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# taz.de -- Bayerns Nebenaußenpolitik: Audienz am Zarenhof
> Wird das jetzt zur Gewohnheit? Bayerns Regierungschef Seehofer besucht
> schon wieder Russlands Präsident Putin – diesmal mit großem Gefolge.
Bild: Vor etwa einem Jahr war Seehofer auch schon zu Besuch (Archivbild, Februa…
München taz | Was war das für eine Aufregung vor gut einem Jahr, als sich
Horst Seehofer zum ersten Mal auf den Weg nach Moskau machte. Von einem
„Seehofer-Bückling vor Putin“ sprach der Fraktionschef der Grünen im
bayerischen Landtag, Ludwig Hartmann. Und sein SPD-Kollege Markus
Rinderspacher schimpfte: „Der Ministerpräsident zeigt sich anbiedernd
gegenüber dem russischen Machthaber, der das Völkerrecht mit Füßen tritt.“
Am Mittwoch setzt sich Bayerns Regierungschef abermals ins Flugzeug, um dem
russischen „Amtskollegen“ Wladimir Putin seine Aufwartung zu machen. Allein
der außenpolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour, haut auf den
Tisch: „Es ist bedauerlich“, zitiert ihn die Bild am Sonntag, dass Herr
Seehofer seine internationalen Minderwertigkeitskomplexe auf Kosten der
deutschen Außenpolitik auslebt.“
Die Schau auf dem internationalen Parkett haben dem Bayern ohnehin gerade
andere gestohlen. [1][Nur wenige Tage ist es her], dass sich der neue
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel bei seinem Moskaubesuch mit Putin
feixend vor den Kameras postierte. Und auch Angela Merkel kann Seehofer
diese Woche nicht die gewünschte Aufmerksamkeit schenken. [2][Die Kanzlerin
fliegt zu Donald Trump nach Washington], einem anderen schwierigen Mann.
Was der Reise diesmal an Symbolik fehlt – im vergangenen Jahr war sie noch
vor allem als Affront gegen Merkel gedeutet worden –, könnte ihr diesmal an
echter Bedeutung zukommen. Anders als vor einem Jahr soll Seehofer diesmal
eine rund hundertköpfige Delegation aus Wirtschaft, Wissenschaft und
Landwirtschaft im Schlepptau haben. Beste Gelegenheit also, Kontakte auch
unterhalb der höchsten Polit-Ebene zu knüpfen und zu pflegen.
## Kein großer Reisefan
Schließlich sind Russland und Bayern gute Handelspartner. In Russland sind
über 5.500 Unternehmen mit deutscher Beteiligung tätig, mehr als ein
Viertel von ihnen kommen aus Bayern. Das Handelsvolumen von Bayern und
Russland lag im vergangenen Jahr bei 7,62 Milliarden Euro, wenngleich es
vier Jahre zuvor – also vor den Sanktionen – noch bei 13,1 Milliarden Euro
gelegen hatte. Für Seehofer ein wichtiger Grund, für ein Ende der
Sanktionen zu plädieren.
Seehofer wird nachgesagt, er sei kein großer Fan von Auslandsreisen, er
fühle sich nur auf der innenpolitischen Bühne wirklich wohl. Reist er dann
doch mal und landet dabei auch noch in autoritären Staaten, klammert er
gern die heiklen Gesprächsthemen aus und macht nicht immer eine glückliche
Figur.
Dabei hätte eine bayerische Nebenaußenpolitik durchaus Tradition.
CSU-Übervater Franz Josef Strauß sah es nie ein, die deutsche Außenpolitik
Kanzler und Außenminister zu überlassen, und reiste zu Staatschefs rund um
den Globus – von Mao bis Pinochet. Selbst den Pilotensessel überließ er
dabei nur ungern dem eigentlich Zuständigen. Theo Waigel und Edmund Stoiber
erzählen noch heute gern von einer gemeinsamen Reise zu Gorbatschow, bei
der Strauß in einem waghalsigen Manöver auf einer vereisten Piste des
gesperrten Moskauer Flughafens landete.
## Know-how von Guttenberg
Sich mit zwielichtigen Staatschefs zu treffen, das allein macht natürlich
noch keinen Strauß. So hält Seehofer verstärkt nach internationaler
Expertise Ausschau. Erst am Wochenende traf er sich mit dem einstigen
CSU-Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg. Der soll seine Partei nun
zumindest im Wahlkampf unterstützen und dabei sein außenpolitisches
Know-how einbringen.
Der Ministerpräsident kann Beratung gewiss gebrauchen. Schließlich soll
schon bald eine weitere Fernreise anstehen – zu Donald Trump.
15 Mar 2017
## LINKS
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[2] /Treffen-zwischen-Merkel-und-Trump/!5388268/
## AUTOREN
Dominik Baur
## TAGS
Horst Seehofer
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