# taz.de -- Anklage auf Antrag von RWE: Freispruch für Tagebau-Besetzer | |
> Das Amtsgericht Erkelenz hat vier Ende-Gelände-AktivistInnen vom Vorwurf | |
> des Hausfriedensbruchs am Tagebau Garzweiler freigesprochen. | |
Bild: Das Tagebaugelände des Energiekonzerns RWE ist nicht klar abgegrenzt, sa… | |
Berlin taz | Das Amtsgericht Erkelenz hat am Dienstag vier AktivistInnen, | |
die sich im Jahr 2015 an Protesten im Braunkohle-Tagebau Garzweiler | |
beteiligt hatten, vom Vorwurf des Hausfriedensbruchs freigesprochen. Zur | |
Begründung sagte Gerichtssprecher Jan-Philip Schreiber, die Beweisaufnahme | |
habe ergeben, dass das Tagebaugelände des Energiekonzerns RWE nicht klar | |
abgegrenzt sei. | |
Lediglich zu einer Seite in Richtung Abbruchkante gebe es einen flachen | |
Wall; die Seite zum rekultivierten Gelände sei gar nicht gesichert, sagte | |
Schreiber der taz. „Damit ist der Tagebau kein befriedetes Eigentum im | |
Sinne des Gesetzes.“ Genau so hatten die AktivistInnen argumentiert, die | |
sich gegen zuvor vom Amtsgericht verhängte Strafbefehle wegen | |
Hausfriedensbruch gewehrt hatten, sodass es zur Verhandlung kam. | |
Im August 2015 hatten knapp 1.000 Menschen im Rahmen der Aktion „Ende | |
Gelände“ [1][den Tagebau Garzweiler besetzt], um gegen die Klimaschäden und | |
die Landschaftszerstörung durch die Braunkohlenutzung zu protestieren. Nur | |
von einem kleinen Teil konnten die Personalien festgestellt werden. In etwa | |
50 Fällen kam es auf Antrag von RWE zu Anklagen wegen Hausfriedensbruch. | |
Auch Journalisten wurden damals mit dem Vorwurf des Hausfriedensbruchs an | |
der Berichterstattung über die Proteste gehindert. | |
Ob das Urteil automatisch auch in allen übrigen Fällen zu Freisprüchen | |
führt, ist noch offen. Zwar dürfte die Argumentation der fehlenden | |
Einfriedung des Tagebaus generell gültig sein. Allerdings könnte das | |
Gericht in einzelnen Fällen auch zu einer anderen Einschätzung kommen, etwa | |
wenn nachweisbar sei, dass die DemonstrantInnen eine Schranke überwunden | |
hätten, sagte RWE-Sprecher Guido Steffen der taz. Im Fall, der am Dienstag | |
entschieden wurde, ließ sich das nicht mehr klären: Die Stelle, an der die | |
Festnahmen erfolgten, ist inzwischen weggebaggert worden. | |
Ob die Staatsanwaltschaft Berufung gegen das Urteil einlegt, blieb zunächst | |
offen. Auch RWE will zunächst die Urteilsbegründung prüfen, bevor über | |
Konsequenzen entschieden wird. „Wir werden uns Gedanken machen, wie sich | |
das Gelände auch juristisch dicht machen lässt“, sagte Unternehmenssprecher | |
Steffen. | |
Das müsste dann aber schnell gehen: Bereits Ende August will „Ende Gelände�… | |
erneut einen RWE-Tagebau besetzen – und die Teilnehmerzahl könnte durch die | |
jüngsten Urteile noch steigen. | |
9 May 2017 | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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