# taz.de -- Einigung um Atommüllentsorgung: Konzerne klagen weiter | |
> Unternehmen und Bundesregierung legen einen Vertrag zur | |
> Atommüllentsorgung vor. Die Unternehmen kaufen sich von ihrer | |
> Verantwortung frei. | |
Bild: Dekofässer von Antiatomprotesten in Niedersachsen | |
Berlin taz | Auf heftige Kritik von Opposition und Umweltverbänden ist der | |
Vertragsentwurf zwischen der Bundesregierung und den Energiekonzernen zur | |
Regelung der Atom-Altlasten gestoßen. Die Einigung sei „schlecht für die | |
Steuerzahler“, weil sich die Konzerne von der Verantwortung für den Müll | |
freikauften, kritisierte Greenpeace den Vertrag. Die Grünen-Atomexpertin | |
Sylvia Kotting-Uhl nannte den Vertrag das „Ergebnis einer | |
Waschlappen-Verhandlung“. | |
Grund der Aufregung ist eine Einigung zwischen Bundesregierung und den vier | |
Stromkonzernen RWE, Eon, EnBW und Vattenfall, die am späten Donnerstag | |
öffentlich geworden war. Darin wird die Verantwortung für den Rückbau der | |
Atomkraftwerke und die Lagerung des strahlenden Mülls festgelegt. Die | |
grundsätzliche Entscheidung darüber war bereits vor einem Jahr in einer | |
Expertenkommission gefallen. Demnach sollen die Stromkonzerne ab Juli 2017 | |
insgesamt 23,55 Milliarden Euro in einen Fonds einzahlen, aus dem Zwischen- | |
und Endlagerung des Atommülls finanziert werden. Die Unternehmen bleiben | |
zuständig für den AKW-Rückbau und die Verpackung des Mülls, den Rest trägt | |
der Staat. | |
Diesen Vorschlag hatten Bundestag und Bundesrat als Gesetz verabschiedet – | |
allerdings mit dem Hinweis, dass die Konzerne dafür alle Klagen | |
zurückziehen sollten. Das aber steht nun nicht in dem Vertrag, wie das | |
Bundeswirtschaftsministerium bestätigte. Die Prozesse gegen die | |
Brennelementesteuer und die in den USA vor einem Schiedsgericht | |
verhandelte Klage von Vattenfall gegen die Schließung seiner AKWs laufen | |
weiter. Das Ministerium begrüßte dennoch die Einigung, die „ein hohes Maß | |
an Rechtssicherheit über die Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung“ | |
bringe. | |
Kritiker befürchten, dass die Konzerne durch ihre Klagen ihre Rechnung | |
deutlich verringern könnten. Denn wenn sie beide Verfahren gewinnen, | |
schuldet ihnen der Staat etwa 11 Milliarden Euro. Einen „ganz miesen und | |
extrem teuren Deal für die Bürgerinnen und Bürger“ nannte Hubertus Zdebel | |
von der Linksfraktion deshalb die Einigung. Kotting-Uhl forderte Kanzlerin | |
Angela Merkel auf, die schwedische Regierung, Eigentümerin von Vattenfall, | |
zur Rücknahme der Klage zu drängen. Und Greenpeace-Expertin Susanne | |
Neubronner fordert, den Vertrag neu zu verhandeln. „Die Konzerne müssen | |
mindestens das Doppelte zahlen.“ | |
10 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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