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# taz.de -- Entscheidung im Streit um Berliner Club: Das White Trash ist reif f…
> Die Betreiber des Festsaal Kreuzberg übernehmen den insolventen Club und
> dessen Mitarbeiter. Schon Mitte Januar könnte es erste Konzerte geben.
Bild: Ist Geschichte: Der Club White Trash in Treptow wird von den Festsaal-Mac…
Nun ist es amtlich: Der Festsaal Kreuzberg ist zurück – und zwar in
Treptow. Die Betreiber des zuvor an der Skalitzer Straße beheimateten und
2013 ausgebrannten Klubs werden das insolvente „White Trash Fast Food“ auf
dem Arena-Gelände an der Spree übernehmen. Dies wurde am Freitag bei einer
Versammlung der Gläubiger des White Trash beschlossen.
Die Festsaal-Macher um Björn von Swieykowski erhielten seitens der
Stimmberechtigten den Vorzug vor einer Bietergemeinschaft von Flutgraben
GmbH und den Konzertveranstaltern Trinity Music. Rund drei Viertel der
Anwesenden stimmten für das Konzept und Gebot des Festsaal Kreuzberg. Den
Kaufpreis gab man öffentlich nicht bekannt.
An neuer Stätte im Treptower Exil will das Festsaal-Team bald die
altbewährte Mixtur aus Konzerten, Diskussionsveranstaltungen, Lesungen und
Sportveranstaltungen wie der „Kiezboxgala“ anbieten. Neu dazu kommt ein
Restaurantbetrieb. Das Lokal soll allerdings ein völlig anderes Gesicht
haben als das bisherige „White Trash Fast Food“-Restaurant, in dem
Rock-’n’-Roll-Kultur und Burgerbraterei zusammenkamen.
## Schulden in Millionenhöhe
Das White Trash, Ende der Neunziger aus der Berliner Subkultur entstanden,
ist somit wohl endgültig Geschichte. Im April dieses Jahres hatte dessen
Betreiber Walter Potts Insolvenz anmelden müssen. Der einst in Mitte
gegründete Club ist aktuell mit etwa 6 Millionen Euro verschuldet. Die
Angestellten des Pleite-Clubs werden vom neuen Inhaber übernommen –
rechtlich ist dies in der Regel auch vorgesehen.
Für das Festsaal-Team hat die Suche nach einem neuen Standort nach
zweieinhalb Jahren damit ein Ende. Die Übergabe soll möglichst schnell
erfolgen, kündigte Udo Feser, Insolvenzverwalter des White Trash, an – zu
Beginn des neuen Jahres dürfte es so weit sein. Mit dem Umbau und der
Neugestaltung will das Festsaal-Team möglichst bald beginnen; die
Architekten des Studio Karhard, die schon für den Innenausbau des Berghain
verantwortlich zeichneten, sollen auch den neuen Festsaal gestalten. „Wir
sind erst mal einfach nur erleichtert“, sagte von Swieykowski am Freitag.
„Die vergangenen Wochen haben echt an den Nerven gezehrt.“
## Streit um Verdrängung
Zuletzt hatte es eine öffentliche Schlammschlacht zwischen
White-Trash-Betreiber Potts und der Festsaal-Crew gegeben. Potts hatte die
andere Interessentengruppe als Käufer vorgezogen – denn diese wollte ihn in
die Neukonzeption einbeziehen und gleichzeitig das alte White Trash in
Teilen erhalten. Gegenüber der Zitty sprach Potts davon, dass ein Club den
anderen verdränge – bei einem zum Kauf angebotenen hochdefizitären Club sei
das völliger Unfug, entgegneten die Festsaal-Betreiber. Das bisherige
Konzept habe man allein deshalb nicht übernehmen können, weil es
gescheitert sei – bis zuletzt hat das White Trash monatlich Verluste im
fünfstelligen Bereich verzeichnet.
Gespannt sein darf man, wie der neue Festsaal mit den verbesserten
räumlichen Möglichkeiten umgeht: Saal und Restaurant zusammen sind größer
als der alte Festsaal. „Es wird sicher auch mal die ein oder andere größere
Band bei uns spielen“, erklärt von Swieykowski. Zur Konzeption sagt er:
„Wie im alten Festsaal soll es ein vielfältiges Programm geben, es soll
kein reiner Rockschuppen werden. Uns ist wichtig, dass es Raum für
Diskussionen gibt.“
Der Vertrag soll in den kommenden Tagen unterschrieben werden. Wenn alles
gut geht, so von Swieykowski, könne es schon Mitte Januar erste Konzerte
und Partys im neuen Festsaal geben.
18 Dec 2016
## AUTOREN
Jens Uthoff
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