# taz.de -- Teheran-Kunst in Berlin: Von Mullahs und deutschen Kritikern | |
> Zweifel kommen auf, ob „Die Teheran Sammlung“ in der Berliner | |
> Gemäldegalerie wie geplant gezeigt wird. Wie riskant ist der | |
> Kulturaustausch? | |
Bild: Auch Jackson Pollocks „Mural on Indian Red Ground“ soll von Teheran n… | |
Ab 4. Dezember sollte in der Berliner Gemäldegalerie „Die Teheran Sammlung“ | |
gezeigt werden. Eine Schau mit Exponaten aus der Kunstsammlung des | |
iranischen Schah-Regimes. Die von Schah-Gattin Farah Diba aufgebaute | |
Sammlung moderner Kunst war nach der iranischen Revolution 1979 und der | |
Errichtung der Mullahdiktatur in den Kellern des Teheran Museum für | |
Zeitgenössische Kunst (TmoCA) verschwunden. Doch zaghaft begann man sich – | |
im ewigen Ringen zwischen Reformern und Hardlinern – zuletzt auch in | |
Teheran des Erbes der iranischen Moderne zu erinnern; das TmoCA | |
präsentierte selbst einige Werke der so verruchten wie modernen | |
Kunstsammlung. | |
Und ab Dezember, so hieß es seitens der Staatlichen Museen zu Berlin – | |
Stiftung Preußischer Kulturbesitz sollten in der Gemäldegalerie „60 | |
herausragende Werke US-amerikanischer und europäischer Kunst“ (darunter | |
Werke von Pollock, Rothko oder Bacon) „gemeinsam mit Künstlerinnen und | |
Künstlern der iranischen Moderne wie Faramarz Pilaram, Mohsen | |
Vaziri-Moghaddam oder Behjat Sadr“ gezeigt werden, erstmals im Ausland. | |
Noch im September sagte die deutsche Seite, man habe sich mit den Iranern | |
prinzipiell geeinigt. | |
Doch jüngste Presseberichte nähren Zweifel daran, ob die Schau wie | |
angestrebt realisiert wird. Die Zeit berichtet nun, die iranische Seite sei | |
in jeder Hinsicht vertragssäumig. Autor Werner Bloch behauptet sogar, nicht | |
einmal die Echtheit der im Teheraner TmoCA gelagerten Kunst sei klar. „Das | |
Teheraner Museum verfügt nicht einmal über eine Inventarliste der eigenen | |
Bestände“, schreibt er. „Nicht auszuschließen, dass unter den Werken, die | |
nun nach Deutschland verliehen werden sollen, auch Fälschungen sind.“ | |
Auch andere vor ihm haben bereits auf die Risiken eines Kulturaustauschs | |
mit Diktaturstaaten wie dem Iran hingewiesen. Nur sei die Gegenfrage hier | |
auch erlaubt, ob der Menschheit, dem Weltfrieden oder der iranischen | |
Zivilgesellschaft damit gedient ist, wenn man die Kommunikation unterhalb | |
von Kriegsfloskeln gänzlich einstellte und auf eine Kunstschau wie „Die | |
Teheran Sammlung“ verzichtete? | |
Der Vertragspartner mag schwierig einzuschätzen sein, und er verfolgt stets | |
eigene Propagandaabsichten. Doch in erster Linie geht es hier um eine | |
Kunstsammlung, die man von ihrer politischen Vereinnahmung und Verbannung | |
in den Keller befreien sollte – ein Stück iranische Kunst- und | |
Zeitgeschichte, die es hoffentlich auch noch ans westliche Tageslicht | |
schafft. | |
29 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Andreas Fanizadeh | |
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