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# taz.de -- Serienkolumne Die Couchreporter: Ist Homeland rassistisch?
> „Homeland“ orientiert sich an wahren Begebenheiten. Manchmal schleichen
> sich da Fehler ein. Fraglich, ob das automatisch diskriminierend ist.
Bild: Agentin Carrie Mathison (Clare Danes) entfernt sich immer stärker von ih…
Die sechste Staffel „Homeland“ ist vorbei, und kaum jemanden hat es
interessiert. Es kann nicht daran liegen, dass die Staffel langweilig war.
Wer sie gesehen hat, wird zu dem Urteil kommen müssen, [1][dass sie zu den
besten der gesamten Serie gehört.]
Mit einer weiblichen President Elect, die in Konflikt mit ihrem
Sicherheitsapparat gerät und mit einer mächtigen Intrige zu tun hat, die in
Form eines einflussreichen Social-Media-basierten tiefen Staats auftritt,
der Fake-News-Kampagnen in ganz großem Stil führt. So dunkel, so vertrackt,
so unheimlich nah an der US-amerikanischen Realität unter Trump und Bannon
hat es „Homeland“ noch nie geschafft.
Aber das interessiert offenbar nicht, weil es halt wenig zu kritisieren
gibt. Die Kritik an „Homeland“ war Teil der großen Aufmerksamkeitsmaschine,
von der die Serie zwar sicher auch profitiert hat, die aber vor allem der
unendlichen Leidenschaft des Rumnörgelns geschuldet war. Vor allem Linke
sind darin Profis. Gerne würde ich Gott fragen, ob das Teil seines
Masterplans war oder ob bei der Erschaffung der Linken irgendwas schief
gelaufen ist.
Jahrelang wurde an „Homeland“ rumgenörgelt, es sei stereotyp,
islamfeindlich, rassistisch. Gewitzte Nörgler haben es sogar geschafft, in
einer Folge der 5. Staffel die Nörgelei in der Serie unterzubringen:
[2][arabische Graffitis an einer Wand], auf denen unter anderem „Homeland
ist rassistisch“ zu lesen war.
## Keine Drehgenehmigung in der Türkei
Ich verstehe bis heute nicht, was an „Homeland“ rassistisch gewesen sein
soll. Von Anfang an gab es immer auch [3][weiße, US-amerikanische,
christliche Protagonisten] und zwar sogar in der absoluten Hauptrolle der
ersten beiden Staffeln Brody, der US-Militär, der ein völlig
undurchsichtiger Charakter, ja, ein Terrorist ist. Von Anfang an gab es
Rollen wie den iranischen Geheimdienstchef Majid Javadi, ebenso uneindeutig
und obwohl Mastermind hinter dem Terroranschlag auf Langley zum wichtigsten
Partner der CIA in den Verhandlungen mit dem Iran wird.
„Homeland“ dreht so nah dran an realen politischen Ereignissen, dass ihnen
die Zeit zum Factchecking fehlt, was mitunter zu lächerlichen Ergebnissen
führt. Dass nicht mal irgendwer angeguckt hat, was die Sprayer da an ihre
Wände schrieben, ist der beste Beweis dafür. Aber ist das rassistisch?
Dass die Serie, in der sich die Hauptrollen der CIA-Agenten Carrie und Saul
von Staffel zu Staffel immer weiter von der CIA, von den USA, von ihrem Job
entfremden, das die USA und ihre Sicherheitsbehörden immer mehr zum
Hauptproblem werden, das bemerken die Nörgler nicht.
Gerne lassen die Nörgler unerwähnt, dass „Homeland“ gezwungen ist, an
anderen Schauplätzen zu drehen als an denen, wo ihre Serie spielt, weil die
Länder den Machern einfach keine Drehgenehmigung erteilen. Jahrelang hat
„Homeland“ versucht, eine Staffel in der Türkei spielen zu lassen. Die
dritte endete sogar mit der Ankündigung Carries, sie werde nach Istanbul
gehen. Aber die Alaturka-Behörden hatten keinen Bock auf schlechtes Image.
Wer jetzt noch rumnörgelt, die Serie hinke der getrumpten Realität
hinterher, [4][weil sie eine Frau als Präsidenten gewählt hat], muss halt
weiter Trump-Tweets lesen. Da kriegt man sicher beste Realität geboten.
19 Apr 2017
## LINKS
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[3] /Vierte-Staffel-Homeland/!5211029
[4] /Kolumne-Die-Couchreporter/!5374560
## AUTOREN
Doris Akrap
## TAGS
Homeland
Schwerpunkt Rassismus
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