# taz.de -- Spionagethriller-Serie „False Flag“: Doppelte Spiele | |
> Wieder eine israelische Serie, die große Aufmerksamkeit erhält. „False | |
> Flag“ wird als vielversprechender Nachfolger von „Homeland“ gehandelt. | |
Bild: Ist Familienvater Ben Raphael (Ishai Golan) ein Entführer? | |
Als ihm eines Morgens sein eigenes Fahndungsbild in den | |
Nachrichtensendungen sämtlicher Fernsehkanäle entgegenblickt, muss sich Ben | |
Raphael unweigerlich vorkommen, als sei die Situation einem Kafka-Roman | |
entsprungen. Darin wird dem unbescholtenen Familienvater, zusammen mit vier | |
weiteren israelischen Staatsbürgern, zur Last gelegt, an der Entführung des | |
iranischen Verteidigungsministers während dessen Staatsbesuchs in Moskau | |
beteiligt gewesen zu sein. | |
Die bei der Einreise der Kidnapper genutzten Pässe führen sowohl die | |
Ermittler als auch die Medien unmittelbar zu den fünf Männern und Frauen | |
aus der Mitte der Gesellschaft. Der Inlandsgeheimdienst Schin Bet ermittelt | |
unter großem internationalen Druck gegen sie. Währenddessen erfahren die | |
Zuschauer nach und nach, dass sowohl Raphael als auch seine Mitverdächtigen | |
allesamt persönliche Geheimnisse oder undurchsichtige Beziehungen | |
verschweigen, die ihre Integrität immer mehr infrage stellen. Nahezu jeder | |
von ihnen scheint hier ein doppeltes Spiel zu spielen, und so offenbaren | |
sich auf die eine oder andere Weise immer weitere Verbindungslinien | |
zwischen ihnen. | |
Die achtteilige israelische Spionagethriller-Serie „False Flag“ von Maria | |
Feldman und Amit Cohen basiert lose auf dem Fall des Hamas-Mitglieds und | |
Mitbegründer der Kassam-Brigaden, [1][Mahmud al-Mabhuh, der 2010 in Dubai | |
getötet wurde] und aufgrund der verwendeten gefälschten Pässe der Täter | |
anschließend eine diplomatische Krise ausgelöst hatte. Dass die bereits | |
2014 entstandene Serie für viele Branchenkenner als erhoffter Nachfolger | |
des erfolgreichen Vorbilds „Homeland“ gilt, das bald endlich in seine achte | |
und finale Staffel gehen soll, liegt allerdings nicht nur daran, dass | |
Feldman dort ebenfalls an einigen Folgen beteiligt war. | |
Ähnlich wie in „Homeland“, der US-Version des ebenfalls israelischen | |
Vorbilds „Hatufim – In der Hand des Feindes“, lebt auch die Spannung in | |
„False Flag“ (im Original: „Kfulim“) von der latenten Unsicherheit übe… | |
wirklichen Intentionen und Identitäten seiner Protagonisten und dem | |
unklaren großen Ganzen. Jederzeit scheint etwas passieren zu können, das | |
die gerade etablierten Fakten wieder in einem völlig neuen Licht erscheinen | |
und jede getätigte Aussage einer Figur wieder hinterfragen lässt. Mit Ishai | |
Golan als Ben Raphael ist hier zudem noch ein Darsteller aus „Hatufim“ zu | |
sehen. | |
„False Flag“ geht damit den Weg vieler israelischer Serienproduktionen der | |
letzten Jahre, die eine große globale Aufmerksamkeit erhalten haben. So | |
konnte auch Autor Amit Cohen bereits seine Spionage-Geschichte „The Gordin | |
Cell“ als „Allegiance“ noch einmal neu für den internationalen Markt | |
aufbereiten, und gerade zeigt Netflix die zweite Staffel der vielfach | |
ausgezeichneten Serie „Fauda“, einen Politthriller vor dem Hintergrund des | |
israelisch-palästinensischen Konflikts. | |
Die Erwartungshaltung an den durchschlagenden Erfolg von „False Flag“ ist | |
entsprechend hoch, das bereits auf der Berlinale 2015 Premiere gefeiert | |
hatte und noch im selben Jahr den Preis des renommierten französischen | |
Serienfestivals Séries Mania gewinnen konnte. | |
Die rasant-mitreißend erzählte erste Staffel löst viele der | |
Vorschusslorbeeren auch tatsächlich ein, wirkt allerhöchstens zum Finale | |
hin etwas zu überfrachtet und gewollt, da die Macher die Handlung | |
letztendlich etwas zu bemüht in Richtung einer möglichen Fortsetzung in | |
einer zweiten Staffel lenken. Vielleicht wollen sie damit prophylaktisch | |
einem offenkundigen Problem vorbeugen, mit dem wiederum „Homeland“ von | |
Anfang an zu kämpfen hatte, nämlich dass seine Geschichte nach den ersten | |
zwölf Folgen im Grunde auserzählt war. | |
29 May 2018 | |
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## AUTOREN | |
Jens Mayer | |
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