# taz.de -- Polizeigewerkschafter Rainer Wendt: Lautsprecher ganz leise | |
> Seine beste Waffe trifft nicht: Rhetorik hilft Rainer Wendt nicht mehr. | |
> Jetzt kommt raus, wieviel Gehalt er von Polizei und Unternehmen | |
> kassierte. | |
Bild: Der große Redner ist merklich geschrumpft: Rainer Wendt, (noch) Chef der… | |
Rainer Wendt hat es sich gut gehen lassen. Als Vorsitzender der Deutschen | |
Polizeigewerkschaft (DpolG) genoss er die Aufmerksamkeit für seine Rufe | |
nach mehr Polizei und einem schärferen Sicherheitsstaat. Und weil man davon | |
allein nicht leben kann, sorgte er für ein stattliches Einkommen. | |
Für seine Dienste ließ er sich von der DpolG eine Aufwandsentschädigung | |
bezahlen, vom Land NRW kassierte er Bezüge als Hauptkommissar, auch wenn er | |
gar nicht mehr als Polizist tätig war, und vom Versicherungskonzern AXA | |
nahm er 50.000 Euro pro anno für einen Sitz im Aufsichtsrat. Vier weitere | |
seiner insgesamt 14 Gremienposten sicherten ihm noch einmal 27.000 Euro. | |
Doch all diese guten Seiten im Leben des 60-jährigen Duisburgers könnten | |
nun ihr Ende finden. | |
Wegen der nicht angemeldeten Nebentätigkeiten hat NRW-Innenminister Ralf | |
Jäger (SPD) ein Disziplinarverfahren eingeleitet, die Staatsanwaltschaft | |
prüft Ermittlungen wegen des Verdachts auf Untreue. Auch der Rückhalt für | |
Wendt in seiner Polizei-Lobbyorganisation schwindet; zwei Vorstandskollegen | |
sind aus Protest zurückgetreten. Womöglich also wird die Affäre den | |
Lautsprecher sein Amt kosten. | |
Dass Wendt die Sache rhetorisch für sich wenden kann, ist unwahrscheinlich; | |
inzwischen lässt er seinen Anwalt sprechen. Zuvor hatte er sich mit jedem | |
Satz mehr verheddert. Erst leugnete er die Subventionierung seiner | |
Gewerkschaftstätigkeit durch die öffentliche Hand, dann behauptete er, | |
nicht mehr zu verdienen als ein Hauptkommissar. Mit den nun bekannt | |
gewordenen Nebeneinkünften liegt er aber auf dem Niveau eines | |
Polizeipräsidenten. | |
Dabei ist der fünffache Familienvater eigentlich ein Profi. Nach den | |
islamistischen Anschlägen in Paris im November 2015 gab er 22 Interviews in | |
48 Stunden – ohne eine Ahnung zu haben, wie er selbst zugab. Sein | |
Populismusrezept erklärte er einst der taz: Für die Medien stets verfügbar | |
sein, krasse Dinge fordern und, um die Aufmerksamkeit zu halten, wieder | |
etwas zurückrudern. Für die DPolG, die kleinere der beiden | |
Polizistenvertretungen, wäre Wendts Abgang sicher ein Verlust. Für | |
sachliche Debatten eher nicht. | |
9 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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