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# taz.de -- Behörden gegen Landgrabbing: Brandenburg holt sich das Land zurück
> Der Konzern Munich Re hatte mehr als 2.000 Hektar Ackerfläche gekauft.
> Nun haben die Behörden einen Teil der Verkaufsgenehmigungen kassiert.
Bild: Die brandenburgischen Behörden haben Bauern gefunden, die für insgesamt…
Berlin taz | Die Brandenburger Behörden haben ihre Erlaubnis für den
umstrittenen Kauf riesiger Agrarflächen durch den Versicherungskonzern
Munich Re teilweise aufgehoben. „Der zuständige Landkreis Prignitz hat mit
Bescheid vom 28.9.2017 die 2015 erteilte Genehmigung nach dem
Grundstücksverkehrsrecht für 463 Hektar zurückgenommen“, teilte das
Agrarministerium in Potsdam der taz auf Anfrage mit. Für die restlichen
1.800 Hektar des Geschäfts habe sich kein Landwirt gefunden, der dringend
Flächen benötigt und die Äcker zu den Bedingungen des Kaufvertrags erwerben
wollte.
Der weltgrößte Rückversicherungskonzern hatte 2015 von der inzwischen
insolventen Holding KTG Agrar die Firma ATU Landbau mit rund 2.800 Hektar
Acker erworben, nachdem diese das gesetzliche Vorkaufsrecht für
ortsansässige Landwirte ausgehebelt hatte. 2.263 Hektar davon liegen in
Brandenburg. Die Fläche ist mehr als 800-mal größer als der Durchschnitt
aller 2015 in Deutschland verkauften Äcker.
Getrieben auch durch branchenfremde Anleger haben sich seit 2007 die
Verkaufswerte von landwirtschaftlich genutztem Land im Schnitt mehr als
verdoppelt. Normale Bauern können in diesem Bieterkampf oft nicht mehr
mithalten. Zudem fließen die Gewinne, etwa aus der Verpachtung des Lands
aus den oft armen Regionen in der Provinz, in ohnehin schon reiche Städte.
Nach einem [1][Bericht der taz] im November 2016 wurde der Fall auch in
[2][anderen Medien] und [3][der Politik] als Landgrabbing kritisiert – also
als illegitime Aneignung von Land.
„Die ATU hat dem Landkreis vorgetäuscht, die Flächen in ihrer Funktion als
landwirtschaftlicher Betrieb zu kaufen, während sie aber tatsächlich einem
außerlandwirtschaftlichen Investor zugeführt werden sollten“, sagte ein
Sprecher des brandenburgischen Ministeriums nun. „Deshalb waren die
Genehmigungen rechtswidrig.“ Demnach haben die Behörden jetzt Bauern
gefunden, die für insgesamt 5 Millionen Euro einen Teil der Flächen kaufen
wollen. Die Gesamtfläche sei damals für rund 27 Millionen Euro verkauft
worden.
Doch noch dürfen die Landwirte die fraglichen Äcker nicht nutzen. „Es
wurden Rechtsmittel gegen die Bescheide durch die damaligen
Kaufvertragsparteien eingelegt“, schreibt das Ministerium. Erst wenn die
Gerichte darüber rechtskräftig entschieden haben, würden die Landwirte ins
Grundbuch eingetragen und damit offiziell Eigentümer.
Rund 186 der 2.800 Hektar, die die Munich Re von der KTG bei dem Deal 2015
erworben hat, liegen in Sachsen-Anhalt. Auch dort prüfen die Behörden nun,
ob sie das Geschäft rückgängig machen können. „Die am Kauf beteiligten
Gesellschaften werden zurzeit vom Landkreis Börde angehört“, teilte das
Agrarministerium in Magdeburg mit. Die letzte Anhörungsfrist laufe am 10.
November ab.
Die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG, wie der Konzern offiziell
heißt, wollte sich auf Anfrage nicht zu der Sache äußern. Schließlich
handele es sich um ein laufendes Verfahren, schrieb der Konzern der taz.
5 Nov 2017
## LINKS
[1] /!5354610/
[2] http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kampf-um-aecker-wie-die-munich-re-lan…
[3] /!5374060/
## AUTOREN
Jost Maurin
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