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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Erdoğan unterschätzt die deutschen Fernsehpreise, ein
> Wachsfigurenkabinett rollt ins Adlon und Polen polarisiert beim Thema EU.
Bild: Zwei Stündchen mit Putin schmeicheln dem neuen deutschen Außenminister …
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Keine bemerkenswerte Trump-Schlagzeile diese Woche.
Und was wird besser in dieser?Keine bemerkenswerte Trump-Schlagzeile diese
Woche.
In Westeuropa wird es immer schwieriger für Akteure der türkischen
Regierung, öffentlich zu sprechen. Ein Auftritt von Außenminister Mevlüt
Çavuşoğlu in Hamburg wurde wegen Brandschutzmängeln abgesagt. Gibt es nicht
eine weniger deutsche Ausrede?
Die Deutschen „Nazis“ zu zeihen ist ungefähr so originell, wie die Türken
als „Ziegenficker“ abzutun. Erdoğan unterschätzt das Risiko, sämtliche
deutsche Fernsehpreise zu bekommen. Verglichen mit der holländischen Art,
„tot ziens“ zu sagen, mutet die deutsche passive-aggressive an. Und, mit
Verlaub: klüger. Wasserwerfer und Gewalt wie nach dem Rauswurf der
türkischen Familienministerin sind ein Punktsieg für Geert Wilders – und
für das Erdoğan-Regime. Immer ein Vorbild, wie gut die Deppen
zusammenwirken, während die Demokraten einander zerlegen. In Deutschland
dringen immerhin noch vereinzelte Rufe nach #freedeniz durch und erinnern
an den Auslöser: die Unterdrückung der Meinungsfreiheit von Türken in der
Türkei.
Der Pole Donald Tusk bleibt der EU als Ratspräsident erhalten. Bleiben auch
die Polen?
Jetzt erst recht. Mit dem Brexit liegt das Kostüm des Suppenkaspers vom
Dienst adoptionsbereit herum, und Jarosław Kaczyński gefällt sich bereits
in der Rolle des Schwanzes, der mit dem Hund wedelt. Geschätzte 800.000
Polen leben und arbeiten in Großbritannien, wesentlich als mindere
Kellner-Kaste, doch eben dank der Freizügigkeit, die nur die EU brachte.
Die Zustimmung zum Bündnis in Polen ist hoch, Kaczyński will eine andere
EU. Eigentlich macht er Tsipras vor, wie man mit Fummelei an der Notbremse
auch linke Politik kantiger machen könnte.
Und wenn wir schon über die Polen und die EU reden: Fällt Ihnen ein
besseres Wort als „Polexit“ ein?
Polarisierung.
Worüber spricht Sigmar Gabriel eigentlich mit Putin und Çavuşoğlu?
Der türkische Außenminister gab sich überzeugt, Wahlkampfauftritte Erdoğans
in Deutschland mit Gabriel besprochen zu haben. Der wiederum hatte
jemandem, der dem türkischen Außenminister zum Verdreschen ähnlich sah,
klare Ansagen zur Lage Deniz Yücels gemacht und zu fehlgehenden
Nazi-Vergleichen. Liest sich, als seien vom Wachsfigurenkabinett schräg
gegenüber ein paar geduldige Zuhörpuppen ins Adlon gerollt worden. Gabriel
nutzte sein Solo nach dem Umschluss auch zu dem bemerkenswerten Satz an die
Deutschtürken: „Deutschland ist euer Heimatland“. Die vorausliegende Arbeit
besteht darin, aus „euer“ „unser“ zu machen. Wir müssen zugeben, dass …
das spät einfällt. – Zwei Stündchen mit Putin, eingeklemmt zwischen dessen
Begegnungen mit den Regierungschefs Netanjahu und Erdoğan, schmeicheln dem
deutschen Außenminister. Von Amts wegen Trumpversteher, verteidigte er die
Nato-Stationierungen an der russischen Grenze und warnte vor
Cyber-Wahlkampf. Schöne Gesten, die es ihm erlauben, in Sachen Ukraine und
Syrien um so beherzter gemeinsame Lösungen zu fordern.
Am Mittwoch war Internationaler Frauentag. Wie haben Sie das Patriarchat
bekämpft?
Meine Liebste ist im Urlaub, meine Tochter hat Semesterferien. Was denn
noch???
Erneut wurde der Eröffnungstermin des BER-Flughafens verschoben. Werden Sie
die Eröffnung noch erleben?
Ich hoffe: nein; die Berliner müssten sich sofort ein neues, noch größeres
Desaster suchen. Auf der Rolltreppe schallt’s von hinten „Nee nee nee,
rechts stehn, links jehn, junga Mann!“, der Taxifahrer schimpft wahlweise
auf Ausländer oder ist Ausländer und schimpft zurück, örtliche Behörden
sind Formel-eins-Teams zur Produktion größtmöglicher Verwaltungsversagen
und dann noch diese wilden Müllkippen und Schlaglöcher. Der gemeine
Berliner ist im Genörgel zu Hause und sein Panier sei „So jeht dit nich“.
Eine reibungslose Eröffnung des BER stürzte ihn in eine Sinnkrise.
Und was machen die Borussen?
Ich kann leider nicht umhin, heute wieder sehr [1][die Kolumne von
taz-Korrespondent Ralf Sotscheck] zu empfehlen. Dauert auch nur eine
Zigarette. Zwei Stunden vor Anpfiff der Begegnung Hertha – BVB mailte er:
„Weiser ist wieder fit, und mit ihm schießt Hertha 0,63 Tore mehr pro
Spiel. Heute wird aufgerundet. Ich habe geträumt, ich war bei dem Spiel
Balljunge und Hertha gewann 2:1.“ Wir verneigen uns.
12 Mar 2017
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Friedrich Küppersbusch
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