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# taz.de -- Korruptionsverdacht gegen Netanjahu: Er könnte noch kippen
> Der Mitschnitt eines Telefonats zwischen Netanjahu und dem Herausgeber
> einer Tageszeitung, könnte der Anfang vom Ende von Israels Premier sein.
Bild: Symbolisch wird auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv das goldene Kalb in Form …
Jerusalem taz | Noch kein Jahr sitzt Israels Exregierungschef Ehud Olmert
im Gefängnis, weil er sich der Korruption schuldig machte, schon gerät sein
Nachfolger, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einen ganz ähnlichen
Verdacht. Bei der mysteriösen Akte 2000, die aktuell im Zentrum der
polizeilichen Ermittlungen steht, geht es um den Mitschnitt eines
Gesprächs, das vor einigen Monaten zwischen Netanjahu und Arnon Moses,
Herausgeber der Zeitung Jediot Achronot stattfand.
Netanjahu wünschte sich, wie TV-Channel 2 Anfang der Woche berichtete, eine
wohlwollendere Berichterstattung des eher regierungskritischen Blattes. Im
Gegenzug sei er bereit gewesen, die Auflage der Konkurrenzeitung Israel
Hajom zu reduzieren. Herausgeber dieses regierungstreuen Blattes ist
Netanjahus Intimus, der amerikanische Multimilliardär Sheldon Adelson. Vor
knapp zehn Jahren gründete Adelson das Blatt, das nach wie vor marktführend
ist.
Bereits im November berichtete die Wirtschaftsbeilage der Haaretz, über
einen gut acht Jahre zurückliegenden geheimen Deal zwischen Moses und
Netanjahu. Mit Blick auf den erstarkenden Konkurrenten und Sorge um die
Zukunft seiner eigenen Zeitung habe Moses einer weniger kritischen
Berichterstattung über den Regierungschef zugestimmt.
Netanjahu seinerseits habe versprochen, „dass die Wochenendausgabe von
Israel Hajom eingestellt werde“, so zitieren Vertraute den Herausgeber von
Jediot Achronot. Lange hielt die Vereinbarung nicht, denn schon Ende 2009
erschien Israel Hajom erneut am Wochenende und mit erhöhter Auflage. Arnon
(Noni) Moses revanchierte sich mit bösen Schlagzeilen auch gegen Netanjahus
Ehefrau Sara. „Nonist“ steht seither bei den Netanjahus als Synonym für
Widersacher.
## „Abgrundtiefe Korruption“
Die Akte 2000 ist die zweite Affäre, der sich Netanjahu in diesen Wochen
stellen muss. Berichten zufolge geht es bei parallelen Ermittlungen der
Polizei um großzügige Geschenke wohlhabender Freunde, um teure Zigarren,
Champagner und die Finanzierung von Flügen auch für die Söhne Netanjahus.
Ganz ähnlich wie einst bei Olmert.
Israels Öffentlichkeit ist daran gewöhnt, dass einflussreiche Politiker
käuflich sind. Die Summen von mehreren hunderttausend Schekel (1 Schekel =
25 Cent), die Netanjahu von seinem Freund, dem Filmproduzenten Arnon
Milchan, erhalten haben soll, übersteigen bei weitem die Zuwendungen, die
in Olmerts Jackentaschen verschwanden.
## Politische Verschwörung
Jakob Weinroth, Netanjahus Anwalt, versuchte die Angelegenheit vor
Journalisten herunterzuspielen. Es sei schließlich „kein Verbrechen“, wenn
ein Freund einem anderen von Zeit zu Zeit an paar Zigarren zukommen ließe,
meinte er. Auch Netanjahu selbst hielt sich am Sonntag an die Version, dass
ihm „nichts passieren wird, weil es nichts gibt“. Aus seinem Umfeld
verlautete aber, er sei etwas blass geworden, als er hörte, dass der
Gesprächsmitschnitt mit Moses der Polizei vorliegt.
Die Partei scheint vorerst zu ihrem Chef zu stehen. Micky Sohar vom Likud
vermutet hinter der Affäre eine Verschwörung des Verlegers Moses. „Der
arbeitet seit Jahren daran, Netanjahu zu Fall zu bringen.“ In der
Opposition werden schon Stimmen laut, die einen Rücktritt fordern.
Von einer „abgrundtiefen Korruption“ sprach die frühere Chefin der
Arbeitspartei Scheli Jechimowitsch, die gleich den Bogen zog zur
Olmert-Affäre und damit signalisierte, dass auch Netanjahu hinter Gitter
gehöre. Nach Ansicht von Haaretz-Kolumnist Amir Oren kann „nur noch eine
Überraschung Netanjahu vor einer Anklage retten“.
9 Jan 2017
## AUTOREN
Susanne Knaul
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