# taz.de -- Weißhandgibbons in der Bremer Botanika: Nur gucken, nicht anfassen | |
> In der Bremer Botanika leben seit einiger Zeit fünf Weißhandgibbons. Sie | |
> sollen vor allem Kindern einen Zugang zu exotischen Tier- und | |
> Pflanzenarten vermitteln | |
Bild: Hinter Gittern: Die Gibbons in der Bremer Botanika | |
BREMEN taz | Die Weißhandgibbons schwingen sich mit einem irrwitzigen Tempo | |
durch ihr neues Gehege. Elegant und irgendwie lässig sieht das aus, wie sie | |
scheinbar ohne Ziel und nur aus Freude an der Bewegung von Strebe zu Strebe | |
schwingen, gelegentlich kurz verharren, um dann erneut Schwung zu holen für | |
die nächste Runde. | |
Fünf dieser Affen leben seit September in der Botanika, einem | |
Naturerlebniszentrum im Rhododendronpark. Auf insgesamt 5.000 Quadratmetern | |
können sich die BesucherInnen dort über exotische Pflanzen, Schmetterlinge, | |
Insekten und Koi-Karpfen informieren, auch ein interaktives Erlebniszentrum | |
gibt es. | |
Interaktiv geht es allerdings zumindest bei den Gibbons nicht zu: Aus | |
Menschen- und vor allem aus Kindersicht ist rein gar nichts mit ihnen | |
anzufangen. Mit den Gibbons ist nicht gut Kirschen essen, sie beißen und | |
können einem sogar den Finger abreißen, solch eine Wucht entfalten sie, | |
wenn sie beim Versuch, sie zu streicheln, plötzlich los spurten. | |
Streicheln ist für die Besucher daher tabu, die Tiere leben in einem | |
engmaschigen Gehege mit Pufferzone zum Publikum. „Da muss ein Profi ran“, | |
sagt auch die Botanika-Geschäftsführerin Petra Schäffer. Die Pflege der | |
Tiere ist einigermaßen aufwendig, denn die Tiere vertragen sich | |
untereinander nicht. Darum sind für die fünf Affen zwei voneinander | |
getrennte Gehege notwendig. | |
Ihre eigentliche Heimat sind die südostasiatischen Regenwälder, wo sie weit | |
über dem Boden in den Baumkronen leben. Die Affen können bis zu 65 | |
Zentimeter groß werden und wiegen etwa fünf bis sieben Kilogramm. In der | |
Botanika kümmern sich nun zwei affen-erfahrene Tierpfleger um die Gibbons. | |
Dass in dem Naturerlebniszentrum, dessen Schwerpunkt eher auf Pflanzen als | |
auf Tieren liegt, überhaupt Gibbons zu besichtigen sind, ist einer | |
Notsituation geschuldet: Die Tiere gehörten ursprünglich zu einem privaten | |
Zoo, den der Betreiber eines Gartencenters in Bremen-Huchting über | |
Jahrzehnte aufgebaut und gepflegt hatte. Als das Gartencenter altersbedingt | |
und in Ermangelung eines Nachfolgers aufgelöst wurde, musste für die | |
Gibbons eine neue Heimat her. Die Betreiber wandten sich an die | |
Botanika-Geschäftsführung und baten sie, die Gibbons zu übernehmen. | |
Die Affen gelten als stark gefährdete Art und kommen in freier Natur fast | |
nur noch in ausgewiesenen Schutzgebieten vor. Die Botanika, ohnehin | |
spezialisiert auf eher exotische Pflanzen, bot sich aber auch aufgrund der | |
räumlichen Nähe als Folgequartier für die Affen an. Da der Unterhalt für | |
die Tiere im Botanika-Budget eigentlich nicht vorgesehen war, mussten die | |
Beteiligten kreativ werden: Mit Hilfe vieler Freiwilliger und Sponsoren | |
konnten die Gibbons schließlich einziehen. | |
Das Holz für die Gehege sponsorte ein Holzhändler, ein Tischler sägte die | |
Bretter in Form und das Technische Hilfswerk baute daraus die | |
provisorischen Gehege. Über Spenden sollen weitere 100.000 gesammelt werden | |
– so viel kostet die Errichtung eines festen Affenhauses, in das die | |
Gibbons möglichst schnell umziehen sollen. | |
Trotz aller Kosten und Umstände verspricht sich auch die Botanika etwas von | |
den neuen Gibbons: „Pflanzen sind erstmal für Kinder langweilig“, sagt | |
Geschäftsführerin Schäffer. Man erhoffe sich daher, dass die Tiere vor | |
allem den Kindern helfen, einen Zugang zur Botanika zu finden. Denn auch | |
wenn man die Tiere nicht streicheln kann – spannender als so manche Pflanze | |
sind die agilen Affen allemal. | |
29 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Karolina Meyer-Schilf | |
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