| # taz.de -- Kommentar Urteil zum Atomausstieg: Geschenke sind nicht einklagbar | |
| > Karlsruhe verweigert den Atomkonzernen die geforderten Milliarden. Wenn | |
| > die Politik sich geschickt anstellt, muss sie gar keine Entschädigung | |
| > zahlen. | |
| Bild: Noch 6 Jahre | |
| Auch wenn die ersten Meldungen und Kommentare das Gegenteil nahelegten: Die | |
| Atomkonzerne E.on, RWE und Vattenfall haben vor dem | |
| Bundesverfassungsgericht eine herbe Niederlage erlitten. Statt der | |
| geforderten 19 Milliarden Euro bekommen sie für den Ausstiegsbeschluss – | |
| wenn überhaupt – nur eine Entschädigung im Millionenbereich. | |
| Insgesamt ist der Atomausstieg, den der Bundestag nach der | |
| Fukushima-Katastrophe in großer Einmütigkeit beschlossen hat, nicht zu | |
| beanstanden. Mit dieser Entscheidung stärkt das Bundesverfassungsgericht | |
| nun die Rolle der Politik gegenüber der Wirtschaft. | |
| Die Hoffnung der Unternehmen, für die Rücknahme der schwarz-gelben | |
| Laufzeitverlängerung entschädigt zu werden, hat sich zerschlagen: Geschenke | |
| sind nicht einklagbar. Ein möglicher Anspruch gründet sich vor allem | |
| darauf, dass der schwarz-gelbe Ausstieg im Jahr 2011 am Ende etwas schärfer | |
| war als der rot-grüne von 2002 – und die vier AKW-Betreiber dabei | |
| unterschiedlich behandelt wurden. | |
| Dass SPD und Grüne die Schuld für den möglichen Entschädigungsanspruch nun | |
| allein auf Union und FDP schieben wollen, ist darum nicht fair. Wenn | |
| Rot-Grün den Atomkonzernen seinerzeit nicht mit einer flexiblen | |
| Strommengenregelung entgegengekommen wäre, gäbe es das Problem heute nicht. | |
| Doch Grund zum Jammern hat die Politik ohnehin nicht. Wenn sie verhindern | |
| will, dass die Unternehmen für den Atomausstieg – wenn auch in geringem | |
| Umfang – Geld bekommen, kann sie das leicht tun. Sie muss lediglich die | |
| Kernbrennstoffsteuer beibehalten, die zum Jahresende ohne Grund abgeschafft | |
| werden soll. | |
| Dadurch fiele eine mögliche Entschädigung für verfallene Strommengen | |
| geringer aus, weil der Gewinn der Atomkraftwerke sinken würde. Und die | |
| zusätzlichen Einnahmen aus dieser Steuer würden die mögliche Entschädigung | |
| bei Weitem übertreffen. | |
| Wie nun auch das Bundesverfassungsgericht noch einmal betonte, hat die | |
| Regierung viel Handlungsspielraum. Sie sollte ihn nutzen. | |
| 6 Dec 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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