# taz.de -- Kurzfilmtag in Bremen: Lange Nacht der kurzen Filme | |
> Drei Bremer Spielstätten beteiligen sich mit sehr unterschiedlichen | |
> Programmen am Kurzfilmtag | |
Bild: Pubertät aus Knete: Der Kurzfilm „Alienation“ | |
Mittwoch ist Wintersonnwende und mit nur siebeneinhalb Stunden Sonnenlicht | |
der dunkelste Tag des Jahres. Kurze Tage bedeuten lange Nächste und das | |
wiederum heißt: Ein perfekter Tag fürs Kino. Und dann ist es auch noch ein | |
„Kurzfilmtag“, der an diesem kürzesten Tag deutschlandweit stattfindet. An | |
insgesamt 127 verschiedenen Orten werden Kurzfilme gezeigt. | |
In Bremen beteiligen sich die Kulturwerkstatt Westend, das Programmkino | |
City 46 und das Schauburg Kino. Den jeweiligen Veranstaltern sind die | |
Auswahl der Filme und die Planung der Events selbst überlassen und so ist | |
ein vielfältiges Programm entstanden. | |
Im Kulturzentrum Westend werden laut Veranstalter Filme etwa gezeigt, die | |
die Zuschauer „in ein Wechselbad der Gefühle mitnehmen“. Neben den | |
gezeigten Kurzfilmen wird es auch eine DVD Tauschbörse geben. Die Schauburg | |
ist zum ersten Mal mit dabei und hat sich für ein „Weihnachts-Special“ | |
entschieden. „Da bald Weihnachten ist, haben wir uns ein passenden Programm | |
dazu überlegt“, sagt Robert Erdmann, Theaterleiter der Schauburg. | |
Unter dem Motto „Eight Shorts for One X-Mas“ werden 22 kurze Filme | |
präsentiert, welche den Zuschauer in insgesamt 70 Minuten einmal um die | |
Welt reisen lassen. „Uns war es wichtig, nicht nur deutsche Filme zu | |
zeigen“, so Erdmann – daher habe man sich bewusst für internationalen | |
Produktionen entschieden. Aus Großbritannien, Neuseeland, Schweden, | |
Russland, den Niederlanden und auch aus Deutschland kommen die ausgewählten | |
Filme. „Wir wollten ein bisschen über den Tellerrand gucken“, sagt Erdmann. | |
Und Weihnachten feiere man ja nun mal auch fast überall auf der Welt.. | |
Kurzfilme haben in der Schauburg Tradition, auch wenn dies der erste | |
„Kurzfilmtag“ im Hause ist:Die Schauburg zeigt ohnehin vor jeder | |
Hauptvorführung einen kurzen Film. „Wir haben uns vor vier Jahren | |
entschieden, diese alte Tradition wieder einzuführen“, sagt Erdmann. An die | |
besondere Rolle der Kurzfilme im Kino erinnert auch Iris Berben, | |
Schauspielerin und Botschafterin für den Kurzfilmtag 2016. | |
In ihrer Videobotschaft sagt Iris Berben: „Ehrlich gesagt hast du manchmal | |
dem Hauptfilm sogar den Rang abgelaufen. Es ist deine Vielfalt, die | |
beeindruckt. Du kannst in kürzester Zeit die Menschen zum Lachen, | |
Nachdenken, Schreien, Überlegen bringen … Es lebe der Kurzfilm!“ | |
Alfred Tews, Kurator des Kurzfilmtages im City 46, weiß warum es | |
mittlerweile etwas besonderes ist, wenn man Kurzfilme vor dem Hauptfilm | |
zeigt. “Bis 1980 bekam man eine Steuervergünstigung, wenn man Kurzfilme | |
zeigte“, sagt Tews. Sobald das Gesetz geändert war, sah man nur noch selten | |
Kurzfilme im Kino. In Bremen werden heute nur noch in der Schauburg und im | |
City 46 Kurzfilme vor den Hauptvorführungen gezeigt. | |
Tews sagt, es sei erzählerisch eine große Herausforderung, in nur wenigen | |
Minuten Spielzeit auf den Punkt zu kommen. Und gerade so verdichtet gilt: | |
„Kurze Filme überraschen einen eher als lange“. Und weil Kurzflime | |
verglichen mit abendfüllenden Produktionen einigermaße einfach zu | |
produzieren sind, sei der Kurzfilmtag eine sehr gute Gelegenheit, bisher | |
noch unbekannten Filmemachern eine Bühne zu bieten. | |
Am Kurzfilmtag zeigt das City 46 deshalb auch eine Bremer Premiere. | |
„Schreivogel“ ist eine Verfilmung der gleichnamigen Geschichte von Heinrich | |
Hannover. Der ist eigentlich Rechtsanwalt, sicher einer der bekanntesten | |
Bremens. Bereits in den 50er Jahren war er als „Kommunistenanwalt“ | |
verschrien und in den 60er Jahren wurde er durch die Verteidigung Ulrike | |
Meinhofs bundesweit bekannt. In seiner Freizeit aber schrieb er | |
Kinderbücher, unter anderem das nun verfilmte Buch „Schreivogel“. | |
Die Hauptfigur heißt so, weil sie viel und laut schreit, wenn sie sich | |
ärgert. Und das macht ihn leider zu einem äußerst anstrengenden und | |
schwierigen Umgang. Erst zum Schluss findet er seinen Platz in der | |
Gesellschaft. Schreivogel zeigt, wie wir mit Menschen umgehen, deren | |
Eigenarten uns fremd sind. Er appelliere an Menschlichkeit und Toleranz und | |
mache gleichzeitig Mut, sich selbst treu zu bleiben. | |
Nanja Heid und Dana Kleinschmidt, die Macherinnen des Films, werden nach | |
der Vorführung für ein Gespräch bereit stehen. Auch Ezzat Nashashibi, der | |
für die Musik verantwortlich und seit über 20 Jahren der Stummfilmpianist | |
des City46 ist, wird dabei sein. “Heinrich Hannover wird auch versuchen zu | |
kommen“, sagt Tews. | |
Neben “Schreivogel“ werden noch sieben weitere Animationsfilme gezeigt. | |
Tews habe dafür die Highlights seines Kino-Lebens zusammengestellt. | |
Durchaus auch Klassiker, aber dennoch seien sie eher unbekannt. Von | |
preisgekrönten Produktionen wie “Alienation“, welcher das pubertäre Leben | |
von Jugendlichen beschreibt. Über den, laut Tews, urkomischen Film “Hanging | |
Around“, der vom Leben von Tieren im Zoo erzählt. Und bei dem einem das | |
Lachen im Halse stecken bleibe. Bis hin zu dem 29 Minuten langen Film | |
“Flatworld“, in dem Menschen, Tiere und Dinge aus Pappe sind. “Den kann m… | |
sonst nie zeigen, weil er weder richtig kurz, noch lang ist“, sagt Tews. | |
Er hofft, dass seine Filmauswahl zur Hälfte Spaß macht und zur anderen | |
Hälfte für neue Erkenntnisse beim Publikum sorgt. Die Filme sollen | |
Denkanstöße geben und vielleicht neue Sichtweisen entstehen lassen. | |
“Eigentlich sollte man alles hinterfragen was man sieht“, sagt Tews, “aber | |
das macht leider man viel zu selten.“ | |
Infos: www.kurzfilmtag.com | |
Schauburg Kino, 22 Uhr | |
City46, 20.30 Uhr | |
16 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Pia Siber | |
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