# taz.de -- Confed Cup in Russland: Dauerwerbesendung für Putin | |
> Die Generalprobe für die WM 2018 wurde bestanden. Fifa und Russische | |
> Föderation haben sich als das erwartete harmonische Gespann erwiesen. | |
Bild: Freunde der Macht: Fifa-Boss Gianni Infantino (l.) und Russen-Boss Wladim… | |
Berlin taz | Es ist vollbracht. Der Sieger ist gekürt. Goldene Konfetti | |
sind auf das deutsche Team niedergegangen. Und alle haben brav geklatscht. | |
Von einem Sommermärchen spricht zwar niemand in Russland, was neben dem | |
miserablen Abschneiden der heimischen Elf vor allem am miesen Sommerwetter | |
liegt, aber als Erfolg wird der Confederations Cup schon gesehen. Die | |
Generalprobe für die WM im kommenden Jahr ist gut gelaufen. | |
Die ersten WM-Stadien sind der Welt präsentiert worden und es kam, wie es | |
kommt, wenn der Ball einmal rollt: Es wird über Sport geredet. Kein Wort | |
mehr über unbezahlte Arbeiter an WM-Baustellen, kaum ein Wort darüber, dass | |
Stadien entstehen, die später nicht wirklich gebraucht werden, und nichts | |
als Schweigen über die politische Situation im Lande Wladimir Putins. | |
Cristiano Ronaldo war da, Arturo Vidal, Joachim Löw und mehrere Tausend | |
Fans aus dem Ausland, die Bilder von sich vor russischen Sehenswürdigkeiten | |
um die Welt geschickt haben. | |
In den zwei Confed-Cup-Wochen war sehr schön zu sehen, wie leicht sich mit | |
einem Fußballturnier Werbung für das eigene Land machen lässt. Das Bier ist | |
nicht allzu teuer und die Russen sind keine Menschenfresser, sondern zur | |
zahlenden Fußballkundschaft durchaus freundlich. Fans aus Chile, die in | |
Kasan am Flughafen angekommen sind, werden sofort von einem Team der | |
lokalen TV-Station befragt: „Ist doch schön in Russland, oder?“ | |
Und als der deutsche Nationalverteidiger Antonio Rüdiger bei einer | |
Pressekonferenz das Gastgeberland lobt, weil alles so gut organisiert sei, | |
dann schafft er es in die Abendnachrichten im Ersten Kanal. Dass er auf | |
ebenjener Pressekonferenz einen flammenden Appell gegen Rassismus im | |
Fußball gehalten hat, bleibt da natürlich unerwähnt. | |
## Zwei drollige Fußballrentner | |
Zum Turnierende hat die Fifa die zwei drolligen Fußballrentner Ronaldo und | |
Diego Maradona einfliegen lassen, um von ihnen ein paar brave Statements | |
zum supertollen Confederations Cup einzuholen. Dass Maradona sich dabei als | |
Fan des russischen Staatspräsidenten Putin bezeichnet, wird in russischen | |
Medien dann gerne als Zitat des Tages genommen. Dauerwerbesendung für | |
Russland. | |
Dass Putin während des Turniers auf der Krim aufgetreten ist und bei der | |
Eröffnung eines internationalen Jugendlagers die Fahnen der | |
Scheinrepubliken Donezk und Luhansk mit offiziellen Weihen versehen hat, | |
ist gewiss kein Zufall. Er hat noch einmal gezeigt, dass er machen kann, | |
was er will, und sich vergewissern können, dass sich der Weltsport in der | |
ihm eigenen Selbstbesoffenheit zur selben Zeit pudelwohl fühlt in seinem | |
Land. | |
Der Internationale Fußballverband und die Russische Föderation sie sind ein | |
gutes Gespann. Der Fußball liefert die Kulisse für eine nationale Werbeshow | |
und Russland liefert der Fifa alles, was sie für ein Großturnier braucht. | |
Irrwitzig viele Polizisten riegeln weiträumig die Areale um die Stadien ab. | |
Die Fans werden wie Vieh durch ein Spalier aus uniformierten | |
Sicherheitskräften auf weiten Wegen in die uniformierte Fifa-Welt | |
getrieben, wo sie dann konsumieren sollen, was ihnen die Fifa und ihre | |
Sponsoren vorsetzen. | |
In einem Land wie Russland, in dem mit der Angst vor der Obrigkeit regiert | |
wird, ist das Vieh besonders leicht zu treiben. Die Fifa, dessen Präsident | |
Gianni Infantino bei der Eröffnungsfeier mit Putin um die Wette gefeixt und | |
brav die russischen Tore gegen Neuseeland beklatscht hat, wird wissen, was | |
er an einem Turniergastgeber wie Russland hat. | |
Der Präsident des Welt- und nunmehr auch Konföderationenmeisterverbands | |
DFB, Reinhard Grindel, sieht in der WM in Russland im nächsten Jahr ja | |
durchaus so etwas wie eine Chance. „Hunderttausende ausländische Fans aus | |
demokratischen Ländern werden zur WM kommen und über Wochen hier leben. | |
Dieser Einfluss kann ein Land verändern“, hat er der Welt gesagt. | |
Der Fußballfan als Demokratiebotschafter – darauf muss man erst einmal | |
kommen. Der Confed Cup hat gezeigt, welches Szenario wahrscheinlicher ist: | |
Die Fans kommen, feiern, fühlen sich wohl. Und vor allem einer freut sich | |
über die gute Stimmung: Wladimir Putin. | |
3 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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