Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Treffen von IWF und Weltbank: Moserrunde gegen Trump
> In Washington trifft sich bis Samstag die globale Finanzpolitik. Die
> Tagung wird zum Kritikmarathon an der US-Regierung.
Bild: Weltbankpräsident Jim Yong Kim auf der Tagung
Berlin taz | Donald Trump muss es wie eine Invasion vorkommen, was sich
derzeit in Washington abspielt: Gleich 20 Finanzminister der wirtschaftlich
stärksten Länder der Welt treffen sich nur ein paar Minuten von seinem
Amtssitz entfernt zur Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds und
Weltbank, dazu kommen noch diverse Notenbankchefs.
Es ist das Happening der globalen politischen Elite, um über den Zustand
von Märkten und Handel zu beratschlagen. Eigentlich sind die Treffen
Routine, gibt es nicht gerade eine Weltfinanzkrise. Oder, wie jetzt, einen
US-Präsidenten, der an der geflickschusterten Weltwirtschaftsordnung
gefährlich rüttelt.
Und so wird die Frühjahrstagung in Washington zur Moserrunde gegen die
dort ansässige Regierung. Bereits in der Auftaktpressekonferenz am
Donnerstag kritisiert Weltbankpräsident Jim Yong Kim US-Präsident Donald
Trump. Zwar nannte er ihn nicht direkt, doch der Adressat war klar:
„Freierer Handel und mehr Offenheit ist entscheidend für die Zukunft der
Welt“, sagt Kim.
Er referierte, dass laut Welthandelsorganisation die Automatisierung schuld
an den Jobverlusten in den entwickelten Ländern seien, nur 20 Prozent gehe
auf das Konto des Freihandels. „Diese Jobs kann man nicht zurückbringen“,
so Kim – ein direkter Angriff auf Trump, der genau diese Jobs wieder
herzaubern will und einzig den freien Handel für Verluste von
Arbeitsplätzen verantwortlich macht.
## Gewaltiges Ausgabeprogramm
Der IWF war am Dienstag sogar noch weitergegangen. Er hat Trumps gesamte
Wirtschaftspolitik in seinem halbjährigen erscheinenden globalen
Finanzstabilitätsbericht zur Gefahr erklärt.
Das Szenario sieht so aus: Der neuen US-Regierung schwebt ein gewaltiges
Ausgabeprogramm von einer Billion Dollar vor, das Trump bereits im
Wahlkampf versprochen hatte. Trump baut auf das, was unter dem Begriff
Voodoo-Wirtschaft firmiert, weil es wie Zauberei wirkt: Sinkende Steuern
sollen die Wirtschaft ankurbeln und am Ende wieder mehr Steuern generieren.
So kalkuliert das Weiße Haus. Status: Hat noch nie funktioniert.
So sieht es auch der IWF, der meint, Trump könne sein
Infrastrukturprogramm nur über höhere Schulden finanzieren. Die dadurch
ausgelösten höheren Investitionen des Staats würden in einer ohnehin gut
laufenden US-Wirtschaft noch mehr Nachfrage generieren, was in der Regel zu
mehr Inflation führt. Die wiederum müsste die Zentralbank Fed mit höheren
Leitzinsen dämpfen.
Und das würde die Europäer in ein Dilemma bringen. In der Eurozone liegen
die Leitzinsen wegen einer relativ schwachen Wirtschaft nach wie vor bei
null Prozent. In den USA hat sie die Notenbank bereits heute auf ein
Prozent erhöht. Steigt die Zinsdifferenz, verliert der Euro noch mehr an
Wert gegenüber dem Dollar. Das gibt der Wirtschaft im Euroraum einen
Vorteil gegenüber der US-Wirtschaft.
Unterm Strich würde Trump also das Gegenteil dessen erreichen, was er
beabsichtigte: Er würde seine Wirtschaft schwächen und die Handelsbilanz
der USA weiter verschlechtern. Doch ein zu schwacher Euro bringt auch die
Europäer in Bedrängnis, schließlich sinkt damit die Kaufkraft der eigenen
Währung erheblich – gerade der Bundesregierung ist die Abwertung schon
lange ein Dorn im Auge.
Allerdings kann die Europäische Zentralbank die Zinsen nicht urplötzlich
erhöhen – sonst gibt es ökonomischen Tumult. Schließlich sind viele
EU-Staaten aufgrund der letzten Finanzkrise nach wie vor hoch verschuldet
und darauf angewiesen, auf diese Schulden möglichst geringe Zinsen zu
entrichten.
21 Apr 2017
## AUTOREN
Ingo Arzt
## TAGS
IWF
Weltbank
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Donald Trump
US-Wirtschaft
Europa
Fed
Schwerpunkt Finanzkrise
Konjunktur
AIIB
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Freihandel
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt Finanzkrise
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Neuer Fed-Chef: Der Falke ist eine Taube
Mit Jerome Powell als neuem US-Notenbank-Chef ändert sich nichts. Dass der
Mann Republikaner ist, dürfte aber Trumps Basis happy machen.
Ökonom über Folgen der Finanzkrise: „Das kann jederzeit wieder kommen“
Spekulationen mit US-Hypotheken lösten die globale Finanzkrise aus. Banken
haben daraus eines gelernt, erklärt Martin Hellwig: Der Staat rettet sie
notfalls.
Fed erhöht Leitzins: Trotz der Lohnstagnation
Die US-Notenbank Fed hebt ihren Leitzins weiter an und will so die
Geldpolitik straffen. Warum das aktuell ein riskantes Spiel ist.
Chinesische Konkurrenz zur Weltbank: Financiers im Wettbewerb
Die chinesisch geführte Investitionsbank AIIB gilt als Konkurrenz für die
Weltbank. Das könnte zu Lasten sozialer und ökologischer Kriterien gehen.
Kommentar Trump und der Welthandel: Zumindest amüsant
Trumps Idee von Strafzöllen zur Rettung der US- Handelsbilanz ist eine
naive Sicht auf die Dinge. Aber sind wir wirklich besser?
Wirtschaftspolitik von Donald Trump: Dekrete gegen den Freihandel
Präsident Trump wirft anderen Ländern Dumping-Preise vor – und stellt nun
sämtliche Handelsbeziehungen auf den Prüfstand. Auch Deutschland ist davon
betroffen.
Kommentar Merkel trifft Trump: Besuch einer Handelsreisenden
Die deutsche Wirtschaft könnte durch Trumps Protektionismus leiden. Merkel
kann ihr helfen – wenn sie Verständnis für US-Positionen zeigt.
Donald Trumps Wirtschaftspolitik: Erfolg mit Voodoo-Ökonomie
Noch floriert die US-Wirtschaft. Aber was macht der Präsident in einer
Krise? Auf einen Crash ist er nicht gefasst – genau das macht ihn
gefährlich.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.