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# taz.de -- Kommentar SPD nach der NRW-Wahl: Hochmut, Fehler, Fall
> Nichts ist unmöglich: Viel wird im Bundestagswahlkampf davon abhängen,
> wie die Schulz-SPD auf das Ergebnis in NRW reagiert.
Bild: Bleibt sie die lachende Erste?
Der Hype um Martin Schulz drückte irgendwie – um es so genau wie möglich zu
sagen – den Wunsch aus, dass es eine Alternative zu Merkel geben solle. Die
Bürger wollen (oder wollten?) offenbar gerne, dass die Merkel-Union nicht
automatisch regiert. Allerdings nur bis kurz vor dem Wahltag.
Ein paar Tage vor der Entscheidung verdampfte die Neigung, SPD zu wählen,
wie Regen in der Maisonne. Das war so im Saarland, in Schleswig-Holstein
und ist nun so in Nordrhein-Westfalen. Das ist kein Zufall, sondern ein
Muster.
Diese Wahl ist gleichwohl kein Plebiszit gegen Schulz. Die Gründe für die
Niederlage liegen in Düsseldorf, weniger in Berlin. Hannelore Kraft ist
einst angetreten, um die zerzauste, machtmüde Sozialdemokratie in
Nordrhein-Westfalen zu erneuern. Doch je länger sie regierte, desto mehr
trat alte, launische Machtarroganz zutage. Die Grünen saßen dabei lange
still und verhuscht im Beiboot.
Krafts Entscheidung, den umstrittenen Innenminister Ralf Jäger nicht aus
der Schusslinie zu ziehen, war falsch, erklärbar nur durch Hybris und
Loyalität ohne Maß. Dass sie drei Tage vor der Wahl Rot-Rot-Grün
kategorisch ausschloss, glich einer Panikattacke. Ein handwerklicher Fehler
kam zum nächsten, und es verdichtete sich der Eindruck, dass es nur noch um
Machterhalt ging. Erst Hochmut, dann Fehler, nun der Fall. Krafts Rücktritt
ist nur konsequent.
Dass nun, wie es aussieht, ausgerechnet Armin Laschet in Düsseldorf
regieren wird, ist ein doppelter Sieg für Merkel. Denn gerade liberale,
Merkel-treue Christdemokraten wie Laschet galten vor Kurzem noch als
Figuren von gestern.
Die Schlüsselfrage lautet: Ist dies das Ende aller Ambitionen der
Sozialdemokraten für den Herbst? Diese Niederlage macht für die Bundes-SPD
alles tonnenschwer. Es regnet Häme. Die Situation erinnert an 2013, als
Mangel an Erfolgsaussichten einen depressiven Abwärtsstrudel in Gang
setzte.
Viel wird davon abhängen, wie die Schulz-SPD auf diesen Wirkungstreffer
reagiert. Ob sie verunsichert in Richtung Mitte taumelt – oder ob sie
entschlossen einen Pro-Europa-Wahlkampf wagt, der sich auch gegen Schäubles
Sparpolitik richtet.
Unmöglich ist, vier Monate vor der Bundestagswahl, noch nichts. Die
WählerInnen sind wankelmütig. Darauf kann die SPD hoffen. Auf viel mehr
nicht.
14 May 2017
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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SPD
Hannelore Kraft
Martin Schulz
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