# taz.de -- Übertragung der WM-Auslosung: Maria, zieh dir bitte etwas an! | |
> Im Iran machen sich Fußballfans Sorgen über die Kleidung der Moderatorin | |
> zur WM-Auslosung. Doch was sie trägt, entscheidet die FIFA. | |
Bild: Maria Komandnaya macht ein Selfie – wohl noch in selbst von ihr ausgesu… | |
„Ich bitte dich, trag ein angemessenes Kleid am Freitag“, „Verzichte bitte | |
auf einen tiefen Ausschnitt“. Zig Kommentare dieser Art finden sich unter | |
den Instagram-Bildern von Maria Komandnaya. Dass Menschen, hauptsächlich | |
Männer, die Kleidung von Frauen beurteilen, ist nichts Neues. Doch was ist | |
der Grund für den Wunsch nach nicht zu freizügiger Kleidung unter | |
Komandnayas Instagram-Posts? | |
Maria Komandnaya ist die erfolgreichste Sportjournalistin Russlands. | |
Gemeinsam mit dem britischen Ex-Fußballer Gary Lineker wird sie am | |
kommenden Freitag die [1][Fußball-Weltmeisterschafts-Auslosung] moderieren. | |
Die Zeremonie aus dem Kreml-Palast wird live im Fernsehen ausgestrahlt – in | |
aller Welt. So auch auf dem [2][iranischen Staatssender Irib]. | |
Wenn eine Frau nach der Bewertung des Senders nicht züchtig genug gekleidet | |
ist, wird die Fernsehübertragung jedoch unterbrochen. Das wäre nicht das | |
erste Mal. Bei der Auslosung 2005 in Leipzig trat das [3][Model Heidi Klum] | |
in einem bodenlangen, tief ausgeschnittenen Kleid auf. Im Iran wurde die | |
Sendung nicht live, sondern zeitversetzt ausgestrahlt, so dass die Szenen | |
mit Klum zensiert werden konnten. Bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 in | |
Brasilien, sahen die Zuschauer*innen im Iran minutenlang bloß ein schwarzes | |
Bild währenddessen Sambatänzer*innen performten. | |
## Die Frau als Produkt | |
Iranische Medien berichten, dass tausende iranische Fans Komandnaya in den | |
sozialen Netzwerken gebeten haben, sich dezent anzuziehen. Diese soll das | |
auch versprochen haben. Inzwischen ist auf dem Instagram-Kanal eine | |
Diskussion entstanden. Während einige sich für ihren Entscheidung etwas | |
dezentes zu tragen [4][als Respekt vor dem Iran bedanken], fordern andere, | |
dass sie sich „besonders sexy“ anziehen sollte. Als Zeichen für alle | |
Frauen, Weiblichkeit nicht verstecken zu müssen. | |
Doch das Problem ist, Komandnaya sucht sich nicht selbst aus, was sie am | |
kommenden Freitag Abend tragen wird. Die Fifa entscheidet das. Ihr Ziel | |
dürfte nun aber weder sein, die Kultur des Iran zu achten oder Weiblichkeit | |
zu feiern, sondern vor allem das viele Menschen die WM-Auslosung sehen | |
werden. | |
Denn durch die Vermarktung der [5][von ihr organisierten Männer-Fußball-WM | |
erwirtschaftet die Fifa] fast ihren gesamten Umsatz. Und je mehr Menschen | |
die Auslosung, Spiele und Berichterstattungen sehen, desto mehr Geld gibt | |
es von den Werbenden. Die Rechnung der Fifa wird also eher so lauten: | |
schadet es uns mehr, wenn iranische Zuschauer*innen nicht zuschauen können? | |
Oder: hält es andere Zuschauer*innen vor den Fernsehern, wenn Frauen in | |
„sexy Kleidern“ zu sehen sind? | |
Am Ende ist die Frau, in diesem Fall die Sportjournalistin Komandnaya, | |
wieder nur ein Produkt, das von der Fifa gewinnbringend eingesetzt werden | |
soll. Besser wäre es doch Komandnaya selbst die Wahl zu lassen, was sie | |
tragen möchte. So könnte sie entscheiden, worauf sie Rücksicht nehmen | |
möchten und durch ihre Kleidung ein eigenes Zeichen setzen. | |
30 Nov 2017 | |
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## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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