# taz.de -- Benjamin Netanjahu nach UN-Resolution: Sein Wüten kennt keine Gren… | |
> In seinem Furor über die Resolution gegen israelische Siedlungen weitet | |
> Israels Premier seine Attacken aus. Kritik kommt aus den USA. | |
Bild: Im Hintergrund: die illegale Siedlung Har Homa bei Bethlehem | |
Jerusalem taz | Aus Zorn über eine Resolution des Weltsicherheitsrats gegen | |
die israelische Siedlungspolitik hat Israel eine Reihe von Gegenmaßnahmen | |
eingeleitet. Das Land will jetzt seine Beziehungen zu den Vereinten | |
Nationen auf den Prüfstand stellen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu | |
wies das Außenministerium am Wochenende an, einen „Aktionsplan“ gegen die | |
UN und andere internationale Einrichtungen auszuarbeiten. Dieser solle dem | |
Sicherheitskabinett binnen einem Monat vorgelegt werden. Ein Teil der | |
Zahlungen in Höhe von 7,8 Millionen Dollar an fünf angeblich | |
israelfeindliche UN-Institutionen seien gestoppt. | |
Der UN-Sicherheitsrat hatte Israel am Freitag zu einem vollständigen | |
Siedlungsstopp in den besetzten Palästinensergebieten, einschließlich | |
Ost-Jerusalem, aufgefordert. Siedlungen wurden als Verstoß gegen | |
internationales Recht und großes Hindernis für einen Frieden in Nahost | |
bezeichnet. Zum ersten Mal seit 1979 hat der Sicherheitsrat damit die | |
Siedlungspolitik verurteilt. Bisher hatten die USA bei ähnlichen Vorhaben | |
ihr Veto eingelegt. | |
Netanjahu verurteilte die Resolution als „schändlich und antiisraelisch“. | |
Die Resolution bezeichne das jüdische Viertel in der Altstadt und die | |
Klagemauer als besetztes Gebiet. Das sei „wahnhaft“. Naftali Bennett, | |
Bildungsminister und Vorsitzender der Siedlerpartei Jüdisches Haus, | |
forderte, weite Teile des Westjordanlandes zu annektieren. Oded Revivi von | |
der Siedlerdachorganisation Yesha im Westjordanland sagte, die UN hätten | |
sich dafür entschieden, den Konflikt anzuheizen. „Frieden wird durch | |
Brücken und nicht durch Mauern geschaffen.“ Die jüdischen Städte hätten d… | |
Leben der Palästinenser nur verbessert. „Der Nahostkonflikt hat nichts mit | |
dem friedlichen Bau von israelischen Heimen in der Heimat unserer Ahnen zu | |
tun“, sagte er. | |
Die palästinensische Führung zeigte sich dagegen erfreut über die | |
Resolution. Der ehemalige Chefunterhändler Saeb Erekat sprach von einem | |
„Sieg des internationalen Rechts“ über die „extremistischen Kräfte in | |
Israel“. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte Israel bei einem | |
Weihnachtsessen in Bethlehem auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren: | |
„Lasst uns Seite an Seite in Frieden leben, ihr in eurem und wir in unserem | |
Staat. Im Moment lebt ihr auf einer isolierten Insel.“ | |
Israel bestellte am Sonntag die Botschafter jener Staaten ein, die für den | |
Beschluss gestimmt haben. Der Regierungschef leitet zudem diplomatische | |
Schritte gegen die Antragssteller der Resolution, Neuseeland und Senegal, | |
ein. Außerdem lud er den ukrainischen Außenminister Wladimir Groisman aus. | |
Auch die Ukraine stimmte für die Resolution. Ebenso strich Netanjahu ein | |
Treffen mit seiner britischen Amtskollegin Theresa May. Großbritannien ist | |
Veto-Macht im Sicherheitsrat. | |
Am Ende traf sich Netanjahu persönlich mit US-Botschafter Dan Shapiro, wie | |
sein Sprecher bestätigte. Über die Details des Gesprächs wurde nichts | |
mitgeteilt. Zuvor hatte Netanjahu bekräftigt, dass Präsident Barack Obama | |
hinter der Resolution stehe, die Formulierung ausgearbeitet und ihre | |
Verabschiedung verlangt habe. Der ehemalige US-Botschafter in Israel Dan | |
Kurtzer kritisierte Israel. „Die Sprache, die gegen den Präsidenten der | |
Vereinigten Staaten benutzt wird, ist etwas in dieser Form nie | |
Dagewesenes“, sagte Kurtzer im Armeeradio am Montag. „Ein Verbündeter | |
sollte nicht so eine Sprache gegen einen anderen Verbündeten verwenden, | |
egal, wie wütend jemand ist.“ | |
26 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Steffi Unsleber | |
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