# taz.de -- Spitzenberater im Weißen Haus: Trump sucht Rat in der Familie | |
> Donald Trump ernennt seinen Schwiegersohn Jared Kushner zu seinem | |
> Spitzenberater. Das ist nicht nur ethisch umstritten, sondern auch | |
> juristisch grenzwertig. | |
Bild: Kushner organisierte im Wahlkampf Trumps Social-Media-Kampagne | |
WASHINGTON afp | Das Weiße Haus als Familiensache: Donald Trump hat seinen | |
Schwiegersohn Jared Kushner zum Spitzenberater im Präsidialamt ernannt. Er | |
sei „stolz“ darauf, Kushner diese wichtige Führungsposition in seiner | |
Regierung anzuvertrauen, teilte der künftige Präsident mit. Trump setzt | |
sich damit freilich mit der ihm eigenen Chuzpe über alle Argumente hinweg, | |
wonach die Personalie juristisch wie ethisch unzulässig ist. | |
Denn nicht nur, dass es dem US-Präsidenten per Gesetz verboten ist, | |
Verwandte auf Regierungsposten zu ernennen. Der Ehemann der Trump-Tochter | |
Ivanka ist zudem ebenso wie sein Schwiegervater mit potenziellen | |
Interessenkonflikten konfrontiert. Wie Trump ist auch Kushner ein | |
steinreicher Immobilienunternehmer. Er ist zudem in der Medienbranche | |
tätig, als Herausgeber des Wochenblatts New York Observer. | |
Den Hinweis auf das Gesetz gegen Vetternwirtschaft sucht das Trump-Team mit | |
dem Argument abzutun, Nominierungen von Verwandten seien dem Präsidenten | |
nur bei Kabinettsposten untersagt, nicht bei Jobs im Weißen Haus. Diese | |
Auslegung des Gesetzes ist allerdings hochumstritten. | |
Kushner selbst ließ über eine Anwältin mitteilen, er wolle | |
Interessenkonflikte vermeiden, indem er aus seinem Unternehmen ausscheide, | |
„substanzielle Vermögenswerte“ abstoße und sich aus Angelegenheiten | |
heraushalte, die seine persönlichen Interessen direkt berührten. Diese | |
Beteuerungen dürften viele Kritiker freilich kaum besänftigen. | |
Ein ins Auge stechendes Beispiel für potenzielle Interessenkonflikte des | |
Trump-Schwiegersohns sind dessen Geschäftsverbindungen nach Israel. Trump | |
hatte bereits im November in Aussicht gestellt, dass Kushner, der | |
orthodoxer Jude ist, sich um die Beziehungen zu Israel und den Frieden in | |
Nahost kümmern könnte. Kushners Firma hat nach Informationen der Zeitung | |
„New York Times“ Darlehen von der israelischen Bank Hapoalim erhalten. Das | |
US-Justizministerium ermittelt gegen die Bank wegen Vorwürfen, sie habe | |
US-Bürgern bei der Steuervermeidung geholfen. | |
Trumps immense Wertschätzung für den Schwiegersohn, der an diesem Dienstag | |
gerade einmal 36 Jahre alt geworden ist, entspringt nicht zuletzt dessen | |
Rolle als einer der maßgeblichen Architekten des Wahlsiegs. Kushner hatte | |
die hocheffiziente Kampagne in den sozialen Netzwerken organisiert. | |
## Parallelen zu Trumps Werdegang | |
Nach dem Wahltriumph arbeitete der schlanke und großgewachsene Youngster | |
dann wesentlich an den Vorbereitungen für die Machtübernahme mit. Er wirkte | |
bei den Postenbesetzungen mit. Und obwohl er außenpolitisch völlig | |
unbeleckt ist, wurde er zu einer Art Chefdiplomat des Übergangsteams: Laut | |
„New York Times“ ließ das Trump-Umfeld das Weiße Haus wissen, es solle si… | |
mit wichtigen außenpolitischen Angelegenheiten an den Schwiegersohn wenden. | |
Der Eifer, mit dem Kushner die politische Karriere seines Schwiegervaters | |
unterstützt, ist eine durchaus erstaunliche Entwicklung. Denn der | |
Schwiegersohn entstammt einer Familie eingefleischter Demokraten. | |
Allerdings wechselte Kushners Vater Charles, der wegen Steuerbetrugs, | |
illegaler politischer Spenden und Zeugenbeeinflussung 14 Monate lang hinter | |
Gittern saß, 2015 die Seiten und spendete für Trump. | |
Die enge Bindung zwischen dem künftigen Präsidenten und seinem | |
Schwiegersohn resultiert womöglich auch aus Parallelen im Werdegang. Wie | |
Trump übernahm Kushner, der in Harvard und New York studierte und | |
Abschlüsse in Betriebswirtschaft und Jura hat, das Immobilienimperium | |
seines Vaters. Und wie Trump baute er dieses Imperium aus, indem er in | |
Wolkenkratzer im New Yorker Stadtteil Manhattan investierte. | |
Mit Ivanka Trump, die ihrerseits eine leitende Position im | |
Unternehmensimperium ihres Vaters einnimmt und daneben eine eigene Mode- | |
und Schmuckfirma betreibt, ist Kushner seit 2009 verheiratet. Sie trat | |
seinetwegen zum jüdischen Glauben über. Das Paar hat drei Kinder. | |
Die Familie wird nun von New York nach Washington umziehen, das Haus ist | |
bereits ausgesucht. Der anstehende Umzug hat übrigens Spekulationen auch um | |
Ivanka Trump angeheizt, die wohl ebenfalls eine wichtige Rolle an der Seite | |
des neuen Präsidenten einnehmen wird. Das Weiße Haus würde damit noch mehr | |
zur Familienangelegenheit. | |
10 Jan 2017 | |
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