# taz.de -- Bundesregierung fördert Güterverkehr: Schienenmaut halbiert | |
> Kurz vor Ende der Legislatur entdeckt Minister Dobrindt ein Problem: Vom | |
> wachsenden Güterverkehr landet kaum etwas auf der Schiene. | |
Bild: Güterverkehr auf der Schiene könnte attraktiver sein | |
Berlin taz | Notbremse zur Rettung des Schienengüterverkehrs, der zuletzt | |
Marktanteile an die Lkw-Logistik verloren hatte: Ab 2018 sollen sich die | |
Trassenpreise, die für die Nutzung der staatlichen Infrastruktur zu zahlen | |
sind, im Durchschnitt halbieren. Das kündigte Bundesverkehrsminister | |
Alexander Dobrindt (CSU) am Freitag in Berlin an. Die Schienenbranche ist | |
zufrieden, und zwar sowohl die bundeseigene Deutsche Bahn AG als auch deren | |
private Konkurrenz, die etwa 40 Prozent des Schienengüterverkehrs | |
abwickelt. | |
Zur Finanzierung der Preissenkung will die Bundesregierung jährlich 350 | |
Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die für die Preisausgestaltung | |
zuständige Bundesnetzagentur hat laut Dobrindt bereits ihre Zustimmung | |
signalisiert. | |
Neben der Preissenkung will Dobrindt den Schienengüterverkehr auch durch | |
weitere Maßnahmen fördern. Dazu zählt ein Pilotprojekt zur Digitalisierung | |
eines Güterbahnhofs in München-Nord, das Kostensenkungen bei der | |
Zusammenstellung von Einzelwagenzügen bringen soll. Darüber hinaus will der | |
Bund zusätzlich in die Infrastruktur investieren, etwa zur Schaffung | |
längerer Überholgleise, auf die dann auch moderne 740-Meter-Züge passen. Je | |
nach Art der Züge machen die Trassenpreise etwa 15 bis 20 Prozent der | |
Gesamtkosten aus. | |
Die künftige Einsparungen dürften die Unternehmen für zwei Dinge verwenden: | |
für Preissenkungen und Investitionen. Beides soll den Schienengüterverkehr | |
wieder attraktiver machen. Das ist bitter nötig, denn vom wachsenden | |
Verkehrsaufkommen bekommt die Bahn immer weniger ab. Der Marktanteil des | |
Schienengüterverkehrs war 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 | |
Prozentpunkte auf 17,6 Prozent gesunken. | |
Die Allianz pro Schiene begrüßte die deutliche Senkung der Trassenpreise. | |
„Weil die Güterbahnen unter Kostennachteilen leiden, die die Politik zu | |
verantworten hat, ist ein solcher Schritt das richtige Werkzeug“, sagte | |
Dirk Flege, Geschäftsführer der Schienenlobbyorganisation. Allerdings komme | |
der Plan zum Ende der Legislaturperiode etwas spät. | |
Der Grünen-Bahnexperte Matthias Gastel nannte es unglaubwürdig, dass | |
„Straßenbauminister Dobrindt“ nun auf den letzten Metern seiner Amtszeit | |
Maßnahmen vorschlage. „Lange genug Zeit hatte er für Taten.“ Stattdessen | |
sei die Elektrifizierung vieler Strecken abgelehnt worden. | |
23 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Richard Rother | |
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