| # taz.de -- Kommentar Hungersnot im Südsudan: Notstand als letzte Hoffnung | |
| > Fünf Millionen Menschen sind in Lebensgefahr – die Krise ist | |
| > menschengemacht. Die Reaktion der Weltpolitik auf das Drama ist | |
| > lächerlich. | |
| Bild: Die Hungerkrise im Südsudan ist weltpolitisch unwichtig | |
| Südsudan ist nicht Syrien. Im Südsudan führen keine Weltmächte | |
| Stellvertreterkriege. Dort entscheiden sich nicht die Supermachtansprüche | |
| Russlands und der USA. Auch findet der islamistische Terror dort keinen | |
| Unterschlupf. | |
| Worum es im Südsudan geht, ist weltpolitisch viel unwichtiger: [1][eine | |
| Hungerkrise,] die in den nächsten Monaten fünf Millionen Menschen in | |
| Lebensgefahr versetzen wird, und eine Hungersnot, die jetzt schon Menschen | |
| dahinrafft. | |
| Diese Krise ist menschengemacht. Gäbe es im Südsudan keinen Bürgerkrieg, | |
| müssten die Menschen nicht vor Soldaten fliehen, sie müssten nicht ihre | |
| Ernten und ihr Hab und Gut zurücklassen, sie müssten sich nicht in Sümpfen | |
| verstecken oder in überfüllten UN-Lagern Schutz suchen. | |
| Und gäbe es im Südsudan keinen Bürgerkrieg, hätten dort nicht seit der | |
| Unabhängigkeit 2011 skrupellose Warlords das Sagen, die ihre Ölmilliarden | |
| ins Ausland scheffeln, die Bevölkerung internationalen Helfern überlassen | |
| und bedenkenlos ihr Land in Brand setzen, wenn sie sich untereinander | |
| nicht einig werden. | |
| Die Reaktion der Weltpolitik auf Südsudans Drama ist lächerlich. Die | |
| UN-Mission im Südsudan ist intern zerstritten, politisch gelähmt und | |
| militärisch tatenlos. Nicht einmal ein Waffenembargo hat der | |
| UN-Sicherheitsrat zustande gebracht. Bei der letzten Abstimmung kurz vor | |
| Weihnachten 2016 enthielten sich Russland, China, Japan, Malaysia, | |
| Venezuela und alle drei afrikanischen Ratsmitglieder: Angola, Ägypten und | |
| Senegal. Die restlichen Ja-Stimmen waren zu wenige, um die Resolution | |
| passieren zu lassen. Ein Armutszeugnis. | |
| Es gibt einen afrikanisch vermittelten Friedensprozess für Südsudan. In | |
| drei Jahren hat er nichts erreicht. Er wird wohl endlos weitergehen und | |
| weiter nichts erreichen, denn Südsudans Warlords verbringen gerne mal ein | |
| paar Wochen kostenlos in Luxushotels mit Konferenzzentren in | |
| Nachbarländern. Aber das kann ja wohl nicht der Gipfel der internationalen | |
| Krisendiplomatie sein. | |
| Den Hungernden im Südsudan muss trotzdem sofort geholfen werden. Vielleicht | |
| sorgt das offizielle Ausrufen einer Hungersnot ja dafür, dass Hilfe nicht | |
| mehr so systematisch erschwert wird wie bisher. Vielleicht ermöglicht die | |
| praktische Hilfe vor Ort neue politische Prozesse, die Auswege aus dem | |
| Krieg aufzeigen. Es wäre immerhin ein Anfang. | |
| 22 Feb 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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