# taz.de -- SpitzenkandidatInnen der Linken: Es wird ein Wagen-Bartsch | |
> Es gab noch einige Querelen, doch dann stand es fest: Sahra Wagenkecht | |
> und Dietmar Bartsch führen die Linkspartei in die Bundestagswahl. | |
Bild: Entspannt lief es nicht ab, nein, wirklich nicht | |
Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch sind die SpitzenkandidatInnnen der | |
Linkspartei für die Bundestagswahl 2017. Aber auch die beiden | |
ParteichefInnen gehen nicht leer aus: Der Wahlkampf soll von einem | |
„Spitzenteam“ geführt werden, in dem zudem Katja Kipping und Bernd | |
Riexinger vertreten sind. Damit geht die Linkspartei mit einem Kompromiss | |
aus einem Streit, der seit September offen zutage getreten war. | |
Am Sonntag kam der Vorstand der Partei in Berlin zusammen, um über die | |
Spitzenkandidatur und die Wahlkampfstrategie zu entscheiden. Während die | |
Strategie bereits am Samstag beschlossen werden konnte, fiel die | |
Entscheidung um die Spitzenkandidatur erst nach heftigen Diskussionen am | |
Sonntag. Doch schließlich konnten Riexinger und Kipping am Nachmittag vor | |
die Presse treten. Man habe eine „sehr rege und lebendige Debatte ganz im | |
Sinne einer demokratischen Parteikultur“ geführt, sagte Kipping | |
diplomatisch. „Wir haben nun die Hoffnung und den Anspruch, gemeinsam | |
handlungsfähig zu sein.“ | |
Strittigwar insbesondere die Frage, welche Aufgaben Kipping und Riexinger | |
im Wahlkampf übernehmen sollen. Wagenknecht und Bartsch hatten die | |
ParteichefInnen bereits im September mit ihrer Entscheidung konfrontiert, | |
nur als Zweierteam für eine Spitzenkandidatur zur Verfügung zu stehen, | |
nicht aber für eine Viererlösung, wofür sie von vielen Parteimitgliedern | |
kritisiert worden waren. | |
Nun hatten Medien zwar bereits am Samstag berichtet, dass sich Kipping und | |
Riexinger auf Wagenknecht und Bartsch als Spitzenteam eingelassen hätten – | |
aber nur unter der Voraussetzung, dass die Verantwortung für die | |
Wahlkampfführung und mögliche Koalitionsverhandlungen für Rot-Rot-Grün nach | |
der Wahlentscheidung bei den Parteivorsitzenden liegen soll. Am Sonntag | |
aber erfuhr die taz aus Parteikreisen, dass Wagenknecht und Bartsch | |
beanspruchten, zudem die politische Wahlkampflinie zu bestimmen und die | |
Parteivorsitzenden dabei außen vor zu lassen. Dies ist nun vom Tisch. | |
## KanzlerIn wird wohl keiner | |
Zwar ist die Kür des Teams bei der Linken nicht ganz so aufgeladen wie bei | |
CDU oder SPD, weil die Frage nach der KanzlerInnenschaft nicht im Raum | |
steht. Trotzdem ist damit klar, wer den Wahlkampf führt und die inhaltliche | |
Linie prägt. In diesem Fall sind nun alle Strömungen der Partei im | |
Wahlkampfteam vertreten. „Das ist eine super Grundlage, die die gesamte | |
Breite der Partei abbildet“, sagte Dominic Heilig der taz, der das Forum | |
demokratischer Sozialismus vertritt, in dem sich pragmatisch orientierte | |
Linksparteimitglieder treffen. | |
Wagenknecht gilt als Vertreterin des traditionellen linken Flügels und | |
zeigt klare Kante, was eine mögliche Regierungsbeteiligung in einem | |
rot-rot-grünen Bündnis betrifft: Sie forderte zuletzt eher Veränderungen | |
der anderen Parteien, als selbst zu Zugeständnissen bereit zu sein. | |
Insbesondere was die Flüchtlingsfrage angeht, hatte sie im Sommer mit | |
Äußerungen zu möglichen Obergrenzen für Ärger auch innerhalb der Partei | |
gesorgt. | |
Bartsch wiederum steht zwar deutlich in Wagenknechts Schatten, gilt aber | |
als Verfechter einer Regierungsbeteiligung. Er profitiert von der Tatsache, | |
dass die beiden FraktionschefInnen gut zusammenarbeiten. Kipping und | |
Riexinger wiederum gelten als Vertreterin des mittleren Flügels der Partei, | |
der für ein sozial orientiertes, emanzipatorisches Politikverständnis | |
steht. | |
4 Dec 2016 | |
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