# taz.de -- Flüchtlinge auf dem Mittelmeer: UN befürchten 250 Tote | |
> Auf dem Mittelmeer könnten bis zu 250 Menschen bei der Überfahrt | |
> ertrunken sein. Rettungsorganisationen und die UN berichten von zwei | |
> gekenterten Booten. | |
Bild: Hunderte sterben bei der Flucht: gerettete Flüchtlinge auf einem Schiff … | |
Rom dpa | Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR befürchtet, dass bei einem | |
Bootsunglück auf dem Mittelmeer bis zu 250 Menschen ums Leben gekommen sein | |
könnten. „Eine Tragödie, ein kollektives Scheitern“, [1][twitterte die | |
UNHCR-Sprecherin] Carlotta Sami am Donnerstagabend. | |
Zuvor hatten private Rettungsorganisationen von zwei Schlauchbooten | |
gesprochen, die vor der Küste Libyens gekentert seien. Fünf Tote seien | |
geborgen worden, sagte eine Sprecherin der Retter von [2][Pro Activa Open | |
Arms]. Der restlichen Menschen seien „verschwunden“. Auf jedem Boot könnten | |
mehr als 120 Menschen gewesen seien, da Schlepper die Schiffe oft überladen | |
würden. | |
Auch die deutsche Hilfsorganisation Jugend Rettet war an dem Einsatz | |
beteiligt. Am frühen Donnerstagmorgen sei eine Leiche im Wasser entdeckt | |
worden, es hätten jedoch von Pro Activa nur fünf Tote geborgen werden | |
können, sagte eine Jugend-Rettet-Sprecherin. Die Toten seien alles Männer | |
im Alter zwischen 16 und 25 Jahren gewesen. „Sind sind wahrscheinlich | |
ertrunken.“ Seit dem Untergang würde auch das Schiff von Jugend Rettet bei | |
der Suche nach Überlebenden helfen, die Hoffnung sei jedoch gering. | |
In diesem Jahr sind bereits mehr als 520 Menschen im Mittelmeer ums Leben | |
gekommen, die allermeisten davon auf der zentralen Route von Libyen in | |
Richtung Italien: Dort waren es mindestens 480 Tote – im Vorjahreszeitraum | |
waren es knapp 160. Bisher kamen in Italien in diesem Jahr knapp 20.000 | |
Menschen an. Die Zahl der Toten könnte jedoch weit höher liegen, weil oft | |
nicht klar ist, wie viele Menschen überhaupt auf den Booten waren. | |
Die Politik versucht derzeit, über Vereinbarungen mit dem Bürgerkriegsland | |
Libyen Flüchtlinge von der lebensgefährlichen Überfahrt nach Europa | |
abzuhalten. Schlepper zwingen die Menschen oft mit Waffengewalt auf | |
schrottreife und vollkommen überfüllte Boote. Helfer schildern, dass in den | |
Lagern in Libyen meist menschenunwürdige Zustände herrschen. | |
Seit langem prangern Hilfsorganisationen die Gleichgültigkeit gegenüber der | |
Flüchtlingskatastrophe an. „Wenn die Opfer Europäer wären, würden sie | |
Schlagzeilen füllen, aber sie sind unsichtbare Opfer“, schrieb Pro Activa | |
Open Arms auf Facebook. | |
24 Mar 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://twitter.com/UNHCRItalia/status/844989350857334789 | |
[2] http://www.facebook.com/proactivaservice/ | |
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