| # taz.de -- Wahlprogrammentwurf der SPD: Kreativ investieren | |
| > Die SPD will Ganztagsschulen ausbauen, Kitagebühren abschaffen und | |
| > Familien entlasten. Wenn sie erst mal die Wahlen gewonnen hat. | |
| Bild: „Das beste Wahlprogramm seit Willy Brandt“, lobte Thomas Oppermann si… | |
| Berlin taz | Woher zusätzliches Steuergeld kommen soll, ist in der SPD noch | |
| unklar – aber die Partei weiß schon recht genau, wofür sie es ausgeben | |
| will. Im Wahlprogrammentwurf, den der Parteivorstand am Montag einstimmig | |
| beschlossen hat, sind etwa Investitionen in Bildung, in Familien und in den | |
| ländlichen Raum aufgeführt. | |
| Bei der Bildung setzt die Partei unter anderem auf den Ausbau der | |
| Ganztagsschulen. In den nächsten vier Jahren soll unter einer SPD-geführten | |
| Regierung jedes Grundschulkind einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz | |
| bekommen. 1 Million zusätzliche Plätze hatte Martin Schulz bereits | |
| vergangene Woche vor LehrerInnen und SchülerInnen in Berlin versprochen. | |
| Zudem sollen die Kitagebühren abgeschafft werden und die zuständigen Länder | |
| und Kommunen dafür bis 2021 3,5 Milliarden Euro erhalten. | |
| Die Schwerpunktsetzung beim Thema Bildung ist Teil des | |
| SPD-Wahlkampfnarrativs „Zeit für mehr Gerechtigkeit.“ „Unter Gerechtigke… | |
| verstehen wir nicht nur soziale Gerechtigkeit im engen Sinne“, so | |
| Generalsekretärin Katarina Barley, die zusammen mit Thomas Oppermann und | |
| Manuela Schwesig die Programmkommission leitet, die vor einer Woche den | |
| ersten Leitantrag vorlegte. Vielmehr habe die SPD einen weiten | |
| Gerechtigkeitsbegriff. Darunter passen dann auch Investitionen in Bildung | |
| und Forschung, aber auch in Breitbandnetze auf dem Land und die EU. | |
| Familien will die SPD einmal finanziell durch die erwähnte Beitragsfreiheit | |
| entlasten. „Davon profitieren sie mehr als von einigen Euro | |
| Steuerentlastungen“, so Barley, die so gleichzeitig die Parteilinie in | |
| einer Steuersenkungsdebatte vorgab: die Union will fantasielos entlasten, | |
| die SPD kreativ investieren. Der Entwurf sieht unter anderem die Umwidmung | |
| des Ehegatten- in ein Familiensplitting vor. | |
| Familien sollen auch mehr Zeit bekommen. Für berufstätige Eltern, die ihre | |
| wöchentliche Arbeitszeit auf 75 bis 90 Prozent reduzieren, sind 150 Euro | |
| Familiengeld pro Monat geplant. Das soll zwei Jahre gezahlt werden, analog | |
| zu einem Pflegegeld für Arbeitnehmer, die Familienangehörige pflegen. | |
| ## Kampfansage an den politischen Gegner | |
| Diese Pläne stammen aus dem Haus von Bundesfamilienministerin Manuela | |
| Schwesig, konnten aber in der Großen Koalition nicht verwirklicht werden. | |
| Schwesig versteht das Programm denn auch als Kampfansage an den politischen | |
| Gegner – respektive die Union. „Die SPD ist die moderne, aktive Partei, die | |
| CDU die im Ohrensessel, die die Beine hochlegt.“ | |
| Profilieren und von der Union absetzen will sich die SPD auch auf dem | |
| Gebiet der Arbeit. Die sachgrundlose Befristung, also die Möglichkeit, auf | |
| Zeit einzustellen, ohne dass Gründe wie eine Schwangerschaftsvertretung | |
| vorliegen, soll gestrichen werden, die paritätische Mitbestimmung schon für | |
| Betriebe ab 1.000 Mitarbeitern statt wie bisher ab 2.000 gelten. Die | |
| Agentur für Arbeit will die SPD in Agentur für Arbeit und Qualifizierung | |
| umbenennen. | |
| Bei der inneren Sicherheit schlägt Oppermann dagegen Töne an, die man eher | |
| von der Union gewohnt ist. „Straftäter sollen die ganze Härte des Gesetzes | |
| spüren“, tönte er und nannte als Maßnahmen die Einstellung von 15.000 | |
| zusätzlichen Polizisten und mehr Richtern und Strafverfolgern. | |
| „Das ist das beste Wahlprogramm seit Willy Brandt“, lobte Thomas Oppermann | |
| am Ende sich und seine GenossInnen. Ob das stimmt, werden wohl am Ende die | |
| Wähler entscheiden. | |
| 23 May 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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