Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Aufgeschreckte Couchpotaoes: Nie wieder Barcelona!
> Es stimmt: Die Stadt Barcelona phantastisch, sie ist eine Reise wert.
> Doch der Massentourismus hat sie mittlerweile unausstehlich gemacht.
Bild: Das muss man nicht erlebt haben: La Rambla in Barcelona
Zugegeben: Barcelona ist eine schöne Stadt. Doch sie ist unausstehlich
geworden. Massen wälzen sich über die Ramblas, Gruppen von Jugendlichen,
die auch bei 10 Grad nicht auf die für Spanien angesagten Sandalen
verzichten wollen, bevölkern die Bars, trinken Sangria mit Strohhalm
Mallorca-like aus großen Gläsern. Nebenbei lernen sie Spanisch und sind vor
allem laut. Wenn sich dann noch die Ladung eines Kreuzfahrtschiffes über
die Altstadt ergießt, bleibt kein Ort, nirgends.
Der Massentourismus hat sich längst von ausgebuchten Küstenorten in die
Städte verlagert. Früher buchten 80 Prozent aller Spanien-Touristen nur den
klassischen Badeurlaub, jetzt sind es nur noch 60 Prozent nach Angaben des
spanischen Hoteldachverbands Cehat. In Barcelona feiert der Massentourismus
fröhliche Urständ.
Klar findet man ähnliche Szenarien in Berlin, auch in Venedig, aber in
Barcelona dominiert der Tourismus die ganze Stadt nach dem Motto: mehr
Feste, mehr Freude, mehr Ausgelassenheit, mehr kollektive Entgrenzung. Im
vergangenen Jahr kamen 14,5 Millionen Gäste – nicht nur zur Freude der
Stadt und ihrer Bewohner. Nun hat Bürgermeisterin Ada Colau den bis Juli
2016 geltenden Baustopp für Hotels um ein weiteres Jahr verlängert. Man
wolle den Tourismus kontrollieren, aber ihm nicht schaden und einen
vernünftigen Plan entwickeln, so die Devise.
„Danke für den Besuch unserer Stadt“ steht in Englisch auf dem Kassenbon.
Die Geschäfte sollten lieber gleich den Billigfliegern danken, die den
Flughafen Barcelona wie einen hektisch-chaotischen Viehtransport erscheinen
lassen. Fluglinien, Reiseveranstalter, Hotel- und Restaurantketten sind
seit Jahren auf vielfältigste Weise miteinander verflochten. Sie sind die
Schrittmacher dieser gnadenlosen touristischen Konzentration.
Nichts an ihrem Geschäftsgebaren ist nachhaltig: Es ist ein
profitorientierter und kundenfeindlicher Markt, wo der Preis alles
bestimmt. Ein Markt, der genauso enthemmt ist wie der Tourismus, den er
produziert.
6 May 2017
## AUTOREN
Edith Kresta
## TAGS
Reiseland Spanien
Barcelona
Massentourismus
Aufgeschreckte Couchpotatoes
Reiseland Spanien
Barcelona
Tourismus
Mallorca
Achtsamkeit
ITB Tourismus Börse
Reisen
Wandern
Wald
taz.gazete
Tourismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die neue Moral beim Reisen: Paradigmenwechsel
Reisen ist in Verruf geraten. Eine neue besinnliche Bescheidenheit wird
propagiert – und das Weltenbummeln auf seine Kommerzialisierung reduziert.
Spaniens „Zimmermädchen“ wehren sich: Miese Jobs
Auch bekannt als „Las Kellys“ kämpft die Berufsvereinigung der
Zimmermädchen gegen Auslagerungen und prekäre Arbeitsbedingungen.
Mittelalter als Touristenattraktion: Der Gòtic-Fake
Barcelonas mittelalterliches Viertel ist eine Erfindung des 20.
Jahrhunderts. Architektonisch stark umgestaltet wurde es systematisch zum
touristischen Ziel.
Touristischer Overkill: Auf Wachstum getrimmt
Tourismus ist ein Entwicklungsmotor und wir brauchen mehr davon, so das
Motto von Städten, Regionen, Ländern und der WTO – doch vor Ort entsteht
Widerstand.
Protest gegen Touristen auf Malle: Wie schwer es ist, beliebt zu sein
Viele Touristen buchen per Airbnb Privatquartiere, Investoren parken ihr
Geld in Grundstücken. Nun rumort es in Palma de Mallorca.
Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Besinnen wir uns!
Viele Menschen wünschen sich einen Ort zum Innehalten. Der Flughafen
Frankfurt kommt dem Wunsch nun mit dem neugeschaffenen Raum der Stille
nach.
Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Party ohne Ende
Der Tourismus wächst und wächst. Manche sehen ihn als nachhaltige
Heilsökonomie, andere als boomenden Klimakiller.
Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Von Reisen erzählen … Gähn!
Abenteuerliche Reisen erleben kann jeder, aber auch davon packend
berichten? Ein Bändchen hält dafür Tipps und Tricks bereit.
Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Sie läuft und läuft und läuft
Christine Thürmer hat mehr als 30.000 Kilometer auf Langgstreckenwegen
zurück gelegt. Sie ist ein radikaler Outdoor-Junkie mit
Managementqualitäten.
Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Gehn wir in die Pilze!
Viele schwören darauf: Heilpilze sind Teil alternativer Medizin. Fans
können sie übers Netz beziehen oder selber suchen. Eine Pilzwanderung.
Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Kulturelle Aneignung
Unsere türkischen Nachbarn lieben Gans mit Rotkohl und Plastiktannen. Sie
dürfen das: Sie gehören ja nicht zur weißen Mehrheitsgesellschaft.
Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Die Tourismusindustrie boomt
Die Jahrestagung des Deutschen Reiseverbands fand in Berlin und nicht an
einem aufregenden Urlaubsort statt. Selbst die Branche scheut die Türkei.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.