# taz.de -- Kampf um Unabhängigkeit in Katalonien: Neues Kapitel in der Politf… | |
> Hohe katalanische Expolitiker stehen vor Gericht. Sie hatten ein | |
> Referendum über die Unabhängigkeit der Region durchgeführt. | |
Bild: Einer der Angeklagten, der Exregierungschef von Katalonien Artur Mas | |
Madridtaz| Der ehemalige Präsident der katalanischen Autonomieregierung, | |
Artur Mas, steht ab Montag vor Gericht. Der oberste Gerichtshof Kataloniens | |
in Barcelona beschuldigt ihn, seine Stellvertreterin Joana Ortega sowie die | |
ehemalige katalanische Bildungsministerin Irene Rigau der Rechtsbeugung und | |
des Amtsmissbrauchs. | |
Der Grund: Mas und seine Regierung führten am 9. November 2014 eine | |
unverbindliche Volksbefragung durch, in der die Katalanen ihre Meinung zur | |
Unabhängigkeit der nordostspanischen Region zum Ausdruck bringen konnten. | |
Nur wenige Tage zuvor war die Befragung vom spanischen Verfassungsgericht | |
verboten worden. | |
2,2 der 6,3 Millionen wahlberechtigten Katalanen gingen an die Urnen. 80,7 | |
Prozent stimmten für die Loslösung von Spanien, weitere 11,1 Prozent für | |
die Föderation eines katalanischen Staates mit Spanien. Nur 4,6 Prozent | |
wollten, dass alles bleibt, wie es ist. Ein Achtungserfolg für die | |
Unabhängigkeitsbewegung Kataloniens. | |
Mas und den Mitangeklagten drohen ein auf zehn Jahre bemessenes Verbot der | |
Ausübung öffentlicher Ämter. „Die nationalistischen katalanischen Parteien | |
sowie mehrere Unabhängigkeitsinitiativen kündigten an, über 15.000 | |
Demonstranten zum Gericht mobilisieren zu wollen. Sie sehen hinter der | |
Anklage die lange Hand der konservativen Regierung Madrids. | |
## „Ein schwerer Fehler“ | |
Die Regierung lehnt ein Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens | |
strikt ab. Das Verfahren gegen Mas ist nicht das einzige. Weitere ehemalige | |
Mitglieder seiner Regierung warten vor dem obersten Gerichtshof in Madrid | |
auf ihre Verfahren. Sie sind dort angeklagt, da sie nach wie vor Ämter | |
bekleiden und deshalb nur vom obersten Gerichtshof belangt werden können. | |
Das Verfahren sei der Anfang des „Countdown zur Unabhängigkeit“, erklärt | |
der Mas-Nachfolger Carles Puigdemont. „Der Staat wird sehen, dass es ein | |
schwerer Fehler ist, vor Gericht anstatt politisch zu handeln“, warnt der | |
katalanische Präsident. Puigdemont will bis im September eine | |
Volksabstimmung über die Unabhängigkeit abhalten. | |
Am liebsten wäre ihm eine Einigung mit Madrid, um die Abstimmung wie in | |
Schottland ganz offiziell durchzuführen. Sollte sich Madrid weiterhin stur | |
stellen, will er auch ohne Einigung mit der Zentralregierung die Urnen | |
aufstellen lassen. Was dann passiert, ist völlig unklar. Rein rechtlich | |
könnte die Zentralregierung die katalanische Autonomie aufheben lassen. | |
Doch wie dies gegen eine rebellische Regierung durchgesetzt werden soll, | |
weiß keiner zu sagen. | |
6 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
## TAGS | |
Spanien | |
Katalonien | |
Unabhängigkeit | |
Barcelona | |
Madrid | |
Barcelona | |
Katalonien | |
Katalonien | |
Nicola Sturgeon | |
Spanien | |
Fußball | |
Spanien | |
Spanien | |
Unabhängigkeit | |
Spanien | |
Spanien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Terroranschlag in Barcelona: Transporter fährt in Menschenmenge | |
Ein Lieferwagen tötet in Barcelona 13 Menschen und verletzt 80. Die Polizei | |
meldet zwei Festnahmen. Der IS reklamiert die Tat für sich. | |
Volksabstimmung in Katalonien: Mit oder ohne Erlaubnis aus Madrid | |
Am 1. Oktober sollen die Katalanen über ihre Unabhängigkeit entscheiden. | |
Nur Wahlurnen fehlen. Die Regierung droht mit der Armee. | |
Kampf für katalanische Unabhängigkeit: Schwester und Anarchistin | |
Teresa Forcades engagiert sich für die verfassunggebende Bewegung | |
Kataloniens. Sie ist Linke, Medizinerin und Nonne. Wie passt das zusammen? | |
Schottlands Premierministerin Sturgeon: Unruhe in London | |
Nicola Sturgeon ist laut Umfragen die beliebteste Regierungschefin in der | |
EU. Sie will ein Referendum für Schottlands Unabhängigkeit. | |
Politische Krise in Spanien: Sozialisten lassen Rajoy regieren | |
Spaniens alter Premier wird wohl auch der neue sein. Möglich macht das die | |
Enthaltung von mindestens elf Abgeordneten der Sozialisten. | |
Spanischer Fußballer Gerard Piqué: Vermeintlicher Vaterlandsverrat | |
Der Katalane Piqué wird nach dem Länderspiel erneut des Vaterlandsverrats | |
bezichtigt. Er will aus Spaniens Nationalmannschaft zurückzutreten. | |
Dilemma des katalanischen FC Barcelona: Eigener Staat, aber spanische Liga | |
Der FC Barcelona ist ein global ausgerichteter Verein, stützt aber die | |
Unabhängigkeitsbewegung Kataloniens. Das könnte zum Problem werden. | |
Regionalwahlen in Spanien: Nächste Runde | |
Am Sonntag sind Wahlen in Galizien und im Baskenland. Die Ergebnisse werden | |
Auswirkungen auf das Koalitionsgezetere in Madrid haben. | |
Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien: Genau auf den Punkt gebracht | |
Die Katalanen haben einen klaren Fahrplan für die Unabhängigkeit. Am | |
Nationalfeiertag haben sie zu Hunderttausenden demonstriert. | |
Nordkoreanisches Café in Spanien: Blaues Blut und rotes Herz | |
Alejandro Cao de Benós ist Besitzer des Café Pjöngjang in Katalonien. Mit | |
ihm will der Spanier dem Sozialismus doch noch zum Sieg verhelfen. | |
Absetzbewegungen in Spanien: Trennung von Madrid | |
Eine deutliche Mehrheit der Abgeordneten in Katalonien stimmt für die | |
Unabhängigkeit. Die Zentralregierung will vors Verfassungsgericht ziehen. |