# taz.de -- Braunkohle in Brandenburg: Linke streitet übers Klima | |
> Die Fraktionsführung der Linken in Brandenburg gibt das Klimaschutzziel | |
> für 2030 auf – gegen den Willen der Bundespartei. | |
Bild: Jänschwalde soll länger in Betrieb bleiben. Müssen deshalb gleich die … | |
Berlin taz | Für PolitikerInnen, die Klimaschutzziele infrage stellen, | |
findet Katja Kipping klare Worte: „Wenn ihr die Klimaschutzziele aufweicht | |
und beim Kohleschutz bremst, dann versündigt ihr euch an euren Kindern, | |
unseren Enkeln und der Zukunft unseres Planeten“, hatte die | |
Linkspartei-Vorsitzende Mitte Juli erklärt. Gerichtet waren diese Worte an | |
Union und FDP in Nordrhein-Westfalen sowie an „Teile der SPD in | |
Brandenburg“. Doch nun trifft die Wutrede auch eigene Parteifreunde. | |
Denn drei einflussreiche Brandenburger Linke stellen das Klimaziel des | |
Bundeslands nun ebenfalls infrage: Fraktionschef Ralf Christoffers, der | |
parlamentarische Geschäftsführer Thomas Domres und der Energieexperte der | |
Fraktion, Matthias Loehr. | |
Sie plädieren in einem Papier aus dem Juli, das der taz vorliegt, für ein | |
„Aufweichen des Klimaziels der Energiestrategie 2030“, das bisher eine | |
Reduzierung der Emissionen in Brandenburg um 72 Prozent gegenüber 1990 | |
vorsieht. | |
Als Grund nennen die Autoren des Papiers, über das zuerst die Süddeutsche | |
Zeitung berichtet hatte, „veränderte Rahmenbedingungen“: So sei die | |
unterirdische Speicherung von CO2 an politischem Widerstand gescheitert. | |
Zudem habe der Betreiber LEAG entschieden, das Braukohlekraftwerk | |
Jänschwalde acht bis zehn Jahre länger in Betrieb zu lassen als von der | |
Regierung erwartet. | |
„Als Landesregierung haben wir keine Möglichkeit, ein früheres Abschalten | |
zu erzwingen“, sagte Loehr der taz. Damit sei das geplante 72-Prozent-Ziel | |
bis 2030 nicht zu erreichen. „Maximal fünf Jahre später“ werde es aber so | |
weit sein. | |
## WWF: Begründung der Linken vorgeschoben | |
Der WWF kann diesen Positionswechsel nicht nachvollziehen. „Das Klimaziel | |
sagt aus, was die Regierung will“, meint Klimaexperte Michael Schäfer. Man | |
könne es nicht einfach an die Pläne des Braunkohlekraftwerkbetreibers | |
anpassen. Die Begründung der Linken hält er für „vorgeschoben“. Die | |
Landesregierung habe diverse Möglichkeiten, die Laufzeit des Kraftwerks zu | |
beeinflussen, etwa über den Bundesrat oder über Grenzwerte für den Ausstoß | |
von Quecksilber und Stickoxiden. Die sind von der EU durch neue Vorgaben | |
verschärft worden. | |
Die meisten deutschen Braunkohlekraftwerke müssen nach Ansicht des | |
Umweltbundesamtes entweder nachgerüstet werden – oder bräuchten eine | |
Ausnahmegenehmigung der Landesbehörden, die an Bedingungen geknüpft oder | |
befristet werden könnte. | |
Doch diese neue Macht wollen die Länder offenbar gar nicht haben: In einem | |
Brief haben die Ministerpräsidenten von Sachsen, Brandenburg, | |
Sachsen-Anhalt und NRW die Bundesregierung aufgefordert, gegen die neuen | |
Grenzwerte zu klagen. Dies sei in Brandenburg aber nicht mit den Linken | |
abgesprochen gewesen, sagt Loehr. | |
In der Parteispitze herrscht großer Ärger über das Vorgehen der | |
Brandenburger. Nach außen hält sich Parteichefin Kipping gegenüber den | |
eigenen Leuten aber wesentlich stärker zurück als zuvor gegenüber der | |
parteipolitischen Konkurrenz: „Dem Klimaschutz hilft es wenig, von selbst | |
gesteckten Zielen Abstand zu nehmen“, sagte sie der taz lediglich. „Deshalb | |
würde ich mir ein anderes Herangehen in Brandenburg wünschen.“ | |
22 Aug 2017 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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