| # taz.de -- Kommentar Braunkohle in Brandenburg: Ein Desaster mit Ansage | |
| > Wider besseres Wissen hat die Landesregierung den Verkauf von Vattenfalls | |
| > Kohlesparte nicht gestoppt. Das Risiko trägt der Steuerzahler. | |
| Bild: Gehört jetzt neuen Investoren: der Tagebau Jänschwalde | |
| Als der schwedische Stromkonzern Vattenfall im letzten Jahr sein | |
| ostdeutsches Braunkohlegeschäft verkaufte, warnten Umweltschützer und | |
| Grüne: Die neuen Eigentümer – zwei Briefkastenfirmen, hinter denen ein | |
| Finanzinvestor und ein Energiekonzern aus Tschechien stehen – könnten Geld | |
| aus dem Unternehmen abziehen und dann Insolvenz anmelden, sodass am Ende | |
| die Steuerzahler für die teure Rekultivierung der riesigen Tagebaugruben | |
| aufkommen müssen. Doch die Landesregierungen von Brandenburg und Sachsen, | |
| die dem Verkauf zustimmen mussten, schlugen die Warnungen in den Wind und | |
| genehmigten die Übergabe ohne Auflagen. | |
| Nun steht fest, dass sie dabei nicht einfach naiv waren, sondern mit voller | |
| Absicht ein großes Risiko für den Steuerzahler eingegangen sind. | |
| [1][Unterlagen, deren Herausgabe der Umweltverband Greenpeace erstritten | |
| hat], zeigen, dass das brandenburgische Wirtschaftsministerium sehr | |
| strategisch vorging. Das SPD-geführte Haus war von Anfang an an den | |
| Verkaufsverhandlungen beteiligt und wusste, dass der Deal gestoppt werden | |
| kann, wenn der Investor finanziell nicht leistungsfähig ist. | |
| Doch die Behörde beschloss nicht nur, von dieser Möglichkeit keinen | |
| Gebrauch zu machen. Sie vereinbarte sogar, sie vor der Öffentlichkeit | |
| geheim zu halten. Nichts sollte das Geschäft gefährden, von dem sich das | |
| Land den Erhalt von Arbeitsplätzen versprach. | |
| Dieses Vorgehen ist nicht nur dreist, es ist auch unglaublich kurzsichtig. | |
| Denn um sich in der Gegenwart ein Problem vom Hals zu halten, nimmt | |
| Brandenburg in Kauf, dass die öffentliche Hand in Zukunft auf | |
| Milliardenkosten sitzen bleibt. Wie schon beim Atommüll verlässt man sich | |
| so lange auf Zusagen der Unternehmen, bis kaum noch Geld vorhanden ist. | |
| Wenn die Länder nicht in der Lage sind, das zu ändern, muss sich der Bund | |
| einschalten und Rücklagen unter öffentlicher Kontrolle verbindlich machen. | |
| 19 Jan 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] /!5372750 | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
| ## TAGS | |
| Braunkohle | |
| Brandenburg | |
| Vattenfall | |
| Bürgerenergie | |
| Schwerpunkt Atomkraft | |
| Braunkohletagebau | |
| Lausitz | |
| Hamburg | |
| Braunkohle | |
| Braunkohle | |
| Kohleausstieg | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Rekommunalisierung des Stromnetzes: Kleine Niederlage für Energieriesen | |
| Vattenfalls Beschwerde gegen das Vergabeverfahren der Stromkonzession wurde | |
| abgewiesen. Ein wichtiger Schritt in Richtung Rekommunalisierung. | |
| Einigung um Atommüllentsorgung: Konzerne klagen weiter | |
| Unternehmen und Bundesregierung legen einen Vertrag zur Atommüllentsorgung | |
| vor. Die Unternehmen kaufen sich von ihrer Verantwortung frei. | |
| Braunkohlesparte von Vattenfall: Brandenburg trickste bei Verkauf | |
| Greenpeace veröffentlicht Unterlagen, die belegen: Die Landesregierung | |
| verheimlichte die Möglichkeit, den umstrittenen Deal zu stoppen. | |
| Braunkohleförderung in der Lausitz: Die Kohle im Dorf lassen? | |
| Kohlebefürworter vs. Gegner: Die Fronten in der Lausitz sind verhärtet. | |
| taz.meinland war in Schleife und brachte erstmals allen Seiten an einen | |
| Tisch – und sie sprachen sogar miteinander. | |
| Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg: Ein Klimakiller wird verramscht | |
| Vattenfall will das Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg loswerden. Die | |
| CO2-Schleuder passe nicht mehr in die Unternehmensphilosophie. | |
| Braunkohleabbau in Deutschland: Geld einsacken und abwandern | |
| Die tschechische Firma EPH könnte zum größten Kohlekonzern in Deutschland | |
| werden. Doch Braunkohle ist nicht rentabel und die Firma suspekt. | |
| Tschechischer Konzern kauft Braunkohle: Mitgift für die Heuschrecke | |
| Vattenfall will dem Käufer seines ostdeutschen Braunkohlegeschäfts 1,7 | |
| Milliarden Euro zur Entsorgung von Altlasten zahlen. Reicht das? | |
| Kosten des Braunkohletagebaus: Der Atomausstieg als Vorbild | |
| Die Folgekosten des Braunkohletagebaus sind unklar. Konzerne können sie auf | |
| die Allgemeinheit abwälzen. Davor warnt eine neue Studie. |