# taz.de -- Bildung und Protest im Rheinland: Klimacamps gestartet | |
> Sie bereiten Demonstrationen und Blockaden vor. Es soll bei den | |
> Klimacamps aber auch um Vernetzung mit anderen sozialen Bewegungen gehen. | |
Bild: Die ersten Zelte stehen: Klimacamp bei Erkelenz | |
BERLIN taz | Im Rheinland hat am Freitag das diesjährige Klimacamp | |
offiziell begonnen. Nahe der Stadt Erkelenz stehen neben Küchen und | |
Sanitäreinrichtungen bereits drei Zirkuszelte für Veranstaltungen, | |
berichtete Camp-Sprecher Christopher Laumann. Dazu kommen die privaten | |
Übernachtungszelte der Teilnehmer, die ab Freitag eintreffen. | |
In den ersten fünf Tagen des Camps, in denen inhaltlich Workshops und | |
Diskussionen im Mittelpunkt stehen, werden rund 1.500 TeilnehmerInnen | |
erwartet, so Laumanns. Etwa 500 von ihnen nehmen an der | |
Degrowth-Sommerschule teil, die im Rahmen des Camps stattfindet. Weitere | |
Veranstaltungen im Rahmen sollen eine Verknüpfung der Klimabewegung mit | |
anderen sozialen Bewegungen herstellen. Auch im von der BUND-Jugend | |
veranstalteten „Camp for future“ in Kerpen-Manheim sind am Freitag die | |
ersten TeilnehmerInnen eingezogen. | |
Ab kommenden Donnerstag, wenn diverse Aktionen auf dem Programm stehen, | |
soll es in den Camps deutlich voller werden: Insgesamt 6.000 Menschen | |
werden zu den diversen Aktivitäten erwartet: Das Bündnis „Ende Gelände“ | |
ruft dazu auf, mit einer Massenaktion zivilen Ungehorsams einen | |
Braunkohletagebau lahmzulegen, um gegen die weitere Nutzung des | |
klimaschädlichen und landschaftszerstörenden Energieträgers zu | |
protestieren. | |
Mit dieser Aktion erklärten sich am Freitag auch zahlreiche | |
Umweltorganisationen solidarisch, die selbst nicht dazu aufrufen: „Wir | |
können angesichts der bedrohlichen Klimakatastrophe nachvollziehen, wenn | |
sich jetzt Menschen zum zivilen Ungehorsam gegen den Kohleabbau gezwungen | |
sehen“, heißt es in einer Erklärung, die unter anderem von BUND, Robin | |
Wood, Oxfam und Campact unterzeichnet wurde. | |
## Rote Linie | |
Unter dem Motto „Kohle erSetzen“ ist daneben eine Sitzblockade vor einem | |
Kraftwerk geplant – im öffentlichen Raum, so dass anders als bei „Ende | |
Gelände“ keine Klagen wegen Hausfriedensbruch drohen. Am Freitag soll zudem | |
eine Fahrrad-Demonstration stattfinden, am Samstag eine Menschenkette, die | |
mit einer „roten Linie“ die Grenze markieren soll, die der Tagebau Hambach | |
nicht mehr überschreiten darf. Diese wird unter anderem von Greenpeace, | |
BUND und Naturschutzbund organisiert. „Mit der Rote-Linie-Aktion setzen wir | |
ein Zeichen gegen die dreckige Braunkohleverstromung“, sagte | |
Greenpeace-Sprecher Tim Petzoldt: „Die Kohle muss im Boden bleiben, nur so | |
können wir den Klimawandel stoppen.“ | |
Der Energiekonzern RWE, der die Braunkohle-Tagebaue und Kraftwerke im | |
Rheinland betreibt, warnte zu Beginn des Klimacamps erneut vor dem Betreten | |
der Betriebsanlagen. Das „Recht auf freie Meinungsäußerung“ sei | |
„selbstverständlich zu respektieren“, erklärte das Unternehmen. Aber: „… | |
Eindringen in betriebliche Anlagen oder die Blockade von Infrastruktur sind | |
nicht akzeptabel.“ Wer die Warnungen ignoriere, werde angezeigt. | |
Bereits vor zwei Jahren hatten rund 1.000 Menschen den Tagebau Garzweiler | |
besetzt; zu Verurteilungen ist es bisher nicht gekommen. In der Lausitz, wo | |
sich im vergangenen Jahr rund 3.000 Menschen an Protesten im Tagebau | |
beteiligten, kam es nicht zu Anzeigen wegen Hausfriedensbruch, weil die | |
Staatsanwaltschaft diesen wegen einer fehlenden Umzäunung des Geländes als | |
nicht gegeben sah. | |
18 Aug 2017 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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