# taz.de -- Kasai-Konflikt im Kongo: Flüchtlingselend im Diamantengebiet | |
> Zehntausende Menschen fliehen aus Kongos jüngstem Bürgerkriegsgebiet nach | |
> Angola. Dort sind die Bedingungen verheerend. | |
Bild: 300 bis 500 Kongolesen überqueren pro Tag die Grenze nach Angola auf der… | |
LONDON taz | Viele sind tagelang zu Fuß durch die Savanne unterwegs, sie | |
haben tiefe Wunden von Machetenhieben, Verbrennungen oder sind Opfer | |
brutaler Vergewaltigungen gewesen, berichten Helfer. 300 bis 500 | |
Flüchtlinge pro Tag überqueren seit Wochen die Grenze zwischen der | |
Demokratischen Republik Kongo und Angola, auf der Flucht vor der Gewalt in | |
Kongos Region Kasai. Der Krieg zwischen Armee und lokalen Milizen dort hat | |
seit August 2016 über 1,3 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. | |
30.000 Kasai-Flüchtlinge sind laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR | |
mittlerweile in Angola gelandet. Es werden täglich mehr, und es gibt auf | |
angolanischer Seite kaum Kapazitäten, um sie zu versorgen. „Die Flüchtlinge | |
leben unter sehr schlechten Bedingungen in überfüllten Aufnahmezentren“, | |
mahnt das katholische Hilfswerk Jesuit Relief Services (JRS). Sie landen in | |
der grenznahen Stadt Dundo, Hauptstadt der Provinz Lunda Norte. 17.000 | |
seien in einem ehemaligen Früchtemarkt am Stadtrand untergebracht, 2.500 in | |
einem ehemaligen Lagerhallenkomplex einer Diamantenfirma. 4.000 seien von | |
Stadtbewohnern aufgenommen worden. Seit der Erstellung der JRS-Übersicht | |
sind weitere gekommen. | |
Das UNHCR versucht, in Zusammenarbeit mit Angolas Regierung neue | |
Flüchtlingslager weiter weg von der Grenze zu öffnen, aber dann stellt sich | |
das Problem, wie die Leute in dieser kaum erschlossenen Region dort | |
hinkommen. | |
Die angolanischen Behörden stehen einem Zustrom aus dem Kongo nicht sehr | |
offen gegenüber. Lunda Norte ist Angolas wichtigste Diamantenprovinz und | |
war im Bürgerkrieg der 1990er Jahre eine Hochburg der einst von | |
Apartheid-Südafrika unterstützten Unita-Rebellen; seitdem veranstalten | |
Angolas Sicherheitskräfte regelmäßig Razzien und Massendeportationen, um | |
illegal eingereiste Diamantenschürfer aus dem Kongo wieder außer Landes zu | |
schaffen. | |
Ein schnelles Ende des Flüchtlingsandrangs ist nicht zu erwarten. Zwar ist | |
der Kasai-Konflikt nach Darstellung der kongolesischen Regierung beigelegt, | |
aber die Rachefeldzüge des Militärs gegen mutmaßliche Rebellenunterstützer | |
gehen weiter. „Jede Woche melden lokale Quellen Dutzende Tote und das | |
Niederbrennen von Häusern, Schulen und Gesundheitseinrichtungen“, heißt es | |
in einem neuen UN-Bericht. | |
Aufgrund der andauernden Konflikte konnte bislang auch die Neuregistrierung | |
der kongolesischen Wähler nicht in den Kasai-Provinzen durchgeführt werden. | |
Sie soll eigentlich bis Ende Juli abgeschlossen sein, wenn die 2016 | |
verschobenen Wahlen noch dieses Jahr stattfinden sollen. | |
9 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Afrikanische Flüchtende | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
Angola | |
UNHCR | |
Diamanten | |
Angola | |
Kongo | |
Kongo | |
Kongo | |
Schwerpunkt Flucht | |
Kongo | |
Afrika | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
Rohstoffe | |
Kongo | |
Kongo | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Machtwechsel in Angola: Abschied eines Patriarchen | |
Nach 38 Jahren an der Macht hat Eduardo dos Santos seinen | |
Verteidigungsminister als Nachfolger auserkoren. Aber der muss erst mal die | |
Wahl gewinnen. | |
UN-Bericht zu Kriegsverbrechen in Kasai: Kongos Regierung deckt Massaker | |
Es gibt kollektive Morde an missliebigen Bevölkerungsgruppen im Kongo – mit | |
„direkten Befehlen und sorgfältiger Planung“ von Amtsträgern. | |
Flüchtlinge im Kongo: „Ohne Nahrung, Wasser, Kleidung“ | |
In der Demokratischen Republik Kongo leben 3,8 Millionen Binnenflüchtlinge. | |
Ihre Zahl erreicht einen Höchststand, die Hilfe einen Tiefststand. | |
Menschenrechtsverletzungen im Kongo: Tausende Tote und Todesschwadronen | |
Die UN-Menschenrechtskommission berät über eine Untersuchung im | |
Kriegsgebiet Kasai. Die katholische Kirche legt eine vernichtende Bilanz | |
vor. | |
65,6 Millionen Menschen auf der Flucht: Neuer Höchststand der Fliehenden | |
Im vergangenen Jahr waren so viele Menschen auf der Flucht wie nie zuvor. | |
Besonders alarmiert ist das UNHCR über die Lage im Südsudan. | |
Ermittlungen gegen Kongos Justizminister: Ein Politprofi im eigenen Schatten | |
Belgiens Justiz nimmt gegen Kongos Justizminister Ermittlungen auf. Er soll | |
Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben. | |
Ex-UN-Funktionär über Migration: „Afrika gilt als Kontinent der Armut“ | |
Der Ökonom Carlos Lopes findet, Afrika brauche Wachstum. Aber nicht, um | |
Migration zu stoppen. Die Fluchtursachen seien deutlich komplexer. | |
Kolumne Afrobeat: Die Rache der Söhne | |
In Angola und im Kongo übertragen Oligarchen ihre unternehmerischen | |
Erfolgsstorys auf die Politik. Eine neue Generation drängt an die Macht. | |
Verarbeitung von Rohstoffen: Schleichwege fürs Blutgold | |
Konfliktmineralien sollen nach einer EU-Regelung nicht mehr verarbeitet | |
werden. Doch es gibt Schlupflöcher, kritisieren NGOs und Wirtschaft. | |
Binnenvertriebene weltweit: Kongo wird Weltmeister | |
In keinem Land ist die Zahl der Binnenflüchtlinge 2016 so angewachsen wie | |
im Kongo: Es gab über 900.000 neue Vertriebene. 2017 wird es nicht besser. | |
Armeeverbrechen im Kongo: Der Horror von Kasai | |
Die UNO hat in der Kriegsregion Kasai 40 Massengräber aufgespürt – Opfer | |
der Armee im Feldzug gegen Rebellen. Untersuchen darf die UNO sie nicht. |