# taz.de -- Donald Trump und Russland: Wilde Gerüchte, wilder Tweet | |
> Ein Dossier soll belegen, dass Russlands Geheimdienst den kommenden | |
> Präsidenten erpressen könnte. Trump tut das nun als Unsinn ab. | |
Bild: Beschwört schon mal seine Fans: der US-President-Elect Donald Trump | |
BERLIN taz | Es war ein ungewöhnliches Setting für eine Pressekonferenz: Wo | |
unter JournalistInnen normalerweise vollkommenes Stillschweigen und | |
lediglich kritische Nachfragen vorherrschen, waren bei der ersten | |
Pressekonferenz des gewählten Präsidenten offensichtlich eine ganze Reihe | |
von Trump-Fans im Saal, die ihren Helden mit Applaus begrüßten. | |
Trump und sein Vizepräsident Mike Pence verloren keine Zeit, um auf die | |
nicht einmal 24 Stunden zuvor veröffentlichten Berichte über ein den | |
Geheimdiensten vorliegendes Dossier zu dessen Verbindungen nach Russland | |
einzugehen. Die darin enthaltenen Behauptungen seien „Unsinn“, und dass | |
sich überhaupt Medien gefunden hätten, die das veröffentlichten, sei ein | |
Zeichen für deren Vorurteile. | |
Trump ging in seinen Vorbemerkungen auch auf seine neue Nominierung für die | |
Leitung der Veteranenbehörde ein – aber natürlich ging die erste Frage aus | |
den Reihen der Journalisten erneut um die Vorwürfe der russischen | |
Einflussnahme zu seinen Gunsten. Die neuen Berichte seien üble Verleumdung, | |
sagte Trump, vermutlich von einigen seiner Gegner zusammengeschrieben. | |
Bei dem Material, [1][das die Website Buzzfeed komplett veröffentlichte], | |
handelt es sich um Memos, die ein ehemaliger britischer | |
Geheimdienstoffizier anhand von russischen Quellen 2016 zusammengestellt | |
hat. Der Mann soll noch während des Vorwahlkampfes von republikanischen | |
Rivalen Donald Trumps angeheuert und später aus dem Lager der | |
demokratischen Kandidatin Hillary Clinton weiterbezahlt worden sein. | |
In den Memos ist unter anderem die Rede davon, der russische Geheimdienst | |
FSB habe Trump bei zahlreichen seiner Moskau-Besuche – mal ging es um die | |
Anbahnung von Immobiliengeschäften, mal um die Aufzeichnung der „Miss | |
World“-Gala – in verschiedene Fallen gelockt. Unter anderem sei der FSB im | |
Besitz von Videoaufnahmen einer Trump-Orgie mit mehreren Prostituierten in | |
einem Moskauer Hotel. Material, das Russland gegebenenfalls benutzen | |
könnte, um Trump zu erpressen. | |
## Auch Obama informiert | |
Auch die gehackten und von Wikileaks veröffentlichten E-Mails der | |
Demokratischen Partei und von Clintons Wahlkampfleiter John Podesta werden | |
in den Memos erwähnt. Hinter dem Hack habe nicht nur – wie schon die | |
US-Geheimdienste behaupten – Russland gesteckt, vielmehr sei das Vorgehen | |
auch direkt mit Trumps Wahlkampfteam abgesprochen gewesen. Sowohl Präsident | |
Barack Obama als auch Trump selbst waren in der vergangenen Woche über die | |
Existenz dieses Dossiers informiert worden. | |
Trump selbst reagierte, wie meist, auf Twitter: „FAKE NEWS – EINE TOTALE | |
POLITISCHE HEXENJAGD!“, [2][schrieb er zuerst], zitierte dann in weiteren | |
Tweets offizielle russische Stellungnahmen, die den Bericht für | |
„vollkommenen Quatsch“ erklärten, um schließlich in selbst für Trump | |
ungeahnte Sphären [3][hinabzustürzen]: „Geheimdienste hätten diese | |
Fake-News niemals an die Öffentlichkeit ‚gelangen‘ lassen dürfen. Ein | |
letzter Angriff auf mich. Leben wir in Nazi-Deutschland?“ Auf die Nachfrage | |
eines Reporters, ob er das wirklich glaube, bekräftigte Trump, das sei | |
Nazi-Stil. Eine Nachfrage eines Reporters von CNN selbst ließ Trump – unter | |
dem Beifall seiner Anhänger – nicht zu. CNN sei „kein Medium, sondern Fake | |
News!“. | |
Befragt über mögliche Interessenkonflikte zwischen seiner Rolle als | |
Präsident und als Chef seines Unternehmens, sagte Trump, als Präsident | |
müsse er sich von seinem Unternehmen überhaupt nicht trennen. Tatsächlich | |
verlangt das Gesetz von Präsidenten geringere Standards als von Ministern | |
oder Behördenleitern. | |
Er wolle das allerdings nicht, sagte Trump, und werde sich aus dem | |
Unternehmen zurückziehen. Länglich ließ Trump seine Anwältin Sherri Dillon | |
eine Erklärung über die Trennung seines Unternehmens von seiner Person | |
vortragen. Seine Söhne Donald Jr. und Eric würden das Unternehmen komplett | |
übernehmen. Trump würde zu keinem Moment über Geschäftsentscheidungen | |
informiert werden, „es sei denn, er lese davon in der Zeitung“. | |
## Loben statt antworten | |
Auf die Frage, ob er auch sicherstellen könne, dass die vielen reichen | |
Geschäftsleute in seinem Kabinett keinerlei Interessenkonflikte hätten, | |
lobte Trump seine Nominierungen schlicht als „brillant“, ohne auf die Frage | |
genauer einzugehen. | |
Obamas Gesundheitsreform sei eine „vollkommene Katastrophe“. 2017 werde das | |
noch offensichtlicher werden, und wenn man das einfach abwarten würde, wäre | |
das womöglich politisch geschickter, aber es wäre „nicht fair den Leuten | |
gegenüber“. Man werde Obamacare an einem einzigen Tag aufheben und | |
ersetzen. Man werde ein Gesundheitswesen schaffen, dass wesentlich billiger | |
und besser sei. Aber das sei ein sehr kompliziertes Thema. | |
Zur geplanten Mauer an der Grenze zu Mexiko sagte Trump, man könne | |
natürlich eineinhalb Jahre warten, bis die Verhandlungen mit Mexiko | |
abgeschlossen seien, damit Mexiko dafür bezahle. Man wolle aber sofort mit | |
dem Bau anfangen, deshalb würden die USA das erst einmal vorfinanzieren und | |
anschließend Mexiko in Rechnung stellen. | |
Update 12.01.: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, Trump habe | |
die Nachrichtenseite Buzzfeed als „Fake News“ bezeichnet. Tatsächlich | |
bezeichnete er den Fernsehsender CNN als „Fake News“. | |
11 Jan 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://www.buzzfeed.com/kenbensinger/these-reports-allege-trump-has-deep-t… | |
[2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/818990655418617856 | |
[3] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/819164172781060096 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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