# taz.de -- Kein Land für Agrar-Investoren: Grüne fordern Gesetze | |
> Ein Versicherungskonzern konnte in Brandenburg Ackerflächen erwerben, | |
> obwohl Gesetze das ausschließen sollen. Grüne fordern Konsequenzen. | |
Bild: Ein Versicherungskonzern wird Großgrundbesitzer in Brandenburg | |
Berlin taz | Nach dem Verkauf riesiger Agrarflächen in Brandenburg an den | |
Versicherungskonzern Münchener Rück fordern die Grünen gesetzliche | |
Beschränkungen für landwirtschaftsfremde Investoren. „Der Fall des Verkaufs | |
von 2.263 Hektar der KTG Agrar an die Münchener Rück macht deutlich, wie | |
dringend wir rechtliche Änderungen zur Einschränkung von Kapitalinvestoren | |
in der Landwirtschaft brauchen – sowohl auf Bundes- als auch auf | |
Landesebene“, sagte Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der | |
Grünen-Bundestagsfraktion. | |
[1][Die taz hatte Mitte November berichtet], dass der weltgrößte | |
Rückversicherungskonzern eine Firma mit rund 2.800 Hektar Acker erwarb, | |
nachdem diese das gesetzliche Vorkaufsrecht für ortsansässige Landwirte | |
ausgehebelt hatte. 2.263 Hektar davon liegen in Brandenburg. Getrieben auch | |
durch branchenfremde Anleger haben sich seit 2007 die Verkaufswerte von | |
landwirtschaftlich genutztem Land im Schnitt mehr als verdoppelt. Normale | |
Bauern können in diesem Bieterkampf oft nicht mehr mithalten. | |
Nach dem taz-Bericht kam das Thema auch im Agrarausschuss des Brandenburger | |
Landtags zur Sprache. Die Grünen stellten eine Anfrage an die | |
Landesregierung. Die Partei wirft den brandenburgischen Behörden Versagen | |
vor, weil sie den Deal genehmigt hatten. | |
[2][Die rot-rote Koalition antwortete darauf], den Ämtern hätten keine | |
Anhaltspunkte vorgelegen, dass die Flächen letztendlich bei der Münchener | |
Rück landen sollten. Darüber hätten die Firmen oder ihr Notar die | |
Genehmigungsbehörde informieren müssen, was sie aber nicht taten. | |
Tatsächlich hatten KTG-Töchter das Land nicht direkt an die Münchener Rück | |
verkauft, sondern erst an ein anderes Tochterunternehmen des | |
Agrarkonzerns. Nur für dieses Geschäft war eine Genehmigung der | |
Landwirtschaftsbehörde nötig. Erst danach kaufte der Versicherer die | |
KTG-Tochter. | |
Auf die Frage, ob Gesetzesänderungen nötig seien, erklärte die | |
Landesregierung, bereits jetzt könne unterbunden werden, dass „geltende | |
Vorschriften gezielt umgangen werden“. | |
## Wie konnte das passieren? | |
„Aber wie konnte dann der Fall KTG passieren?“, fragt Benjamin Raschke, | |
landwirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen im Brandenburger Landtag. | |
„Entweder reichen die Regelungen nicht aus, oder sie wurden nicht | |
angewendet.“ Er verlangte: „Brandenburg muss endlich für einen geregelten | |
Verwaltungsablauf sorgen und ein Agrarstrukturgesetz vorlegen, das den | |
Erwerb von Land durch Kapitalinvestoren und die Konzentrierung in einer | |
Hand begrenzt.“ Das könne zum Beispiel bei marktbeherrschender Stellung | |
durch regionale Maximalgrenzen und eine Preisdeckelung geschehen. | |
Ostendorff forderte, dass künftig auch Verkäufe von Anteilen an Firmen nach | |
dem Grundstücksverkehrsgesetz geprüft werden müssen, wenn die Unternehmen | |
Agrarflächen besitzen. Bisher verlangt das Gesetz für Verkäufe von solchen | |
Anteilen keine amtliche Erlaubnis. | |
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) kündigte Ende | |
Dezember Konsequenzen an. Er wolle mit den Bundesländern darüber sprechen, | |
die rechtlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Umwandlung | |
selbstständiger Höfe in Filialbetriebe oder die Übernahme durch | |
überregionale Investoren verhindert werden. | |
15 Jan 2017 | |
## LINKS | |
[1] /!5354610/ | |
[2] https://www.parlamentsdokumentation.brandenburg.de/starweb/LBB/ELVIS/parlad… | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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