| # taz.de -- Kolumne Pflanzen Essen: Bitte mehr bitter | |
| > Bitteres Essen hat einen schlechten Ruf, viele empfinden den Geschmack | |
| > als eklig. Dabei können bittere Pflanzen gesundheitsfördernd sein. | |
| Bild: Bitter macht lustig! | |
| Oft ist genau das, was wir nicht wollen, das, was wir bitter nötig haben. | |
| Wie zum Beispiel: Bitterstoffe. | |
| Der Verzehr von bitteren Pflanzen zieht sich seit Jahrtausenden durch die | |
| Menschheitsgeschichte. Bittere Kräuter fanden sich schon vor Anno Domini in | |
| vielen Gerichten, Getränken und sogar in Gegenmitteln für Giftstoffe. Die | |
| Bitterkräuter Maror und Chaseret sind während des jüdischen Pessachfestes | |
| Teil des Sedertellers. In den 1920er Jahren war der bittere | |
| Sazerac-Cocktail der Hit. | |
| Heute wird Bitteres bestenfalls als „exotisch“, im schlimmsten Fall als | |
| „eklig“ empfunden und deshalb vielfach weggelassen oder mit Süßem | |
| kaschiert. Der daraus resultierende Zuckerkonsum, der zu vielen | |
| Zivilisationskrankheiten beiträgt, ist vielen nicht bewusst. | |
| Deswegen heute etwas aus der Rubrik „Pflanzliche Gesundheitstipps“. Bitter | |
| schmeckende Pflanzen und unsere körpereigene Reaktion darauf können nämlich | |
| gesundheitsfördernd wirken – Ausnahme sind natürlich Giftpflanzen oder | |
| solche, in denen sich bitter schmeckende Giftstoffe gebildet haben. | |
| Andere bittere Kräuter eignen sich aber hervorragend dafür, die Verdauung | |
| anzuregen, das Immunsystem zu stimulieren und Parasiten im Körper | |
| abzutöten. Im Mund lösen Bitterstoffe die Ausschüttung von | |
| Verdauungssekreten wie Speichel, Magensaft und Gallenflüssigkeit aus. | |
| Deswegen ist es in der traditionellen chinesischen Heilkunde verpönt, den | |
| bitteren Geschmack von Medizin zu kaschieren und laut dem Ayurveda soll der | |
| bittere Geschmack der heilkräftigste sein. | |
| Wer dies vorsichtig und ohne Pfui-Spinne-Erlebnis in seine Ernährung | |
| integrieren möchte, kann mit milderen Varianten wie Löwenzahn, Dill und | |
| Fenchel anfangen. Einfach kleinschneiden und in einen Salat geben. | |
| Fortgeschrittenen empfehle ich Enziantee oder Wermutkraut. Letzteres nehme | |
| ich vorzugsweise in Form von Absinth ein, weil: Spaß muss sein. | |
| Mein Lieblingsrezept derzeit: eine Handvoll rohe, gehackte | |
| Artischockenblätter samt der feingeschnittenen Schale einer Orange in ein | |
| Einmachglas geben, mit 300 Milliliter Portwein übergießen, verschließen und | |
| eine Woche lang täglich schütteln. Anschließend abseihen, in den | |
| Kühlschrank stellen und als allgemeines Immuntonikum oder vor dem Essen zur | |
| besseren Verdauung einnehmen. | |
| Ich verspreche, das Leben schmeckt danach süßer! | |
| 6 Aug 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Ariane Sommer | |
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