klimaschutzanstrengungen zulegen müssen“, sagte | |
Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth der taz. Dass die Emissionen im | |
Verkehrssektor heute über dem Wert von 1990 liegen, zeige ein | |
„Komplettversagen der Verkehrspolitik im Klimaschutz“. Hier müsse die | |
Politik „endlich liefern“, um das Klimaziel noch zu erreichen. | |
Auch bei der Braunkohlenutzung, wo geplante Reduzierungen in dieser | |
Legislaturperiode am Widerstand von Gewerkschaften und Landesregierungen | |
gescheitert waren, drängt Flasbarth auf einen neuen Anlauf. „Unser Ziel ist | |
ein geordneter, schrittweiser Kohleausstieg ohne Strukturbrüche.“ | |
7 Aug 2017 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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