# taz.de -- Mehr Sicherheit: Streit um mehr Kameras | |
> Nach dem Anschlag am Breitscheidplatz fordert die CDU mehr | |
> Videoüberwachung. Der rot-rot-grüne Senat will aber erst die Ermittlungen | |
> abwarten. | |
Bild: Videoüberachtung: In Duisburg-Marxloh bereits Realität | |
Die rot-rot-grüne Koalition warnt vor übereilten Schlüssen aus dem Anschlag | |
am Breitscheidplatz. „Die Vorstellung, dass wir eben mal Kameras an | |
öffentlichen Plätzen installieren und die Polizei wertet ständig Livebilder | |
aus, ist ein Hirngespinst“, sagt der innenpolitische Sprecher der Grünen, | |
Benedikt Lux, der taz. Die Einführung einer Videoüberwachung an | |
öffentlichen Plätzen würde mehrere Jahre dauern. Lux plädiert deshalb | |
dafür, genau abzuwägen, wie man auf den Anschlag mit zwölf Toten vom 19. | |
Dezember reagiere. „Jede Maßnahme für mehr Sicherheit hat ihren Preis“, so | |
der Grüne. | |
Lux reagierte damit auf Forderungen von Bundesinnenminister Thomas de | |
Maizière (CDU) an den Berliner Senat, seine Haltung zur Videoüberwachung | |
„dringend“ zu überdenken. In der Bild am Sonntag hatte de Maizière gesagt: | |
„Das Bundeskabinett hat am Mittwoch ein Gesetz beschlossen, das die | |
Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen erleichtert und damit einen | |
wichtigen Beitrag zur Kriminalitätsbekämpfung leisten wird.“ | |
Demgegenüber hatte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) erklärt, dass | |
man sich von den Forderungen der CDU nicht unter Druck setzen lasse. Nach | |
dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt sollten erst einmal die Ermittlungen | |
zu Ende geführt werden, sagte Geisels Sprecher Martin Pallgen. „Dann können | |
wir in die politische Diskussion einsteigen. Jetzt halten wir das für | |
verfrüht.“ Zugleich betonte Pallgen, das Thema müsse angesichts der | |
veränderten Lage neu bewertet werden. | |
Burkard Dregger, Innenpolitiker der Berliner CDU, erklärte, die Debatte | |
über Videoüberwachung öffentlicher Plätze komme nicht verfrüht, sondern | |
eindeutig zu spät. Die Innenverwaltung sollte sich die laut Dregger zynisch | |
anmutende Bewertung sparen. Sie sollte „lieber überlegen, wie man die | |
Sicherheitsarchitektur in der Stadt sachgerecht stärken könnte“. Terror sei | |
nie privat, und ein Verzicht auf Videoüberwachung könne in diesem | |
Zusammenhang deshalb nie mit dem Hinweis auf Privatsphäre begründet werden, | |
so Dregger. | |
In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sprachen sich 73 | |
Prozent dafür aus, die Polizeikräfte aufzustocken. Eine große Mehrheit von | |
60 Prozent der Deutschen ist für eine stärkere Videoüberwachung | |
öffentlicher Räume. | |
Der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche wurde nicht | |
mit Kameras observiert. Bislang wird nur das Holocaustmahnmal als Ort des | |
öffentlichen Raums videoüberwacht. Bei der BVG sind alle Bahnen und | |
Bahnhöfe mit Kameras ausgestattet, die S-Bahn rüstet gerade nach. Darüber | |
hinaus gibt es an acht großen Berliner Bahnhöfen Videoüberwachung, darunter | |
am Alexanderplatz, am Zoologischen Garten und am Gesundbrunnen. CDU-Mann | |
Dregger fordert, auch öffentliche Plätze wie das Kottbusser Tor mit Kameras | |
zu überwachen. | |
Schon vor der Debatte über mehr Kameras hatte der Senat bei einer | |
Sondersitzung des Innenausschusses am Freitag erklärt, dass die Behörden | |
ein mögliches Verbot des Moschee-Vereins „Fussilet 33“ prüfen, in dem auch | |
der mutmaßliche Attentäter vom Breitscheidplatz verkehrt haben soll. | |
Meldungen, dass der bei Mailand erschossene Anis Amri kurz nach dem | |
Anschlag die Moschee in Moabit aufgesucht habe, erwiesen sich aber als | |
falsch. Die Person, die auf einem Überwachungsvideo zu sehen war, sei eine | |
andere gewesen. | |
Derzeit werde geprüft, „ob man hier kurzfristig tätig werden kann“, sagte | |
Innenstaatssekretär Torsten Akmann im Innenausschuss. Es gehe um die Frage, | |
ob „Verbotstatbestände“ vorliegen, die einen solchen Schritt | |
rechtfertigten. Dazu könnten Strafverfahren gegen Beteiligte gehören oder | |
Hinweise auf Unterstützung terroristischer Vereinigungen. | |
Innensenator Geisel sagte nach der Sitzung, man wolle das „jetzt noch | |
einmal besonders intensiv betrachten und möglichst schnell zu Ergebnissen | |
kommen“. Über ein Verbot war schon 2015 diskutiert worden. Der | |
Moschee-Verein gilt beim Verfassungsschutz als Treffpunkt von Islamisten. | |
26 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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