# taz.de -- ADFC testet Berlins Fahrradtauglichkeit: Schlimmer geht's kaum | |
> Berlin landet bei Test der Fahrradlobbyisten auf einem der hintersten | |
> Plätze. Der ADFC fordert deswegen die schnelle Verabschiedung des | |
> Radgesetzes. | |
Bild: Für ein besonders großes Sicherheitsgefühl sorgen Radstreifen auf der … | |
„Berlin ist ganz unten, seien wir mal ehrlich“, sagt Frank Masurat, | |
Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Berlin. | |
Das ist keine Übertreibung: Im [1][Fahrradklima-Test des ADFC für das Jahr | |
2016] belegt Berlin unter den Städten mit mehr als 200.000 Einwohner*innen | |
den 36. Platz – von 39. Noch schlechter schneiden nur Köln, Mönchengladbach | |
und Wiesbaden ab. | |
Eine Gesamtnote von 4,3 – „das ist eine Verschlechterung gegenüber dem Jahr | |
2014“, sagt Philipp Poll, Geschäftsführer des ADFC Berlin bei der | |
Vorstellung des Berichts am Freitag. [2][Bei der letzten Erhebung] war | |
Berlin mit einer Note von 4,1 noch auf Platz 30 gelandet. Als | |
schwerwiegendstes Problem identifiziert der ADFC die Kontrolle von | |
Falschparker*innen auf Radwegen – mit einer miserablen Note von 5,5. Dicht | |
darauf folgen häufiger Fahrraddiebstal und zu schmale Radwege. | |
Doch auch sonst gibt die Hauptstadt ein trauriges Bild ab. 27 Punkte hat | |
der ADFC im Auftrag des Bundesverkehrsministerium abgefragt; Berlins | |
Bestnote ist eine 3,0 für öffentlich zugängliche Leihfahrräder. Sonst | |
tummeln sich vor dem Komma vor allem Vieren und Fünfen. | |
„Die meisten Berliner empfinden das Radfahren in der Stadt als stressig“, | |
sagt Poll. Das zeige auch die Angaben zum Verkehrsklima: „Die Berliner | |
Radfahrer haben das Gefühl, als Verkehrsteilnehmer nicht ernst genommen zu | |
werden.“ Laut den Befragten gebe es häufig Konflikte mit dem Autoverkehr. | |
Und auch die Bewertung der Fahrradförderung in Politik und Verwaltung hat | |
seit 2014 einen deutlichen Knick erfahren, etwa was die Reinigung der | |
Radwege und Ampelschaltungen betreffe. „Das ist ein deutliches Votum“, sagt | |
Poll. Wenig überraschend glänzt Berlin im Bereich der Sicherheit mit miesen | |
Noten. „73 Prozent der Befragten wünschen sich baulich von der Straße | |
abgegrenzte Radwege“, sagt Poll. | |
Gesellschaftlich repräsentativ ist der Fahrradklima-Test nicht: 71 Prozent | |
der bundesweit mehr als 120.000 Befragten fahren täglich Fahrrad, 20 | |
Prozent immerhin wöchentlich. Somit sind die Vielfahrer*innen | |
überrepräsentiert. Deren Bedürfnisse spiegelt der Report dafür sehr | |
deutlich wieder. | |
Dass Berlins Werte so absacken, liege nicht unbedingt an einer | |
Verschlechterung der Infrastruktur, erklärt ADFC-Vorstand Masurat. Da habe | |
sich mit dem Anlegen neuer Radstreifen ja immerhin ein bisschen was getan. | |
Diese sind aber durch die mangelhaften Kontrollen häufig zugeparkt. | |
„Und gleichzeitig haben wir aber heute deutlich mehr Rad- und KfZ-Fahrer | |
auf den Straßen als früher“, sagt Masurat. Zum Sanierungsstau kommt also | |
noch die höhere Auslastung der ohnehin mangelhaften Infrastruktur. „Da muss | |
unbedingt etwas passieren“, fordert Poll. | |
Was passieren muss, davon hat der ADFC eine sehr genaue Vorstellung: „Damit | |
die Werte sich verbessern, muss das geplante Radgesetz in Berlin noch 2017 | |
verabschiedet werden“, sagt Masurat. Mit der neuen rot-rot-grünen Regierung | |
habe immerhin das „Schönreden“ aufgehört. „Wir sitzen jetzt mit dem Sen… | |
der Koalition und den Verbänden an einem Tisch und haben in 13 Runden | |
[3][einen Entwurf] verhandelt“, sagt Masurat. Nun müsse das Gesetz auch | |
kommen. | |
Ob die Forderung des ADFC Wirklichkeit wird, ist fraglich. Nur einen Tag | |
zuvor, am Donnerstag, hatten der Verband und die Initiative Volksentscheid | |
Fahrrad dem Senat vorgeworfen, [4][das geplante Gesetz auszubremsen]. | |
Dringend nötige juristische Unterstützung werde nicht gewährt. | |
Das Gesetz zur „Förderung des Radverkehrs in Berlin“ wäre das erste | |
Radgesetz Deutschlands. Der 28 Seiten lange Entwurf sieht unter anderem | |
vor, an allen Hauptverkehrsstraßen Radverkehrsanlagen mit einer Breite von | |
mindestens 2 Metern einzurichten. Zudem soll ein stadtweites Netz aus | |
Fahrradstraßen und Radschnellwegen entstehen und 50.000 Abstellanlagen an | |
Bus- und Bahnhaltestellen bis 2025. | |
19 May 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://object-manager.com/om_map_fahrrad_if_2016/data/2016/Berlin.pdf | |
[2] http://object-manager.com/om_map_fahrrad_if/data/2014/Berlin.pdf | |
[3] http://gesetz.volksentscheid-fahrrad.de | |
[4] /Geplantes-Radgesetz-fuer-Berlin/!5410596/ | |
## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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Regine Günther | |
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